Zimmerreisen 9: T wie Teufel und Troll.

Ehrgeizig bin ich ab und zu. Die „Zimmerreisen“ fordern mich heraus. Ich möchte die Aufgabe vollständig erledigen und mich durch das ganze Alphabet buchstabieren. Puzzleblume lädt zur 9. Zimmerreise ein: https://puzzleblume.wordpress.com/?s=zimmerreisen+9. Heute geht es um das T.

Nicht nur Engel und lustige Frösche sind Teil meines Lebens, sondern auch Hexen, Teufel und ein Troll. H ist nicht dran, also geht es in dieser Zimmerreise nur um den Teufel und um meinen allerliebsten Troll. Man erkennt: beide sind schon arg lädiert, staubig, zerbrochen und wieder geklebt. Sie sind einfach unersetzlich!

Der Teufel hatte als Teilnehmer im Adventskalender am 13. Dezember 2016 hier auf dem Regenbogen schon einmal das Wort. Er darf noch mal und los geht´s, auch wenn noch keine Weihnachtszeit ist. Aber T ist dran! Sorry.

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Ich bin nicht das geworden, was ich einmal werden sollte. Dieses Trauma begleitet mich ein Leben lang. Ich will mich bei Euch aussprechen, mein Therapeut ermuntert mich dazu. Er sagt, das kann helfen.

Also erzähle ich Euch jetzt meine Geschichte.

Ich kann mich noch genau erinnern. Ich war damals ein Hamburger Klumpen Ton. Ich wartete wochenlang ungeduldig darauf, mich zu verändern. Dann kam sie endlich, meine Verwandlerin, Frau Holle, wie sich Regine ja gerne ab und zu nennt. Gerade mal zwanzig süße Jahre alt. Schlank und rank und faltenlos. Sie besuchte zusammen mit ihrer Freundin einen Töpferkurs. Es war kurz vor Weihnachten und die beiden wunderschönen, fröhlichen und tatkräftigen jungen Frauen beschlossen, sich jede einen Engel zu formen. Frau Holle, die Holde, nahm mich in ihre warmen Hände, klopfte, schlug und knetet mich, bis ich weich wie Wachs in ihren Händen lag und darauf wartete, mich in einen Engel zu verwandeln.

Frau Holle machte und tat, klopfte und knetete, formte und verwarf. Ich wollte nicht gelingen. Ihre Freundin war schon lange fertig und hatte einen wunderbaren Engel vor sich stehen. Auf Frau Holles Stirn sammelten sich drei Schweißperlen. Ein letztes Mal knüllte sie mich zusammen und sagte: „Na gut, Engel will nicht gelingen. Vielleicht geht Teufel besser.“ Und sie knetete und formte und zack….bumm….bang saß ich vor ihr. Als wunderschöner Teufelsbraten war ich auf Anhieb richtig gut geraten!

Seitdem sitze ich im Dezember zwischen den Weihnachtsengeln. Sie haben mich in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Sie finden mich spannend. Männer sind natürlich Mangelware in ihrer Zunft. Nun ja, wenn sie wüssten, dass mein Schweif eigentlich aus verrutschten Flügeln besteht und ich tief in mir eine Engelsseele habe, dann würden sie aber….dann würden sie wirklich….äh….dann würden sie aber staunen!

Gibt es irgendwo da draußen Kollegen, denen es ähnlich ergangen ist? Meldet Euch, dann könnten wir eine Selbsthilfegruppe gründen. Das wäre so schön!

Merke: Hamburger Ton ist manchmal unberechenbar. Manchmal ist das Außen anders als das Innen. Frau Holle war auch mal jung und Teufel sind gar nicht so schlimm.

Nein, nein, wir wollen jetzt noch nicht an Weihnachten denken und diese Geschichte zügig wieder vergessen!

Und jetzt zum Troll:

Vor 65 Jahren brachte mir mein Vater einen Troll aus Schweden mit. Lange war der Troll verschollen und eines Tage ist er nach einem Umzug wieder aufgetaucht. Ich freute mich so! Nun steht er herum und erinnert mich an meinen Vater und an meinen Sehnsuchtsort Schweden. Bis heute war ich noch nicht dort. Aber vielleicht kommt es doch einmal dazu und dann werde ich nach echten Trollen Ausschau halten. Ich denke, ich werde sie mögen.

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Zimmerreisen 9: S wie Stickbild

Ehrgeizig bin ich ab und zu. Die „Zimmerreisen“ fordern mich heraus. Ich möchte die Aufgabe vollständig erledigen und mich durch das ganze Alphabet buchstabieren. Puzzleblume lädt zur 9. Zimmerreise ein: https://puzzleblume.wordpress.com/?s=zimmerreisen+9. Heute ist der Buchstabe S an der Reihe.

Früher stickte ich, wann immer ich Zeit hatte. Tischdecken, Bilder, Kissenhüllen, Lesezeichen, Handtücher und alles mögliche stellte ich mit großer Geduld fertig. Oft besorgte ich mir Fertigpackungen: Muster waren aufgedruckt und genügend Stickgarn lag immer bei. Ich entwarf aber auch selbst die Motive.

Eines Tages wurde ich schwanger. Ich wollte mich belohnen und bis zur Geburt etwas Schönes sticken. Also bestellte ich mir im Handarbeitsladen ein großes Stickbild. Es hieß „Puppenhaus“ und sollte dann später im Kinderzimmer hängen. So stellte ich mir das jedenfalls vor.

