Misi ist raus

Misi ist raus

Ich soll schön von Misi grüßen. Er hat keine Lust mehr auf den Menschenkram. Er sagt, es macht keinen Spaß, wenn ich doch nur an das eine denke. Also an Carona, was immer das auch ist. Er sagt, weil ich immer zu Hause bin, kann er den Job als Gartenhänger wirklich gerne aufgeben, weil er mich nun nicht mehr mit guten Wünschen verabschieden und später dann wieder begrüßen kann. Außerdem würde ich mich nie mehr um ihn kümmern.

Misi zieht ins Freie und sucht eine Frau. Vielleicht besucht er mich irgendwann einmal, aber eher nicht. Er sagt, wir Menschen können uns jetzt nicht auch noch mit Froschproblemen befassen, wo wir so mit uns selbst und Virus beschäftigt sind.

Ja, natürlich bin ich traurig, meinen Frosch los zu sein. Aber ich habe ihn in den letzten Wochen tatsächlich kaum wahrgenommen. Er hat auch das Problem nicht verstanden, darum waren Gespräche nicht mehr möglich. Er sagte, dass ich den Virus doch auf den Mond schießen soll, wenn er uns alle so stört. Er versteht Kontaktsperre, Maskenpflicht und Beatmungsgeräte nicht. Ihm ist das zu hoch und überhaupt scheine ich meinen Humor verloren zu haben.

Das stimmt nicht so ganz, aber meine Geduld ist ziemlich mürbe. Also lasse ich meinen Frosch mit einem Frosch im Hals ziehen. Ich hasse Abschiede, aber dieser muss ja nicht für immer sein. Misi ist herzlich eingeladen, bei mir zu überwintern.

Ach Misi, ich wünsche Dir einen schönen Sommer!

Und Euch, liebe Leser und Leserinnen, grüße ich ganz herzlich! Ich bleibe Euch erhalten! Eure Frau Holle

DSC_0204Vorher.

DSC_0065-001Nachher.

Wahrnehmung wird überschätzt

Wahrnehmung wird überschätzt

Hallo Leute, Frau Holle fragt mich, wie ich sie wahrnehme und ob überhaupt. Ich verstehe die Frage nicht. Was soll wahrnehmen bedeuten? Frau Holle sagt: „Ich sehe, höre, rieche Dich. Ich bemerke, wie du dich verhältst. Ich lese, was du schreibst. Ich höre, was du mir sagst. Ich weiß, wer und was du bist.“ Oh je, das fehlt mir noch. Philosophie am Samstag. Dabei steht der Frühling vor der Tür. Ich will mir eine Frau suchen und wieder im Garten rumhängen. Ich bin Gartenhänger und Frosch. Das reicht doch völlig. Und was soll ich zu Frau Holle sagen? Sie ist kein Frosch und hängt ab und zu trotzdem im Garten rum, auch wenn sie keine Gartenhängerin ist. Das reicht doch, oder?

Frau Holle weint in ihr Taschentuch. Sie findet es doof, dass ich so lange mit ihr lebe und nur wahrnehme, dass sie kein Frosch ist und ab und zu im Garten sitzt. Sie hängt ja nicht wirklich. „Da bemühe ich mich ich zu sein und ganz bei mir zu bleiben und du siehst nur das!“, schnäuzt sie und schaut mich trotzig an. Ich sage: „Was willst du, Frau?“ und sie meint: „Siehst du, du nimmst wahr, dass ich eine Frau bin. Das ist doch schon mal ein Anfang. Und weiter?“ Ich überlege. Was will sie? Frau darf ich sagen. Aber alt und dick nicht. Dann ist sie wieder sauer, auch wenn ich das wahrnehme.

Frau Holle holt ihren Staubsauger und saugt sich durch die Wohnung. Ihre Kinder kommen und die sollen wahrnehmen, wie gut sie ihren Haushalt im Griff hat. Sie malt sich ihre Augen an, also nicht die Augen, aber das, was sich darum herum befindet, Wimpern und so. Sie zieht sich um und putzt ihre Schuhe. Ihre Brut soll wahrnehmen, wie hübsch sie ist, sogar mit 60+.

