Hallo Leute! Geht es Euch gut?
Mir auch.
Frau Holle nicht. Sie ist schon eine Woche aus ihrem Urlaub zurück und will wieder weg. Ans Meer. Wenn ich sie frage: „Warum?“ sieht sie mich mit großen Augen an und sagt: „Weiß ich auch nicht. Ist so schön da.“ Als ich sie frage, warum sie damals vom Meer weggezogen ist, schluckt sie und geht erst mal einkaufen. Ist doch wahr! Zehn Jahre hat sie auf der Insel gelebt, dort ihre Liebe gefunden, Kinder gezeugt und aufgezogen und dann ist die ganze Familie freiwillig aufs Festland gezogen. Jetzt hilft kein Jammern und kein Klagen. Schließlich wohnt sie jetzt hier, die Sonne scheint und ich bin ihr Gefährte. Also nicht so, wie soll das denn gehen? Frosch und Frau! Also bitte, aber ich wohne in ihrem Garten und das ist doch gut für sie, oder?
Frau Holle lebt sich Zuhause so langsam wieder ein. Donnerstag eröffnete sie, dass sie Freitag auf eine Demo geht. Sie will sich wieder einbringen und Umwelt ist wichtig und Plastik auch, aber schädlich. Oder so ähnlich. Sie wollte sich also mal wieder draußen sehen lassen. Und darum früh aufstehen. Hat nicht geklappt und weil sich ein Mann angekündigt hatte, der ihre Außenrollos wieder heil machen wollte, räumte Frau Holle erst mal ihr Schlafzimmer auf, weil dort gearbeitet werden musste. Also, die Rollos repariert werden sollten, denn da waren sie kaputt. Frau Holle versteckte ihr Bett und die Bügelwäsche und saugte den Boden und so. Dann ging sie endlich los zur Demo. Fast eine Stunde zu spät, aber sie dachte, das wird wohl dauern mit dem Demonstrieren.
Nach einer viertel Stunde war sie wieder da. Sie hat die Demo nicht gefunden. Nur viele Fahrräder. Keine Menschen. „Wie vom Erdboden verschluckt, Misi!“ Sie sah mich mit großen Augen an und fragte, ob sie nun den Verstand verliert? Darauf gab ich lieber keine Antwort.
Am nächsten Tag lasen wir in der Zeitung, dass über zweitausend Leute in der kleinen Stadt demonstriert hatten. Friday für Future oder so. Ich wusste nicht, was das ist. Frau Holle sagte, jeder weiß das. „Sorry, ich bin doch nur ein Frosch“, sagte ich. Frau Holle gab mir ein Küsschen auf die Nase, seufzte und fragte mich, wo die Leute wohl alle waren, als sie sich ihnen anschließen wollte. „Wahrscheinlich unterwegs“, sagte ich.
Gestern nahm sich Frau Holle dann vor, endlich eine Fahrkarte zu kaufen. Im Internet. Nach Göttingen. Eine Freundin besuchen. Im Oktober. Ich wollte sie zufrieden lassen und ging in den Teich. Stunden später war sie immer noch in ihrem Zimmer, obwohl die Sonne schien. Ich hüpfte rein und sah, wie sie in den Schreibtisch biss. Völlig zerzaust und fertig war die Frau. Nichts ging. Also, ihr Internet schon, aber die Bahn nicht. Die Bahn wollte ihr Geld nicht und schickte sie zum Playball oder Paypal oder wie das auch immer heißt, und das funktionierte nicht, weil sie dort nicht eingerichtet war und Frau Holle musste erst mal rausfinden, wie das geht und dann ahnte sie, warum es nicht funktionierte. Ich verstand nur Bahnhof und zog den Stecker. Frau Holle hat bis auf Weiteres Kontaktverbot mit der Technik. Montag versagte der ganze Laptop und Freitag will ihr die Bahn keine Fahrkarte verkaufen. Ich finde, sie vergeudet ihre Zeit.
Frau Holle findet, ich habe recht auch wenn ich mich irre. Sie muss doch ihre Fahrkarte….Ich gucke streng und Frau Holle geht in den Garten, die restlichen Blumen bewundern. Sie sagt, es wird Herbst und der Sommer ist vorbei. Ach, darum sind die Nächte so kalt. Wird wohl Zeit, dass Innenterrarium wieder einzurichten!