Als ich die Ware abholte, viel Geld bezahlte und das Paket zu Hause öffnete, erschrak ich sehr. Ich fand Stickgarn in vielen, vielen Farben, eine kleine Sticknadel und ein Stück Leinen (40cm x 50cm) . Dazu eine Anleitung. Ich hielt ein kompliziertes, sehr kompliziertes Abzählmuster in den Händen. Ach je, ich wusste gar nicht, ob ich zu so etwas fähig war. Am liebsten hätte ich das Ganze verschenkt. Aber ich kannte niemanden, der dazu Lust gehabt hätte. Darum machte ich mich ans Werk, denn das Geld wollte ich nicht umsonst ausgegeben haben.

Ich vergrößerte zuerst das Abzählmuster und arbeitete mich dann ganz allmählich ein. Winzige Kreuzstiche setzten sich nach und nach zu einem Bild zusammen. Fernsehen oder Hörbücher nebenbei waren nicht möglich. Ich musste mich ganz auf meine Arbeit und das Abzählen konzentrieren. Bis zum Geburtstermin wurde der Vorgarten und die äußere Mauer fertig. Auch die Schornsteine waren gebaut und die Tannenbäumchen gepflanzt. Dann legte ich die Handarbeit zur Seite, bis mein Sohn ein Jahr alt und ich nicht mehr so müde war.

Ich stickte also weiter, wurde wieder schwanger und wusste, dass die Zeit nicht reichen würde, um das „Puppenhaus“ für das Kinderzimmer fertigzustellen. Nach der Geburt gab es wieder eine lange Schaffenspause. Ich stickte leichtere Bilder, die schneller fertig wurden und nicht abgezählt werden mussten. Wir zogen von Föhr in das Wendland und irgendwann stickte ich dort weiter. Und stickte und stickte einige Jahre lang. Mit Unterbrechungen, aber ich stickte mich bis zur Fertigstellung tapfer durch die Zeit.

Ich ließ meine fertige Stickerei eines Tages rahmen und war sehr stolz auf mich.

Heute hängt das Bild im Flur. Jeder Mensch sieht es, sobald er meine Wohnung betritt. Die meisten Leute wissen wohl nicht, dass es eine Stickerei ist. Man muss schon nah herantreten, um zu erkennen, dass es sich um eine Handarbeit handelt. Um meine Handarbeit! Wie sorgfältig habe ich gezählt. Ab und zu musste ich wieder auftrennen. Ein Fehler ist geblieben, aber ich verrate natürlich nicht, wo der steckt. Ich freue mich selbst gerade sehr, dass mein „Puppenhaus“ hier auf dem Regenbogen einmal gewürdigt wird. Staunend stehe ich davor und betrachte es nach langer Zeit wieder ausgiebig.

Dieses Teil unter Glas zu fotografieren ist nicht einfach. Die Fotos sind nicht so toll geworden. Ich zeige sie trotzdem. Vielleicht könnt Ihr ahnen, warum ich so viele Jahre bis zur Fertigstellung brauchte.

Heute kann ich mit meinem Arthrosehänden leider nicht mehr sticken. Ich kriege es einfach nicht mehr akkurat hin. Aber ich erinnere mich gerne an die Zeit, die ich mit dem Stickrahmen, Nadel und Faden verbrachte. Abgezählt habe ich allerdings nur einmal, aber das ganz schön lange!

Zimmerreisen 8: R wie Romero und Ruheort

Zimmerreisen 8: R wie Romero und Ruheort

Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches immer wieder Erinnerungen weckt, egal welcher Buchstabe gerade bearbeitet wird. Das Regelwerk findet Ihr hier: https://puzzleblume.wordpress.com/2021/07/23/einladung-zu-den-zimmerreisen-08-2021/ Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Eines Tages sah ich hier in Lüchow in einem Schaufenster einen Kunstdruck, der mich ansprach und „Kaufe mich!“ rief. Zu sehen waren ein Mann mit Schäferhund und eine Frau im Liegestuhl am Strand in einer kleinen Bucht. Wenn ich mir bei Entspannungsübungen einen Ort vorstellen wollte, an dem ich meine Ruhe fand, also meinen Ruheort, so kam genau dieses Poster meinen inneren Bildern sehr nahe. Ich wollte es haben, unbedingt! Also ging ich in den Laden und erkundigte mich nach dem Preis. 75 Euro sollte der Spaß kosten, ohne Rahmen selbstverständlich. Ach, wir hatten nicht viel Geld damals, aber das Bild gefiel mir so gut. Es könnten mein Mann, unser Hund und ich sein, die dort gezeigt wurden. Wir drei am Meer! Dort hatten wir uns kennengelernt und eine Familie gegründet. Auch der Hund war auf der Insel geboren, es passte einfach zu gut!

Nein, inhaltlich passte es leider nicht mehr. Wir lebten zwar noch zusammen, aber unsere Ehe war am Ende. Das wusste ich. Allerdings nicht, wie es weitergehen sollte. Ich sagte: „Schade, dass die Frau dort nicht alleine ist.“ Die Verkäuferin meinte, so etwas gäbe es und holte einen Katalog. Oh ja, das Bild passte perfekt. Ich bestellte es, ließ es rahmen und wusste noch nicht, wo ich es aufhängen sollte. Also stellte ich das Ganze erst einmal zur Seite und wartete ab. Ein paar Monate später ergab es sich, dass ich eine Wohnung mieten konnte und von zu Hause auszog. Nun fand das Bild ganz schnell seinen Platz.

Ich kann mich nach zehn Jahren immer noch hineinträumen. Wie wäre es schön, ich hätte so ein Haus am Meer und einen Platz dort ganz für mich allein. Das wird nie passieren, aber ich kann mir diesen wunderbaren Ruheort jederzeit vorstellen.