Ich bin froh, dass es mir völlig egal ist, wie andere mich wahrnehmen. Kann ich sowieso nicht ändern. Der Storch sieht in mir eine Mahlzeit und für die Fliege bin ich ein fliegenfressendes Monster. Frau Holle sieht in mir den kleinen Frosch und meine Frau sieht in mir den Ex. Für meine Kinder bin ich Luft und für die Frau vom Gartenzaun bin ich Angestellter.

„Ach liebste Frau Holle, sorge dich nicht! Lebe!!!“, sage ich und gebe ihr ein Küsschen auf die Nase. Sie zieht sich ihre Jacke an und fährt zum Bahnhof.

Ich hänge mich probehalber schon mal über den Zaun. Frau Holle ist doch zu putzig mit ihrer Grübelei. Die Menschen denken doch sowieso über sie, was und wie sie wollen. Wie sie wahrgenommen wird, liegt nicht in ihrer Macht, oder?

Hui, hui, wo kommt denn dieser schlaue Gedanke her? Den muss ich mir merken. Es wird Frau Holle freuen, dass alles so einfach ist! Oder?

Schönes Wochenende Euch allen und liebe Grüße! Euer Misi (Gartenhänger ab bald!)

 

 

Misi sagt was

Misi sagt was

Hallo Leute, Frau Holle sagt, ich soll mal wieder was sagen. Meine Sicht der Dinge äußern. Mich bei Euch melden.

Ja, was soll ich sagen? Frau Holle beschäftigt sich gerade mit ihrer Familie. Kein leichtes Unterfangen, findet sie. Es sind so viele und mit den meisten hat sie keinen Kontakt mehr. Lächerlich. Sie findet ihre paar Leute viele Leute. Meine Familie sind viele und mit allen habe ich keinen Kontakt mehr! Wir sind wahrscheinlich sogar unendlich viele Verwandte. Und damit sind die Eltern meiner Eltern nicht mitgezählt. Ich bin froh, dass es bei Fröschen nicht üblich ist, dass sich die ganze Familie zum Beispiel zum Geburtstag versammelt. So groß kann ein Gartenteich gar nicht sein, dass alle genug Platz darin finden. Und das öffentliche Leben würde zusammenbrechen, wenn sich alle etwas zu erzählen hätten. Stellt Euch das mal vor! Unendlich viele Frösche quaken sich gleichzeitig ins Gesicht.

Frau Holle setzt sich ihre Brille auf und zeigt mir ein Foto. „Das sind meine Eltern als Brautpaar,“ sagt sie. Ich sage: „Frau Holle, das kann nicht sein! Die sind jung und du bist alt. Wie können das deine Eltern sein. Du bist wahrscheinlich die Mutter dieser beiden Kinder und gibst es nicht zu.“ Das bestreitet meine Alte und sagt, dass das Foto alt ist und darum sehen ihre Eltern jung aus. Und außerdem soll ich nicht Alte zu ihr sagen.

Frau Holle stöbert in Erinnerungen und findet manches, was nicht schön war. Ich will nicht in Erinnerungen stöbern. Schon gar nicht, wenn diese nicht schön sind. Das macht doch keinen Sinn! Die vergesse ich lieber. Ich will doch nicht so enden wie Frau Holle, die demnächst ein ganzes Wochenende damit verbringt, mit anderen Menschen zusammen Familien aufzustellen (?) und Erinnerungen zu sortieren, besonders die, die nicht schön sind. Meine Güte, was soll das?

Frau Holle freut sich darauf und sagt, dass es ihr dann später richtig gut gehen wird. Sie wird dann wissen, warum sie so ist, wie sie ist und dann wird alles besser, weil sie nicht mehr so sein muss, wie sie ist, sondern so, wie sie sein will. Oder so ähnlich, mir schwirrt der Kopf. Wir kommen nicht auf einen Nenner! Mir ist es doch völlig froschpipegal, warum ich bin, wie ich bin. Hauptsache ich bin überhaupt! Aber das sieht Frau Holle nicht ein. Sie ist schon ziemlich stur.

Wird aber auch wirklich Zeit, dass ich wieder in den Garten ziehe und mein eigenes Leben lebe. Frau Holle sagt, im Moment sieht es zwar nach Frühling aus, ich sollte aber trotzdem noch vorsichtig sein, denn es ist noch nicht Frühling, sondern Winter und damit eigentlich kalt. Da haben die jungen Leute wohl noch nicht genug freitagsdemonstriert und das Klima ändert sich munter weiter.

