Wird mein heutiges Sein von meinen Erinnerungen beeinflusst?
Mit dieser Frage schlage ich mich gerade herum. Ich weiß nicht, was Erinnerungen sind. Wahrscheinlich gibt es schlaue Bücher und Doktorarbeiten darüber, aber damit will ich mich jetzt nicht verwirren. Ich will selbst darüber nachdenken.
Mein Körper und meine Seele speichern Erinnerungen. Ich habe viel mehr davon, als ich weiß. Ich spüre sie viel häufiger, als mir bewusst wird.
Ich weiß, dass meine Erinnerungen meist nicht das wiedergeben, was tatsächlich geschehen ist. Erinnerungen sind nicht absolut, sondern ändern sich ständig, ohne dass ich es bemerke. Ich denke, meine Erinnerungen sind wahr, aber das stimmt nicht. Wenn ich mit Menschen Erinnerungen austausche, erzählen wir uns oft völlig unterschiedliche Geschichten. Ich kann mich sogar an einiges überhaupt nicht mehr erinnern.
Welcher Teil in mir verwaltet meine Erinnerungen? Wieso kommen sie mir in den Sinn und warum bleiben so viele im Hintergrund?
Warum kann ich mich besser an peinliche Situationen und an mein Unvermögen erinnern, als an meine „guten Taten“ und Erfolge? Ich kann viele meiner ehemaligen Fehlhandlungen heute noch gefühlsmäßig nachvollziehen, während es mir schwerfällt, Glücksmomente nachträglich zu spüren. Leistungen kann ich aufzählen, aber ich traue meinen Erinnerungen nicht. Ich spüre die Erfolge, also auch die Erinnerung an diese, nicht, die Misserfolge aber schon. Einige davon, die eine lange Zeit zurückliegen, können mir heute noch die Schweißperlen auf die Stirn treiben.
Insofern steuern meine Erinnerungen mein heutiges Sein. Ich denke, ich bin, was ich erinnere. Darauf bauen meine aktuellen Gedanken und Gefühle auf. Welcher Teil in mir zwingt mich eigentlich dazu, das negative Zeugs immer wieder hervorzuheben und mich damit in meiner nicht gerade guten Selbsteinschätzung zu bestätigen?
Muss das so bleiben?
Nein. Gedanken und Erinnerungen kann ich teilweise steuern. Wenn ich bei den Erinnerungen ansetze, werden meine Gedanken davon beeinflusst.
Lassen sich die guten Erinnerungen hervorholen? Wie kriege ich mich dazu, die negativen Erinnerungen nicht mehr zu denken? Wenn ich es genau überlege, wird es viel mehr gute und glückliche Momente gegeben haben, als schlechte. Die Erinnerungen daran sollten wachsen und es zulassen, dass sich Emotionen mit ihnen verknüpfen.
Das wäre ein selbstbestimmtes Erinnern, oder?
Na also, geht doch. Als nächstes werde ich mich darin bestärken, dass meine guten Leistungen genau so wahr sind wie meine Misserfolge. Dann kann ich zufrieden mit meiner Vergangenheit zuversichtlich in die Zukunft blicken. Und vor allen Dingen selbstbewusst die Gegenwart erleben.
Sind das dann manipulierte Erinnerungen? Ach, egal! Hauptsache es hilft!!!!