Bis heute war es mir egal, wer es gemalt hat. Das muss ich zu meiner Schande gestehen, ich bin so. Namen und Bezeichnungen finde ich zweitrangig. Aber weil es zu den Zimmerreisen nun einmal gehört, dass man sich um solche Dinge kümmert, bin ich im Internet eben fündig geworden und weiß nun ein wenig mehr.

Das Bild fand ich mit dem Stichwort „Woman sitting in a beach chair“ und es ist von Paulo Romero, was ja sogar zum Buchstaben passt. Mehr konnte ich nicht herausfinden, aber wer Interesse hat, kann es ja selbst hier versuchen.

https://www.bing.com/images/search?view=detailV2&ccid=7%2fVn2vzM&id=8DFEF7CFFB72BE07B31C99F4FBA2C8CC463C7597&thid=OIP.7_Vn2vzMbbL6P1EoRp9jBAHaHa&mediaurl=https%3a%2f%2fbeachblissliving.com%2fwp-content%2fuploads%2f2014%2f10%2fwoman-in-beach-chair.jpg&cdnurl=https%3a%2f%2fth.bing.com%2fth%2fid%2fR.eff567dafccc6db2fa3f5128469f6304%3frik%3dl3U8RszIovv0mQ%26pid%3dImgRaw%26r%3d0&exph=507&expw=507&q=p+romero+paintings+strand&simid=607994187572251315&FORM=IRPRST&ck=EA77C87564814C9DB07138B3A9EDC965&selectedIndex=3&ajaxhist=0&ajaxserp=0

Ich gucke mich in meiner Wohnung um und finde massenhaft Anspielungen zu den Ruheorten meiner Träume. Selbst gestaltete Kalender und gemalte Bilder zeigen fast alle das Meer. Eigentlich ist es immer in Bewegung, aber ab und zu ist es windstill und dann ist das Meer mein liebster Ort auf Erden. In Wirklichkeit und in meiner Phantasie.

Hier drei Beispiele. Im Blog findet Ihr mehr vom Meer! Man muss nur weit genug zurück scrollen, denn ich war lange nicht mehr weg.

Zimmerreisen 8: Q wie Quatsch

Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches immer wieder Erinnerungen weckt, egal welcher Buchstabe gerade bearbeitet wird. Das Regelwerk findet Ihr hier: https://puzzleblume.wordpress.com/2021/07/23/einladung-zu-den-zimmerreisen-08-2021/ Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Im Sommer ist es manchmal sehr, sehr heiß draußen und die Sonne scheint so dermaßen freundlich durch meine Terrassentür, dass die Hitze auch drinnen droht. Es ist kaum auszuhalten und so schließe ich den Rollanden und nur unten bleibt ein kleiner Schlitz für etwas Tageslicht. Ich selbst bleibe hübsch in der nun dämmrigen, aber erträglich kühlen Stube. Eine schmale Aussicht bleibt und die seht Ihr auf diesem Foto. „So ein Quatsch“, denke ich und freue mich über das Q.

Die grünen Beine gehören zu einem lustigen Gartenfrosch, den mir mein Sohn schenkte. Damals lebte Misi (auch so ein Quatschfrosch) noch bei Frau Holle, also mir. Dieser Gartenfrosch mit den langen Beinen kam allerdings nicht mehr in den Misi-Geschichten vor. Ich mag ihn trotzdem, denn er erinnert mich an meinen ersten Pandemie-Geburtstag, als Besuche nur sehr eingeschränkt möglich waren.

Die grünen Beine sind also das Hauptthema des Fotos und ich denke, wie schon erwähnt „So ein Quatsch!“ Ob ich noch mehr davon in einer abgedunkelten Wohnung finden kann? Oh ja, Quatsch gibt es genug.

Diese drei Gesellen scheinen etwas auszuhecken. Ob sie wohl Quatsch machen wollen? Das Männchen in der kleinen Kiste hat mir ein Sohn gebastelt und es ist gefühlte hundert Jahre alt. Der Vogel ist auch ein Geschenk meiner Kinder und wurde im Zoo Hannover erstanden. Der Frosch ist das letzte Weihnachtsgeschenk meines damals geschiedenen Mannes. Er setzte ihn heimlich zum Engelchor und ich bemerkte ihn den ganzen Abend nicht. Und als ich ihn dann bemerkte, hatte ich schon einen Schluck Wein getrunken oder zwei, ich weiß nicht mehr. Zuerst dachte ich, dass mir noch nie aufgefallen sei, dass ein Engel solche Klubschaugen hat. Dann stellte ich meinen Blick auf scharf und entdeckte den Handyfrosch. Ich bekam einen Lachkrampf, den meine Söhne und ihr Vater nicht recht nachvollziehen konnten.

Jetzt sind dem Frosch die Beine und ein Arm abgebrochen und er wurde mit Tesafilm geflickt. Er darf nur noch im Schrank sitzen, damit nicht noch mehr passiert. Vielleicht ist es Quatsch, so etwas aufzuheben. Ich kann mich aber nicht trennen. Er bewacht eine beklebte Streichholzschachtel (25 Jahre alt), in der winzig kleine, nie eingelöste Gutscheine eines Sohnes stecken. Die könnte ich vielleicht aus Quatsch doch einmal einlösen.

Im selben Schrank steht auch dieser eitle kleine Kater. Der Spiegel ist ein Untersetzer für Kerzen, wird aber meist vom Kater genutzt. Ich entdeckte ihn auf einem Flohmarkt in Dänemark. Auch er ist also ein Andenken an schöne Zeiten, in der noch viel Quatsch gemacht wurde.