So Leute, jetzt habe ich für heute genug gesagt.

Oder habt Ihr noch Fragen?

Misi im Januar

Misi im Januar

Hallo Leute, sie hat mich gar nicht vermisst! Sie hat gar nicht gemerkt, dass ich mich versteckt habe. Jetzt werde ich mich sichtbar machen und sie erschrecken, während sie mit ihrer Zeitung und dem Kaffee im Bett liegt. Mit großen Augen starrt mich Frau Holle an, als ich auf die Zeitung hopse und sie mit einem lauten Buh aus ihrer Konzentration hole.
„Misi“ ,hustet sie, „mach das nie wieder!“ Sie faltete die Zeitung zusammen und zückt ihr Taschentuch. Sie hat eine fiese Erkältung. „Und morgen muss ich eine Geschichte vorlesen und später zum Reha-Sport“, sagt sie. Ich rate ihr, einfach im Bett zu bleiben. Sie erzählt mir doch immer, sie sei Rentnerin und müsse gar nichts mehr. Frau Holle sagt, der Seniorenclub wartet auf neue Geschichten aus der Schreibwerkstatt. Und zum  Rehasport ging sie schon im Dezember nicht, weil sie so erkältet war. Das glaubt ihr doch kein Mensch, wenn sie jetzt schon wieder wegen Schnupfen absagt. „Nein, nein, das geht gar nicht“, hustet sie traurig vor sich hin. Weil sie jetzt neu damit anfangen will und auch gewisse Vorsätze hat, muss sie also morgen hin. Ich schüttle ihr das Kopfkissen auf und verlasse ihr Bett. Ich soll da ja sowieso nicht rein.
Nein, liebe Leute, in diesem Jahr bin ich nicht zufrieden mit der Gesamtsituation hier im Haus. Weihnachten fiel aus und es gab kein lustiges Leben mit den vielen Weihnachtsgestalten wie in den Jahren zuvor. Meine Mitfrösche waren langweilig und ich langweilte mich sowieso. So verbrachte ich die meiste Zeit auf dem Dachboden bei halber Erstarrung. Nächstes Jahr werde ich mich in den Gartenteich begeben und vollständig erstarren, so wie es sich für einen Frosch gehört! Jetzt lohnt sich das nicht mehr, denn die Tage werden schon wieder länger. Also etwas. Sonne gibt es allerdings kaum zu sehen. Schnee zum Glück auch nicht.
Ich freue mich auf gar nichts mehr. Mein Kind ist weg und meine Frau ja schon lange. Ich finde keinen Sinn im Leben und im Beruf als Gartenhänger sowieso nicht. Ist doch alles egal.
Ich schleiche durch das Haus und Frau Holle schleicht aus dem Badezimmer. Sie will jetzt kochen, denn der Rotkohl muss noch weg. „Donnerstag kommt schon wieder eine neue Bio-Kiste“, murmelt sie und sucht ein großes Messer. Ich knabbere an einem Rotkohlblatt und sage, es macht alles keinen Sinn und wozu bin ich denn eigentlich noch gut. Frau Holle sagt, sie ist auch zu nichts mehr nütze aber hilft ja nichts, da müssen wir nun einmal durch. Dann sagt sie: „Misi, ich glaube, wir beide haben eine ausgewachsene Winterdepression!“ Ich weiß nicht, was das ist, kenne nur Burnout. Frau Holle sagt was von zu wenig Sonne, Luft und Bewegung. Und vielleicht sieht jetzt alles nur so traurig aus und ist es in Wirklichkeit gar nicht.
Frau Holle gibt mir ein Küsschen auf die Nase und sagt: „Wird schon!“ Dann köchelt sie weiter an ihrem Rotkohl und macht sich einen Ingwer-Tee. Der soll gesund sein und den Schnupfen vertreiben. Ich kriege eine Tasse Kakao mit Fischfutter drüber. Den nehme ich mit auf den Dachboden, erstarre ein wenig und warte auf bessere Tage.
Frau Holle winkt mir nach und geht ihren Geschäften nach. Sie hat auch im Winter etwas zu tun.

Misi hilft

Misi hilft

Hallo Leute! Geht es Euch gut?

Mir auch.

