……wähle ich als Überschrift. Aber bevor ich dazu komme, will ich schnell noch über meine wichtigsten Leseerlebnisse der letzten Tage berichten.
Also: Den zweiten Roman um Olive Kitteridge (https://www.spiegel.de/kultur/literatur/die-langen-abende-von-elizabeth-strout-die-schon-wieder-rezension-a-94b1fcbe-ccaa-4864-955e-ab744fd4f3f1) habe ich gestern wieder einmal beendet. Immer wieder nehme ich mir dieses Buch vor, und immer wieder gibt es neue Aha- Erlebnisse. Dieses Mal fielen mir Ähnlichkeiten in Bezug auf unsere erwachsenen Kinder auf. Olive findet sich mit der distanzierten Haltung ihres Sohnes, der weit weggezogen ist und den sie selten sieht, ab. Sie beginnt ihr frühere Mutterrolle zu reflektieren und schmerzhaft ist die Einsicht, oft „eine schlechte Mutter gewesen zu sein“. Olive erkennt, dass Kinder, die sich möglichst weit entfernen, den Abstand zu den Eltern brauchen, weil sie sich sonst nicht genug abgrenzen können. Sie weiß, wie sehr sie ihren Sohn immer geliebt hat und sie ahnt, dass auch er sie liebt. Als sie älter und gebrechlicher wird, kümmert er sich rührend um sie und sorgt dafür, dass sie einen Platz im Altenheim erhält. Sehr innig wird sein Verhältnis zur Mutter trotzdem nicht und sie akzeptiert ihn so, wie er ist. Damit geht es ihr und ihm immer besser. Sie kümmert sich um ihr eigenes Leben und freundet sich mit einer Mitbewohnerin an. An dem Punkt bin ich auch, noch nicht so alt wie Olive, aber ich gab meine Söhne frei. Ich dachte, das wäre mir schon vor Jahren gelungen, aber erst jetzt fühle ich mich auch selbst befreit. Mal sehen, wie es weitergeht mit meinen Kindern und mir. Meine Mutterliebe bleibt, vielleicht wächst sie sogar, ohne sie einzuschränken.
Ich wollte ein ganz anderes Thema hier angehen . Aber wenn ich auf Olive Kitteridge zu sprechen komme, kann ich schlecht aufhören. Und dann noch dies: Ich begann den Roman „Zur See“ von Dörte Hansen (https://www.ndr.de/kultur/buch/buchdesmonats/Zur-See-Doerte-Hansen-schreibt-vom-Verschwinden-an-der-Nordsee,hansen544.html). Ein wunderbares Weihnachtsgeschenk vom Nahdransohn! Sofort wurde ich innerlich nach Föhr gebeamt, wo ich zehn Jahre lang wohnte und meine Familie gründete. Ich war keine Einheimische, aber immerhin Zugezogene und den Gedankengang führe ich jetzt nicht weiter aus…..Auf jeden Fall habe ich selten einen Roman gelesen, der mein Kopfkino so sehr anspringen ließ, wie dieser. Innere Bilder der Föhrer Landschaften überlagerten fast den Text. Sehnsucht und Heimweh zwicken mich bis jetzt.
Und wo ich schon mal dabei bin: Vor ein paar Tagen las ich ein Märchen von Hans Christian Andersen: Der Tannenbaum (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Tannenbaum). Kannte ich natürlich auch schon, aber jetzt berührte es mich sehr. Ich kenne das Sehnen nach dem Später. Schnell wachsen, damit ich vermeintlich bessere Zeiten erreichen kann. Und dabei vergesse ich das Hier und Jetzt, wie es so schön heißt. Ich denke, ich habe viele Glücksmomente versäumt, weil ich so sehr mit Problemen und der Vergangenheit/Zukunft beschäftigt war. Aber vielleicht ist das einfach sowieso so: Viele Situationen konnte und kann ich im Nachhinein viel besser würdigen und nach-genießen, als in den jeweiligen Momenten. Die meisten habe ich vielleicht auch einfach vergessen. Manche sind mit Fotos festgehalten. Das hilft.
So, und weil wir schon mal dabei sind: Ich gucke weiterhin gerne Serien, die ich schon kenne. Jetzt aktuell: „Beforeigners“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Beforeigners) Ich finde die Idee, sich auszudenken, was passiert, wenn Menschen nicht nur aus verschieden Kulturen, sondern auch aus sehr unterschiedlichen Zeiten, zusammentreffen und eine neue Gesellschaft bilden müssen, einfach genial. Hier sehr nordisch und gut umgesetzt.
Mein Thema (Was mir wichtig ist), welches ich heute hier ausphilosophieren wollte, verschiebe ich auf morgen oder so. Ich habe mir für heute noch vorgenommen, nach einem Ferienhaus in Dänemark Ausschau zu halten, damit wie „Mädels“ im Mai auch loskommen. Das will ich jetzt sofort tun. Die Zeit ist vorangeschritten und meine Aufmerksamkeitsspanne irgendwie auch. 😆