Das Gruppenbild im Schrank lädt zum Quatschmachen mit der Fotobearbeitung ein. Ist vielleicht nicht lustig, muss jetzt aber sein, denn Zimmerreisen mit Q sind etwas abgehoben, finde ich. Quark hätte ich nicht nehmen wollen und Quantenphysik besitze ich nicht.

Ja, gleich seid Ihr vom Quatsche befreit. Nur noch der liegende Weihnachtsmann mit Tannenbaum, der in einem anderen Schrank sehnsüchtig auf Weihnachten wartet. Er begleitet mich fast ein halbes Leben lang und er ist zu lang, um im Schrank gerade stehen zu können.

So, das war meine Zimmerreise mit Q. Quatsch ist in einem Einpersonenhaushalt selten geworden. Quatsch braucht ein Publikum. Am liebsten eins, das auch Quatsch machen kann. Ich hoffe, ich habe Euch nicht zugequatscht.

PS: Wahrscheinlich ist es auch Quatsch, Selbsttests aufzuheben!

Zimmerreisen 8: P wie Petronella und Puppenspiel

Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches immer wieder Erinnerungen weckt, egal welcher Buchstabe gerade bearbeitet wird. Das Regelwerk findet Ihr hier: https://puzzleblume.wordpress.com/2021/07/23/einladung-zu-den-zimmerreisen-08-2021/ Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Vorwort:

In Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat, sammelte ich Bilderbücher. Sie waren derer viele und eins der liebsten war “ Tomi Ungerers Märchenbuch“, Diogenes Verlag, 1975. Wie es sich in jenen dunklen Tagen gehörte, fand ich die Geschichte von Petronella (Jay Williams) emanzipatorisch beispielgebend. Denn hier rettet eine Prinzessin einen Prinzen, der vom bösen Zauberer gefangengehalten wird. Mutig absolviert sie die drei Aufgaben, die zur Rettung nötig sind. Nach einer aufregenden Flucht, denn der Zauberer gibt nicht auf und verfolgt das Paar, erfährt sie so allerlei Überraschendes und sie findet die Liebe ihres Lebens. Spoileralarm: Der Prinz ist es nicht.

Hauptteil:

In meinem Regal steht ein Foto aus längst vergangenen Tagen. Sie sind so lange her, dass es manchmal schwer fällt, zu glauben, dass sie keine Märchenerzählung meines Erinnerungsvermögens sind. Nein, das Fotos beweist einen gewissen Wahrheitsgehalt.

Und hier fängt die Geschichte von „Petronella“ und dem Puppenspiel an. Alles begann 1984 und ich war 32.

Wir waren zu dritt und mochten uns sehr. Gemeinsam verbrachten wir unsere Zeit mit Yoga, Basteln, kleinen Auszeiten und Strandbesuchen. Schließlich lebten wir auf Föhr und Föhr verbindet. Oder so ähnlich.

Eines Tages planten wir etwas Großes! Etwas Unerhörtes, etwas nie Dagewesenes. Wir wollten ein Puppentheater! Nicht irgendeines, sondern ein ganz und gar Selbstgemachtes. Mit Feuereifer verfolgten wir unsere Idee und setzten sie schließlich auch um.

Zuerst suchten wir die Geschichte aus. Was wollten wir spielen? Ich kramte Tomi Ungerers Märchebuch hervor und wir fanden, „Petronella“ sei geeignet. Sie spiegelte den Zeitgeist wieder, war lustig und passte zu uns. Wir wollten alle ein klein wenig Petronella sein. Und weil wir das so schön fanden, nannten wir unser noch nicht existierendes Puppentheater „Petronella“.

Ich schrieb das Drehbuch, welches noch in meinem Erinnerungskoffer liegt. Ja, ich hatte Talent, stelle ich heute fest. Gemeinsam bastelten wir die Handpuppen. Die Köpfe aus Fimo, die Kleider selbst genäht und bestickt. Zwischendurch übten wir unsere Texte und lachten uns schlapp. Und dann wurde die Bühne geplant und unsere Freunde boten ihre Hilfe an. Aber nein, wir wollten alles alleine machen. Schließlich hießen wir „Petronalla“ und wir konnten das selbst! Ja, nun, die Bühne sah etwas windschief aus. Aber das kaschierten wir später mit Luftballons. Die Kulissen entsprachen unseren Vorstellungen und schließlich war alles fertig.

Eine von uns war Inhaberin der Insel-Teestube und so war klar, wo die Premiere stattfinden sollte. Wir luden alle ein, die wir kannten und alle kamen.

Das Fotos zeigt uns kurz vor Beginn der ersten Vorstellung. Oh, wie war das aufregend! So viele Leute drängten sich, tranken Bier und Wein, plauderten und waren uns freundlich gesinnt. Und weil Puppenspielerinnen während der Aufführung ja selbst nicht zu sehen sind und sich unser Lampenfieber darum in Grenzen hielt, gelang die Märchenaufführung so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Das Publikum blieb bis zum Schluss des einstündigen Spektakels aufmerksam, lachte an den richtigen Stellen und manchmal auch dann, wo Lachen und Gejohle von uns nicht geplant war. Manchmal mussten wir mitlachen und das gehörte irgendwie dazu. Der Schluss-Applaus wurde bis zu Festland gehört.

Nachwort:

Und weil wir leider auseinander gegangen sind, spielen wir nicht bis heute. Ich bin gerade sehr gerührt, während ich dies schreibe. Und auch ein wenig sentimental.