Frau Holle nicht. Sie ist schon eine Woche aus ihrem Urlaub zurück und will wieder weg. Ans Meer. Wenn ich sie frage: „Warum?“ sieht sie mich mit großen Augen an und sagt: „Weiß ich auch nicht. Ist so schön da.“ Als ich sie frage, warum sie damals vom Meer weggezogen ist, schluckt sie und geht erst mal einkaufen. Ist doch wahr! Zehn Jahre hat sie auf der Insel gelebt, dort ihre Liebe gefunden, Kinder gezeugt und aufgezogen und dann ist die ganze Familie freiwillig aufs Festland gezogen. Jetzt hilft kein Jammern und kein Klagen. Schließlich wohnt sie jetzt hier, die Sonne scheint und ich bin ihr Gefährte. Also nicht so, wie soll das denn gehen? Frosch und Frau! Also bitte, aber ich wohne in ihrem Garten und das ist doch gut für sie, oder?

Frau Holle lebt sich Zuhause so langsam wieder ein. Donnerstag eröffnete sie, dass sie Freitag auf eine Demo geht. Sie will sich wieder einbringen und Umwelt ist wichtig und Plastik auch, aber schädlich. Oder so ähnlich. Sie wollte sich also mal wieder draußen sehen lassen. Und darum früh aufstehen. Hat nicht geklappt und weil sich ein Mann angekündigt hatte, der ihre Außenrollos wieder heil machen wollte, räumte Frau Holle erst mal ihr Schlafzimmer auf, weil dort gearbeitet werden musste. Also, die Rollos repariert werden sollten, denn da waren sie kaputt. Frau Holle versteckte ihr Bett und die Bügelwäsche und saugte den Boden und so. Dann ging sie endlich los zur Demo. Fast eine Stunde zu spät, aber sie dachte, das wird wohl dauern mit dem Demonstrieren.

Nach einer viertel Stunde war sie wieder da. Sie hat die Demo nicht gefunden. Nur viele Fahrräder. Keine Menschen. „Wie vom Erdboden verschluckt, Misi!“ Sie sah mich mit großen Augen an und fragte, ob sie nun den Verstand verliert? Darauf gab ich lieber keine Antwort.

Am nächsten Tag lasen wir in der Zeitung, dass über zweitausend Leute in der kleinen Stadt demonstriert hatten. Friday für Future oder so. Ich wusste nicht, was das ist. Frau Holle sagte, jeder weiß das. „Sorry, ich bin doch nur ein Frosch“, sagte ich. Frau Holle gab mir ein Küsschen auf die Nase, seufzte und fragte mich, wo die Leute wohl alle waren, als sie sich ihnen anschließen wollte. „Wahrscheinlich unterwegs“, sagte ich.

Gestern nahm sich Frau Holle dann vor, endlich eine Fahrkarte zu kaufen. Im Internet. Nach Göttingen. Eine Freundin besuchen. Im Oktober. Ich wollte sie zufrieden lassen und ging in den Teich. Stunden später war sie immer noch in ihrem Zimmer, obwohl die Sonne schien. Ich hüpfte rein und sah, wie sie in den Schreibtisch biss. Völlig zerzaust und fertig war die Frau. Nichts ging. Also, ihr Internet schon, aber die Bahn nicht. Die Bahn wollte ihr Geld nicht und schickte sie zum Playball oder Paypal oder wie das auch immer heißt, und das funktionierte nicht, weil sie dort nicht eingerichtet war und Frau Holle musste erst mal rausfinden, wie das geht und dann ahnte sie, warum es nicht funktionierte. Ich verstand nur Bahnhof und zog den Stecker. Frau Holle hat bis auf Weiteres Kontaktverbot mit der Technik. Montag versagte der ganze Laptop und Freitag will ihr die Bahn keine Fahrkarte verkaufen. Ich finde, sie vergeudet ihre Zeit.

Frau Holle findet, ich habe recht auch wenn ich mich irre. Sie muss doch ihre Fahrkarte….Ich gucke streng und Frau Holle geht in den Garten, die restlichen Blumen bewundern. Sie sagt, es wird Herbst und der Sommer ist vorbei. Ach, darum sind die Nächte so kalt. Wird wohl Zeit, dass Innenterrarium wieder einzurichten!

