Weihnachten 2016 ist Geschichte. Es war spannend, aufregend, gemütlich, traurig, lustig, anstrengend, füllend, liebevoll, distanziert, lecker, ermüdend, ermunternd, neu, traditionell, knisternd, ausgrenzend und einbeziehend. Alles in allem war es einfach nur schön. Mein Selbstbewusstsein hat sich auch in diesem Jahr wieder zusammengeschnürt und versteckt. Geschenkt, ich kenne das und weiß, das ich es ganz gut überspielen kann. Jetzt hat es wieder das Zepter übernommen und mir geht es gut mit den Erinnerungen.
Ich bekam neue Bücher und DVDs geschenkt und merkte, dass meine Regale überquellen. Ich begann umzuräumen. Ein Sohn hat Technik „aufgeräumt“ und Kabel versteckt. Wie schön plötzlich meine Wohnzimmerwand aussieht. Ich bekam zwei große selbst gemalte Bilder geschenkt, die sich gut über meinem Sofa machen. Wie schön jetzt mein ganzes Wohnzimmer aussieht! Ich kann vom anderen Sohn ein Bett bekommen und plötzlich habe ich Lust, mein ehemaliges Arbeitszimmer, jetzt Wohlfühlzimmer genannt, zu einem Gästezimmer umzuwandeln. Nun muss ich noch mehr umräumen. Prima. Vieles, was seit dem Einzug als Provisorium gedacht war, blieb so, wie es war. Ich kann wunderbar darüber hinweg gucken und mich wohl fühlen.
Jetzt wird mein Heim noch wohnlicher. Das Äußere spiegelt das Innere wieder. So gesehen scheint sich alles so zu fügen, wie es sein soll.
2016 war ein gutes Jahr für mich. Ich gewöhnte mich daran, mich nicht mehr über Beruf und Familie zu definieren. Die Frage, was von mir übrig bleibt, wenn beides weg fällt, hat sich beantwortet. Ich bin dankbar für die Zeit und Ruhe, die ich für meine Entwicklung hatte. Ich freue mich, meine Depression weitgehend überwunden zu haben und mit der Angst gut umgehen zu können. Sie bestimmt nicht mehr mein Leben. Ich kann wieder unter Menschen gehen, mich einlassen, mich mit ihnen freuen, albern und ernst sein. Es wird immer besser.
Meine Polyarthrose gehört nun auch zu mir. Die Gelenke verformen sich. Außerdem stehe an der Schwelle zum Alter. Ich verändere mich äußerlich. Ich möchte lernen, dass Altwerden und Krankheit kein persönliches Versagen sind. Noch fasse ich es so auf und nehme es mir übel. Ich akzeptiere noch nicht wirklich, dass Alter und Tod nicht aufzuhalten sind.
Mein Familienleben gestaltete sich nicht ganz so, wie ich es mir wünschte. Ich vermisse eine Familie, in der ich mich aufgehoben, wertgeschätzt und geliebt fühle. Wahrscheinlich bin ich aufgehoben, wertgeschätzt und geliebt, aber ich spüre es nicht. Was ich aber mehr denn je spüre, ist meine Bindungsstörung. Sie gehört zu mir und wird sich wohl nie ganz auflösen. Meine Beziehungen werden durch sie geprägt. Mit diesem Wissen kann ich die Liebe meiner Kinder und Freunde viel besser wahrnehmen und genießen. Ich kann mich zurücknehmen und abwarten. Dabei bin ich meist sehr zufrieden und kümmere mich um meine eigenen Belange. Ich bin offenerer für neue Entwicklungen geworden und halte nicht an meinen Erwartungen fest. Das baue ich im nächsten Jahr weiter aus. Mal sehen, was passiert!
Zu meiner Ursprungsfamilie vergrößerte sich die Distanz. Ich nehme das Wissen darum mit ins neue Jahr. Es wird Zeit, mich von meinen Wunschvorstellungen zu lösen und die Realität anzunehmen. Der Gedanke „frei-flottierend“ zu sein, macht mir keine Angst mehr. Traurig bin ich ab und zu, ja. Aber auch ganz zufrieden mit dem Wissen, dass es so ist, wie es ist und ich es nicht ändern kann.
Morgen ist Silvester. Ein neues Jahr beginnt. Im persönlichen Bereich bin ich optimistisch gestimmt und freue mich auf die Zukunft. Das kann ich für Politik und Umwelt nicht teilen. In diesen Punkten sehe ich schwarz. Aber das ist eine andere Geschichte…..
Ich wünsche Euch einen guten Rutsch und freue mich darauf, Euch im neuen Jahr an dieser Stelle wieder zu begegnen.
Liebe Grüße und eine dicke mentale Umarmung! Regine