„Petronella“ gab noch einige Vorstellungen. Dann wurde mein Bauch zu dick, denn ich war schwanger. Wir spielten nicht mehr zusammen, aber eine von uns übernahm die Bühne und tingelte durch die Kinderheime. Sie bastelte sich selbst ihre Puppen mit Köpfen aus Pappmaschee, so dass diese größer und auch in den letzten Reihen sichtbarer wurden.

Leider habe ich keine Fotos von unseren ersten Puppen. Wir teilten diese später, als ich die Insel verließ, auf und das hätten wir nicht tun sollen. Meine haben die vielen Umzüge nicht überlebt.

Mein Freund hat auf der Premiere ein paar Dias aufgenommen, die nicht so gut geworden sind. Ich zeige Euch trotzdem einige davon, denn sie sind besser als nichts und sie zeigen: Ich habe das nicht geträumt! Das war einmal!

Zimmerreisen 7: O wie Ohrringe

Zimmerreisen 7: O wie Ohrringe

Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches immer wieder Erinnerungen weckt, egal welcher Buchstabe gerade bearbeitet wird. Das Regelwerk findet Ihr hier:https://puzzleblume.wordpress.com/2021/06/25/einladung-zu-den-zimmerreisen-07-2021/ Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Ohrringe und Ohrstecker besitze ich viele. Hier seht Ihr eine kleine Auswahl meiner Sammlung. Ein Paar ist geerbt und wertvoll, die anderen glitzern und glänzen billig herum.

Ich schmückte mich gerne mit ihnen. Ausgehen, arbeiteten gehen und überhaupt: Glitzern am Kopf war angesagt.

Diese, also eigentlich waren es ja zwei, einer ist weg, trug ich gerne, als ich Studentin war. Sie passten gut zum Parka, zu Pumphosen, zu Latzhosen und zu meinem Hennahaar. Fand ich.
Diese, also auch als Paar, ich habe gerade aber nur einen gefunden, erstand ich in Irland, als ich mit Kommilitonen dort herumreiste, mit Zelten, viel Regen und einer Lungenentzündung. Nein, nicht ich wurde krank, eine Mitreisende hat es erwischt und dann war zwei Wochen „Bed and Breakfast“ angesagt und unsere Urlaubskassen meuterten.
Diese hat mir mein Mann geschenkt. Damals, als wir frisch verliebt waren. Ich trug sie monatelang jeden Tag. Das war ein Gefunkel, wenn die Sonne schien! Und sie schien ja immer, denn ich war verliebt und glücklich und umarmte die ganze Welt.
Und diese trug ich fast 25 Jahre später frisch getrennt in Hamburg, als ich mit Freunden Silvester im Tanzlokal feierte. Nein, feiern war es eigentlich nicht. Eigentlich war ich so traurig und hatte Sehnsucht. Ich konnte es nicht fassen, dass mein Mann nicht bei mir war.
Und diese kaufte ich, als ich mich in einer Reha erholen sollte und nicht konnte. Nach meinem Auszug von zu Hause erwischte mich die Angststörung, die mich zwar schon lange vorher begleitete, aber ich hatte sie einfach nicht bemerkt. Bis ich dann eines Tages in meiner neuen Wohnung im Bett lag und beschloss, nicht aufzustehen, sondern mich krankschreiben zu lassen. Ich konnte mich einfach nicht mehr zusammenreißen. Das Leben und alles andere machten mir Angst. Sogar die Weihnachtsbäckerei. Dann wurde ich zur Reha geschickt. Dort war es ziemlich schrecklich, aber ein paar schöne Erinnerungen gibt es auch. Und die Ohrringe trage ich heute noch gerne. Sie erinnern mich daran, dass ich diese blöden Angstgefühle nie ganz loswerde, aber ich mittlerweile gut mit ihnen leben kann.
Und diese kaufte ich mir 2019 für ein Silvesterseminar in Nordfriesland. Mit ihnen kam ich glänzend ins neue Jahr und wusste noch nicht, dass sich bald so vieles ändern würde.

Zur Zeit trage ich meist kleine Ohrstecker, denn wenn es so warm ist, kann ich kein Gebammel am Ohrläppchen ertragen. Das war früher auch mal anders!😆

Zimmerreisen 7: N wie Negativ

Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches mich immer wieder zu mir selbst führt. Das Regelwerk findet Ihr hier:https://puzzleblume.wordpress.com/2021/06/25/einladung-zu-den-zimmerreisen-07-2021/ Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

„Nun sei doch nicht immer so negativ!“, höre ich manchmal, wenn ich über die Zukunft spreche. Oder über meine Kindheit. Oder über meine Sorgen. Ich zuckte dann zusammen und überlegte, was ich denn nun wieder falsch gemacht habe. Positiv soll ich sein. Positiv denken und sprechen. Das würde besser passen.

Heute ist aber leider nicht P dran, sondern N. Also bleibe ich beim Negativ und gucke mich um. Daraus könnte ich etwas machen, denke ich, N wie Negativ. Mal sehen, was mir dazu einfällt:

Man darf das nicht so genau nehmen. Ein negatives Foto wäre etwas anderes, aber ich stelle folgende Regel auf: Im Regenbogen reicht es, ein Foto so zu bearbeiten, dass die Farben umgekehrt werden, um es negativ zu benennen. Und das habe ich eben mit meinen Spontanfotos getan. Und siehe da: Negativ gefällt mir auch ganz gut. Na ja, Lila überwiegt und das ist nicht gerade meine Lieblingsfarbe, aber sie ist nun einmal da, weil ich Grün so gerne fotografiere. Im Sommer gibt es sehr viel davon, wenn ich aus dem Fenster schaue. So nehme ich das Lila hin und sehe das nicht so negativ.

Und weil mich meine negative Welt gerade nicht weiter bringt, kehre ich die Farben eben wieder um. Nun wird Positiv doch noch gewürdigt.