 

Misi hat Neuigkeiten

Hallo Leute! Wir hatten Besuch! Besuch aus dem Bloggerland in echt. Herausgesprungen aus dem Internet mitten ins Wendland. Zoe (eigentlich mit Strich über dem e, aber ich finde die Taste nicht), also Zoe war hier und hat den Timmy mitgebracht.

DSC_0130Timmy ist Schildkröte. Zuerst dachte ich, er ist ein Verwandter von Doktor Schreckweg, aber der ist ja Schnecke. Timmy und ich hatten uns recht viel zu erzählen, von Mann zu Mann und alles war prächtig, denn Frau Holle und Zoe tranken Kaffee, ließen uns in Ruhe und erzählten sich auch was.

Plötzlich stand Zoe auf und sagte: „Ich hole sie dann mal!“ und Frau Holle nickte.

DSC_0140Mir blieb fast das Herz stehen, als ich sie erblickte. Dieses zauberhafte Wesen hatte mir schon mal geschrieben. Ich weiß das noch. Jetzt war sie da mit ihrer ganzen Figur und mir bleib die Luft weg. Ich konnte gar nichts sagen, was ja selten vorkommt. Also legte ich mich erst einmal auf den Rücken, um das Ganze in Ruhe zu verdauen.

DSC_0142Aber dann gab es kein Halten mehr. Wir verquatschten den ganzen Nachmittag und am Ende waren wir verlobt. Also Timmy nicht, der war nur Zeuge.

DSC_0139Ich bin verliebt wie noch nie und Carambola hat mir eine rosarote Brille aufgesetzt. Ich sehe die Welt in ganz neuen Farben und mein kleines Froschherz hüpft Walzer.

DSC_0136Sie heißt natürlich nicht Carambola. Nein, sie heißt Carmabelle, aber das kann ich mir nicht merken. Ich nenne sie Cara. Das darf ich, denn ich habe eine Beziehung mit ihr. Eine Fernbeziehung und Frau Holle schüttelte den Kopf. Sie fand, ich soll das nicht so sehen, denn wir kennen uns doch kaum. Hallo? Vielleicht kann frosch lesen und schreiben und telefonieren und reisen? Außerdem, wenn sie fern ist, kann sie nicht abhauen, wie Iris, meine Ex-Frau.

DSC_0144Das Leben ist schön und um das zu feiern, lud ich alle meine Kumpel ein. Einige wollten nicht, aber andere schon und so gab es einen fröhlichen Froschauflauf mit Schildkröte.

DSC_0145-001Frau Holle und Zoe brachten uns noch Feierdeko und feierten dann einfach mit. Sie fanden, dass Verlobungen überbewertet werden, aber sie freuten sich für ihre Frösche. Sogar Frau Holle.

DSC_0131-001Timmy wurde es dann bald zu viel mit dem Froschsalat. Er suchte sich ein ruhiges Plätzchen und guckte sich den Trubel von oben an.

Zoe sagte: „Er ist ja auch von der langen Reise noch ganz erschöpft.“ Ich gab ihm ein Küsschen auf die Nase und sagte: „Schön, dass du mich besucht hast!“

Jetzt sind alle wieder weg. Cara durfte nicht hier bleiben und so weinte sie bittere Tränen. Ich hasse Abschiede und darum muss ich ihr gleich sofort einen Brief schreiben. Tschüß, Ihr Lieben und danke, dass Ihr das gelesen habt! Euer Misi

 

 

Es plätschert so dahin

Es plätschert so dahin

Hallo Leute, Frau Holle fährt zum Glück sehr langsam, wenn sie mit dem Rad unterwegs ist. So hörte sie mich weinen, als sie am Teich vorbei fuhr. Sie hielt an und freute sich sehr, mich getroffen zu haben. Sie hatte mich schon vermisst. Sagt sie. Ich habe da so meine Zweifel. Ich glaube, sie will mich loswerden. Erst nimmt sie mich nicht in den Urlaub mit und dann lädt sie 200 Leute zum Feiern ein! Ich habe gleich gesagt, das wird zu voll. Aber nein, sie muss auch noch mit jedem Gast anstoßen und Prost sagen. Sie wurde immer lustiger und lauter und hier wurde es immer voller. Ich fiel fast vom Regenbogen.

Dann bin ich abgehauen.