Positiv finde ich auch schön. Ohne das Negativ würde das Positiv nicht so strahlen. Nichts ist eindeutig. Jedes hat zwei (oder mehr) Seiten. Es kommt auf den Blickwinkel an. Oder auf die Interpretation. Oder die Einstellung. Nur negativ ist doof. Aber nur positiv geht auch nicht. Beides miteinander zu verbinden ist manchmal angebracht. Sichtweisen sind unterschiedlich und das soll so sein. Ist doch gut, sich mit beiden Seiten auseinanderzusetzen.

Wenn demnächst jemand findet, ich sei mal wieder zu negativ, dann werde ich nicht mehr zusammenzucken. Dann werde ich an meine schlauen Gedanken vom 1. Juli 2021 denken und mich darüber freuen, dass mich heute eine verfrühte Geburtstagskarte erreichte, die auch im Negativ wahr bleibt. Nur die Farben sind anders, der Inhalt ist identisch. Manchmal ist es auch im wirklichen Leben so. Und damit endet meine negative Zimmerreise doch sehr konstruktiv, oder?

Zimmerreisen 6: M wie Misi

Zimmerreisen 6: M wie Misi

Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches mich immer wieder in meine eigene Vergangenheit führt. Das Regelwerk findet Ihr hier: Einladung zu den Zimmerreisen 06/2021 | Puzzleblume ❀ (wordpress.com) Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Der Misi hängt seit einigen Jahren im Garten ab. Hier ein aktuelles Foto:

Misi ist ein Gartenhänger und gehört meiner Nachbarin. Ich entdeckte ihn im Juli 2016 zum ersten Mal. Ich fand den Frosch so witzig, dass ich ihn gleich knipste. Das Foto wollte ich in den Blog meiner Schwester stellen, die mir damals erlaubte, dort ein paar Gastbeiträge zu schreiben, um das Bloggen auszuprobieren. Aber daraus wurde nichts. Also aus dem leisen Foto, meine ich. Das Bloggen ausprobieren gelang ja richtig gut. Ich bin bis heute dabei. Also heute probiere ich nicht mehr, heute mache ich. Aber nun zurück zu Misi. Er gab sich nicht zufrieden damit, still zu sein. Nein, das war nicht seine Art. Er wollte mitreden. Mitreden oder gar nichts. Also ließ ich ihn am 5. August mitreden: Misi meldet sich – Gertrud Trenkelbach Blog (wordpress.com) Er bezog sich auf einen Beitrag von mir über Glücksmomente. Damals war noch ein Foto dabei. Na ja, egal. Im August 2016 eröffnete ich meinen eigenen Blog und nahm Misi mit : Misi meldet sich (1) – Regenbogen und Freudentränen (wordpress.com).

Misi zog dann schnell bei mir zu Hause ein. Er nannte mich Frau Holle und beides gefiel mit gut: Frau Holle zu sein und mit einem Frosch zusammen zu wohnen. Misi entwickelte sich. Ein Nurmeckerfrosch wurde zu einem einigermaßen sozialen Wesen.

Misi begleitete Frau Holle ins Schwimmbad oder zum QiGong. Er sang im Chor und trat in eine Männergruppe ein. Er gab überall seinen Senf dazu und das war für Frau Holle nicht immer schön. Die beiden ergänzten sich trotzdem und es gab viel zu Lachen. Allerdings erlitt der arme Frosch auch heftige Angstattacken (Storch!) und musste zum Doktor Schreckweg in Therapie. Und einmal ist er im ersten Schnee fast erfroren, weil er nicht auf Frau Holle hören wollte. Misi lernte das Fotografieren und betätigte sich künstlerisch. Er besuchte andere Blogs und erlebte Abenteuer, das glaubt Ihr nicht. Eines Tages war er sogar ganz verschwunden und Frau Holle hatte große Angst um ihren kleinen Frosch. Aber alles ging gut aus. Na ja, bis auf das wochenlange Sprechverbot natürlich. Misi gestaltete einen Weihnachtskalender, er verliebte sich mehrmals und bekam furchtbar viele Kinder. Eins von denen war anders und blieb, während seine Geschwister das Weite suchten. Das Vatersein (alleinerziehend!) gestaltete sich für Misi ziemlich anstrengend, aber Frau Holle unterstützte ihn, wo sie nur konnte. Schließlich hatten auch ihre Kinder das Weite gesucht. Sie wusste also Bescheid.

Ja, so, war das mit Misi. Leider verschwand er, als Corona kam. Er zog in die Freiheit und ich hatte andere Probleme. Wenn Ihr neugierig seid, könnt Ihr in der Kategorie misi stöbern. Ich mache das manchmal selbst und finde, dass Misi und Frau Holle ein vergnügliches Team waren.

Der kleine Gartenhänger ist real und immer noch bei mir. Meine Nachbarin lässt ihn in meine Richtung gucken. Ich denke gerne an die Zeit mit Misi zurück. Er gab meinem Inneren Kind eine Stimme. Und jetzt verspüre ich gerade eine unbändige Lust, den kleinen Kerl wieder bei mir aufzunehmen. Mal sehen, ob er nicht doch noch zurück kommt. Ich könnte ihn manchmal gut gebrauchen.

Zimmerreisen 6: L wie Liste

Zimmerreisen 6: L wie Liste

Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches mich immer wieder in meine eigene Vergangenheit führt. Das Regelwerk findet Ihr hier: Einladung zu den Zimmerreisen 06/2021 | Puzzleblume ❀ (wordpress.com) Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Ich gucke mich um und finde wenig in meiner Wohnung mit L, das mich interessiert. Aber mir fallen so viele L-Wörter ein. Darum gibt es heute eine Zimmerreisen-Liste von mir!

Nachnamefangt mit L an
Geburtsname fängt mit L an
WohnortLüchow
BerufLehrerin, na ja, heute nicht mehr, aber so ganz werde ich das nicht los.
LiebeDie Liebe lässt sich nicht festhalten und will in Bewegung bleiben. Sie ist immer bei mir, auch wenn sie sich nicht ständig zeigt. Die Liebe braucht ihre Freiheit, sonst geht sie ein.
LebenspartnerHabe ich gehabt. Heute fehlt er mir als Vater unserer Kinder. Und wenn ich reise, vermisse ich ihn sehr. Reisen mit einem Liebsten sind durch nichts zu ersetzen.
LieblingsessenAls Kind gab ich Spinat mit Rührei an, wenn es um ein Lieblingsessen ging. Heute esse ich vieles gerne, aber täglich meinen Gewürzquark. Ich könnte mich von Schokolade, Kuchen und Lakritze ernähren, aber das ist ja ungesund. Leider.
LieblingsfarbeBlau und Glitzer. Ich weiß, Glitzer ist keine Farbe, aber alles, was glitzert, mag ich sehr. Ob ich einmal eine Elster war? Oder im nächsten Leben eine werde?
LieblingsbuchMeist das, welches ich gerade lese. Aktuell: „Die Verlassenen“ von Tom Perrotta. Ist sehr spannend und empfehlenswert!!!!
LieblingsfilmAktuell: Gundermann, Fraktus, Magical Mystery, 25 km, Wege des Herrn, Die Erbschaft…..
LieblingsmenschenMeine Kinder und ihre Lebenspartnerinnen, meine Freundinnen, ich.
LoslassenDas ist nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Allerdings ist es so: Je besser mir das Loslassen gelingt, umso besser geht es mir!
LernenGeht zum Glück immer. Als Rentnerin genieße ich das Lernen ohne Zensuren und Prüfungsdruck. Ich lerne das, was mir wichtig scheint. Allerdings habe ich auch viel von dem vergessen, was ich früher wusste. Das ist in Ordnung, ich muss ja schließlich Platz für Neues schaffen. Ich achte darauf, dass das Wissen wächst und die Seele sich entfalten kann. Beides kann zusammengehen, kann sich aber auch unterscheiden.
LachenKam im letzten Jahr etwas kurz. Ich lache gerne! Am liebsten in der Gemeinschaft.
LamettaFrüher war mehr! Mochte ich immer sehr…..
Lesen (Bücher)Ist ein großer Bestandteil meines Lebens. Ich dachte, das wäre bei jedem so. Ich habe aber festgestellt: es gibt viele Menschen, die ganz wunderbar ohne auskommen.
LeerlaufIst mir willkommen und ich fülle ihn nicht mit dem Smartphone. In der Leerlauf-Zeit genießen meine Gedanken und inneren Bilder ihre Freiheit.
LustLebenskraft!
LederIch besaß Lederhose, Lederjacke und einen sexy Lederrock. Heute sind meine Schuhe und Taschen noch aus Leder. Reine Gewohnheit und kann neu gedacht werden.
laufenKonnte ich noch nie richtig gut und seit einigen Jahren gar nicht mehr. Zum Glück geht Gehen noch.
lästernMacht(e) mir leider mehr Spaß, als es sollte. Habe ich mir weitgehend abgewöhnt, oder?
leidenIn jungen Jahren fand ich das laute Leiden schick. Ich dachte, wer leidet, wird geliebt und getröstet. Ist leider nicht so.😂
Und es gibt das wahre Leiden. Das kenne ich auch, weil es zum Leben gehört.
LobLoben kann ich. Also, die anderen loben. Selbstlob ist schon schwerer. Gehört sich irgendwie nicht. Selbstlob stinkt, haben wir als Kinder gesagt. Das stimmt nicht! Niemals! Und jetzt versuchen wir es mal alle mit einem ordentlichen Selbstlob. Also, ich….äh, ich, also ich bin……ist das schwer! 😳
ListeIch mag Listen!
Lack„Alles im Lack“ ist eine Redensart, die ich nicht verstehe. Gestern habe ich meine Holzbank lackiert. Sie ist jetzt im Lack und kann wieder im Garten stehen. Das ist eine Tatsache, die ich verstehe. Und nun kann ich das Eigenlob nachholen: Ich habe gut lackiert!
LebenDas Leben ist kurz und lang zugleich. Die größte Strecke liegt hinter mir. Im Rückblick hielten sich das Gute und das Schlimme die Waage. Mal überwog das eine, mal das andere. Beides ist wichtig für mich gewesen. Und so sehe ich auch die Gegenwart: Alles ist drin und ich halte das Gleichgewicht. Ich nenne diesen Zustand Zufriedenheit.

Diese Zimmerreise ist eine Kurzreise ins ICH geworden. Aber sie begann immerhin im Zimmer vor meinem PC!

Lecker! Lebensfroh! Liebevoll! Lebendig!