Nach fünf Tagen Einsamkeit im Teich musste ich weinen, weil ich so alleine war. Und dann hat sie mich gefunden und ins Fahrradkörbchen gesetzt. Sie war auch einsam ohne mich, sagt sie und gibt mir ein Küsschen auf die Nase.

Zuhause ist es am schönsten! Ich bin glücklich, zumal die Nachbarn nebenan für Wasser sorgen. Wie lieblich plätschert dort das Wasser vor sich hin!

Jetzt habe ich Hitzefrei und hocke drinnen. Uns ist es zu heiß und wir schlabbern Eis und tiefgekühlte Mücken. Frau Holle schwitzt und findet es doof, im Sommer drinnen zu sitzen. Aber draußen geht gar nichts. Ich hüpfe mal kurz rüber in Nachbars Garten. Dort plätschert der Wasserlauf gemütlich vor sich hin und ich springe ins kühle Nass, solange Frau Nachbarin auch drinnen hockt, weil es draußen zu warm ist.

Frau Holle ist genervt. Wenn sie abends auf der Terrasse sitzt, hört sie es plätschern und plätschern und es tut ihr in den Ohren weh. Wenn sie nachts das Fenster aufmacht, hört sie es plätschern und plätschern und sie muss ständig aufs Klo. Und wenn die Nachbarn Urlaub machen, lassen sie es weiter plätschern und Frau Holle schimpft erbost, dass es eine Frechheit ist, das Plätschern. „Warum fragst du nicht, ob sie es wenigstens nachts ausstellen, das Plätschern?“, frage ich sie. „Weil sie so glücklich mit ihrem Wasserlauf sind. Und ich traue mich nicht“, antwortet meine beste Frau Holle und steckt sich Stöpsel in die Ohren. Nun hört sie nichts mehr und schreit mich an: „Meine Nachbarn selbst sind ja schwerhörig und hören das Plätschern nicht. Die haben es gut!“

Ich verstehe das nicht. Ich liebe das Plätschern und freue mich, heimlich baden zu können.

Manchmal sind Menschen schon komisch. Einerseits wollen sie mit 200 Leuten feiern und selbst Krach machen und andrerseits stört sie ein zartes Plätschern aus Nachbars Garten. Kennt Ihr das etwa auch?

Misi allein zu Haus

Misi allein zu Haus

Hallo Leute, habt Ihr das gedacht? Frau Holle hat mich schon wieder alleine zu Hause gelassen. Ich wollte mit, aber sie sagte: „Nein, Misi, das geht nicht, wir haben den Hund dabei.“ Frechheit.

Ich soll den Garten hüten und aufpassen, dass die Saat aufgeht. Ich soll die Leute freundlich grüßen, die in den Garten kommen und Frau Holle besuchen wollen. Ich soll sagen, sie ist nicht da. Und ich soll das Leben genießen. Und sie schreibt mir, ganz bestimmt. Und schwupps, weg ist sie. Und ihre sieben Reisetaschen auch.

Ich warte und warte. Ich warte auf ein Lebenszeichen von ihr. Sie nervt ja meistens, aber wenn sie weg ist, fehlt sie mir doch. Ich warte also auf Post. Meint Ihr, es kommt welche? Nicht ein klitzekleiner Gruß erreicht mich und ich weine bei Dr. Schreckweg meinen Kummer weg. Dr. Schreckweg ist mein Therapeut und er versteht mich. Er sagt: „Frauen sind so. Sie vergessen alles um sich herum, wenn sie am Meer sind.“ Er weiß das, denn er war einmal mit einer Meerschnecke zusammen. Ich zeige Euch ein Foto von meinem Doktor. Vielleicht kennt Ihr ihn noch nicht!

dsc_0006-001

Das ist ein altes Bild, aber Ihr könnt sehen, dass es ein Schneckendoktor ist, oder?

Erst als Bisou  Frau Holle fragt  ob sie mir schon eine Karte geschrieben hat, erinnert sich meine gute Alte an mich und schreibt mir eine Mail. Immerhin. Sie schreibt:

Lieber Misi, wie geht es Dir? Mir geht es gut! Deine Frau Holle

Und dann malte sie noch so etwas dazu:

IMG_3040

Heute regnet es hier und ich hänge ab, mache meinen Job als Gartenhänger und träume vor mich hin. Ich muss auch mal wieder weg. Sobald Frau Holle zurück ist, werde ich mein Reiseaquarium einpacken und mit dem IGE (InternetGestaltenEilzug) ans Meer reisen. Oder in die Berge oder ins Moor. Mal sehen. Und Frau Holle kommt nicht mit. Soll sie doch ihren Pudel knutschen. Na gut, es ist nicht ihr Hund, aber sie zieht ihn eindeutig vor. Der darf mit und ich nicht.