Zimmerreisen 5: K wie Kleider

Im Januar 2019 schrieb ich über die Kleider meines Lebens. Diesen Beitrag hole ich nun aus der Versenkung und aktualisiere ihn ein wenig, denn er passt perfekt zu den „Zimmerreisen 5“. Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches mich immer wieder in meine eigene Vergangenheit führt. Das Regelwerk findet Ihr hier: Einladung zu den Zimmerreisen 05/2021 | Puzzleblume ❀ (wordpress.com)  Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Gegenwärtig trage ich selten Kleider in der Öffentlichkeit. Aber früher schon. Obwohl meine Beine….na ja. Trotzdem hielten sie mich in meiner Jugend nicht davon ab, Minis zu tragen! Meine Mutter nähte mir, als ich etwa 14 Jahre alt war, aus einem feinen Blümchenbaumwollstoff ein Mini-Hosenrockkleid. Sie kaufte mir einen silbernen Kettengürtel dazu. Den konnte ich um meine damals noch schlanke Taille ketten und ich fand mich super-schön. Dazu ein gelber Strohschlapphut aufgesetzt….. perfekt! Dieses Kleid trug ich, bis es auseinanderfiel und am Po durchgescheuert war.

Für meine Jugendweihe suchte ich mir ein braunes, knielanges Hängerkleid mit Pailletten an der Passe aus. Nein, ich fand es nicht schön, aber für das Geld, welches mir zur Verfügung stand, war es das beste, was ich kriegen konnte. Er glitzerte immerhin oben herum. Das war damals sensationell. Heute könnte ich mich in Glitzerstoffe von oben bis unten einhüllen, damals gab es das noch nicht oder doch, aber diese Kleider waren unerschwinglich für mich. Ich kaufte also das blöde braune Kleid und hatte auch gleich etwas für das Theater und die Oper. Kulturring der Jugend! Fünf Theatervorstellungen und eine Oper pro Halbjahr! Wundervolle Jugendzeit. Ach ja. Ich fürchte, dieses Kleid trug ich auch auf meinem Abtanzball. Ich weiß es nicht mehr genau. Ich erinnere mich aber, dass ich keinen Partner hatte und ein Mauerblümchendasein fristete. Traurig, traurig.

Als ich etwa neunzehn war, kaufte ich mir ein knallrotes, glänzendes Minikleid mit Flügelärmeln und Tellerrock. Wunderschön und ich dachte mir gar nichts dabei, dass es so rot war und ging damit aus. Ich hatte sogar gute Chancen und wurde zum Tanzen aufgefordert. Das war damals in meinen Kreisen so. Schließlich gingen wir Mädels zum Tanzen, damit wir aufgefordert wurden und vielleicht sogar das Lebensglück in Form eines festen Freundes fanden. Ich fand keinen, aber immerhin wurde ich aufgefordert.

Ein wirklich kurzes Volantkleid zog ich mit Anfang zwanzig im Sommer kaum noch aus. Es war blau mit weißen Punkten. Kombiniert mit weißen Plastikkugelohrringen und einer riesigen Sonnenbrille mit weißem Rand war es einfach unwiderstehlich und ich gleich mit, fand ich. Einmal zog ich es zum Fasching an und meine Güte, da ging die Post ab.

Ich kann mich an ein Maxikleid erinnern. Toll, toll ein langes Kleid mitten am Tag zu tragen erzeugte schon ein kleines Prinzessinnengefühl. Dieses war schwarz mit tausend kleinen Blümchen darauf. Also das Kleid, nicht das Gefühl! Schick auch zu Feten und „Insterburg und Co“  in der Hamburger Uni-Mensa erlebte ich in eben diesem Kleid. Nein, was haben wir gelacht und bei „Otto“ war ich auch, aber da hatte ich etwas anderes an.

So, was gibt es noch für Lebenskleider? Mein Hochzeitskleid war ein billiges Schwangerschaftskleidchen, denn ich war zum zweiten Mal unübersehbar schwanger. Knielang-dunkelblau mit kleinen Blümchen drauf und super billig. Also nichts Besonderes und wir wollten es ja auch heimlich tun, das Heiraten. Nur ein paar Verwandte und Freunde im kleinen Kreis. Unser dreijähriger Sohn war natürlich dabei und fand es putzig, dass er plötzlich einen neuen Nachnamen bekam. Die Hochzeiten am 08.08.88 blieben in Wyk auf Föhr allerdings nicht geheim. Eine große Menschenmenge füllte den Marktplatz um die Superbrautpaare am Superdatum zu beobachten, wie sie das Standesamt verließen. Nun gut, wir waren natürlich nicht wie ein Hochzeitspaar gekleidet, aber das Glück muss man uns angesehen haben. Ach ja.

Als junge Frau und Mutter trug ich im Sommer eine ganze Reihe von Kleidern. Wadenlang und schwingend um die Beine. Irgendwann passte ich nicht mehr hinein in meine Lieblingskleider. Sie waren wohl eingelaufen im Laufe der Jahre, was wirklich schade war.

Ich besorgte mir zum Abiball meines ältesten Sohnes ein festliches langes Abendkleid. Es war günstig zu haben und ich sah ungewohnt vornehm aus. Der Rock war eng bis unten, dort glockte es um meine Fesseln und Schuhe. Mein Mann gestand mir einige Jahre später, dass ihn das Kleid mit seiner Stofffarbe an eine Leberwurstpelle (die golden-weiße) erinnert hätte. Ich weinte und warf es gleich in den Altkleidercontainer. Ich brauchte es sowieso nicht mehr. Ich kriegte den Reißverschluss nicht mehr zu.

Zu meinem sechzigsten Geburtstag kaufte ich mir noch einmal ein neues Kleid. Lang, eng, weiß und mit Blumen bedruckt. Kein festliches Kleid, aber ein bequemes. Manchmal trage ich es im Sommer heute noch, aber nur Zuhause. Ich mag mich in Hosen lieber leiden. Allerdings ertappe ich mich häufig dabei, wie ich mir fremde Kleider anschaue und auch mal wieder eines haben möchte. Ich muss nur noch herausfinden, welches in mein momentanes Leben passt!