Liebe Grüße an alle Alleingelassenen dieser Welt!💔 Euer Misi

Misi hat es erwischt

Misi hat es erwischt

Hallo Leute, nun hat die Zeit im Haus ein Ende und wir Frösche haben uns nach draußen verzogen. Frau Holle ist froh darüber, denn allerhand Geflügel ist eingezogen und schnattert und flattert und wuselt durchs Haus. Niemand weiß, wo die plötzlich herkommen. Frau Holle sagt, sie weiß das schon aber so einen Aufstand hat sie noch nie erlebt. Die Neuankömmlinge und die Alteingesessenen müssen sich erst einmal zusammenraufen. Aber alle sind sich einig, dass sie gar nicht wissen, was sie hier sollen, denn Ostern scheint irgendwie verschollen zu sein.

DSC_0077

Na ja, wir Frösche haben uns verdrückt und gehen unseren Geschäften nach.

IMG_2794

Ich bleibe meist im Garten, denn ich bin als Zaunhänger ja berufstätig und muss mich schon mal eingewöhnen. Nur abends gehe ich noch ins Warme zu meiner Frau Holle, denn es herrscht Nachtfrost draußen und Gesprächsbedarf drinnen.

Gestern war mal wieder Männergruppe. Ich habe die Kollegen zuletzt im Herbst gesehen, kurz vor dem Erstarren. Gestern konnte ich es kaum fassen. Meine Güte, sind die alt geworden! Wo ist unsere Jungend abgeblieben? Früher sprachen wir über Weiber und wie wir welche finden können, gestern sprachen wir auch über Weiber, das schon, aber irgendwie anders.

Wir können nicht mehr mithalten mit den Jungfröschen! Die Weiblichkeit fühlt sich zu denen hingezogen und wir brauchen immer mehr Fliegen und Froschgesang, um Weibchen auf uns aufmerksam zu machen. Ich dachte ja, ich hätte eine für immer und ewig für mich gewonnen, meine Iris, Ihr wisst schon. Aber sie ist weg. Nun weiß ich nicht, ob ich eine Neue suchen soll und ob sich der Aufwand noch lohnt.

Also gestern war nur Gejammer angesagt. Einer sagte: „Das Hüpfen fällt immer schwerer und ich schwimme schon wie ein alter Frosch.“ Ein anderer sagte: „Ich habe plötzlich Falten und graue Schwimmhäute bekommen. Was kann man dagegen tun?“ Ich sagte: „Ich habe mich bei Frau Holle mit Arthrose angesteckt! Guckt mal, meine Kniegelenke!“ Alle schauten drauf und sahen nichts. Ich zeigte ihnen, wie langsam ich meine Schenkel nur noch bewegen kann und dann waren sie entsetzt. Meine Güte, wir dachten, wir bleiben immer jung. Traurig machten wir Schluss mit unserer Sitzung. Nächste Woche wollen wir uns mit dem Thema „Alt, aber potent“ auseinandersetzen.

Ich erzähle Frau Holle vom gestrigen Abend. Sie schaut mich an und sagt: „Misi, das kenne ich.“ Sie findet mich aber jung und ich frage sie, wie alt Frösche eigentlich werden. Sie schaut ins Internet und liest vor: “ Frösche können theoretisch 10-20 Jahre alt werden, einzelne Exemplare werden noch älter. Jedoch schaffen es kaum welche in dieses hohe Alter, da sie meist früher von Feinden erbeutet, oder von Krankheiten heimgesucht werden.“ Ja, prima, die Störche sind wieder unterwegs und Arthrose habe ich jetzt auch noch. Frau Holle sagt, Arthrose sei nicht ansteckend und ich hätte sicher nur Muskelkater. Trotzdem. Altwerden ist doof und ich will das nicht.

Frau Holle will das auch nicht, aber sie muss. Frösche wohl auch. Gibt es ein Rezept dagegen? Frau Holle sagt: „Früh sterben.“ Aber das wollen wir erst recht nicht.