Sommerzeit…..Ferienzeit….Lesezeit!!!!!!
Um in Stimmung zu kommen, habe ich mir ausnahmsweise acht neue Bücher gekauft. Ich liebe es, ohne Unterbrechung auf neuen Lesestoff zugreifen zu können.
Ich begann mit: „Später hat längst begonnen“ von Steffi von Wolff, 2017.
Das Thema ist ernst: es geht um Krankheit und um das Sterben. Leonor (49) hat Lungenkrebs und die Ärzte vermuten, dass sie maximal noch drei Monate zu leben hat. Sie hat vier Jahre vergeblich gegen die Krankheit gekämpft. Nun gibt sie auf und will alles regeln, was noch zu regeln ist. Als sie sich ihr eben gekauftes Grab auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf ansieht, lernt sie die Hedy kennen, deren Mann Leonors zukünftiger Nachbar sein wird. Und nun beginnt eine unglaubliche, lustige, traurige und höchst lebendige Geschichte. Das sie in Hamburg angesiedelt ist, ist mein persönliches Highlight, denn ich bin in dieser Stadt geboren und aufgewachsen.
Ja klar, manchmal geht es kitschig und märchenhaft zu. Trotzdem: dies ist ein vergnüglicher Roman, in dem die schweren Themen doch immer ernst genommen werden. Mein Kopfkino ist aktiviert und ich kann mir alle Personen so gut vorstellen. Die meisten mag ich sehr und ich freue mich für sie und leide mit ihnen. Das Ende ist traurig und tröstlich zugleich.
Dieser Roman passt in meine Zeit. Ich setze mich mit dem Altwerden und dem Sterben auseinander. Ich erlebe körperliche krankheitsbedingte Veränderungen und ich weiß, dass es nicht wieder gut wird. Es wird vielleicht schlimmer werden. Ich erlebe aber auch, dass ich mit allen Einschränkungen und Schmerzen ein gutes Leben habe. Manchmal denke ich, ich müsste es noch mehr füllen, mehr erleben. Auf der anderen Seite fühle ich mich gut und behaglich so, wie es ist. Oft habe ich sogar den Eindruck, beim Lesen und Denken, beim Schreiben und Fotografieren so viel zu erleben, dass es reicht. Ich will aber auch noch erwähnen, dass ich mich zwischendurch bei meinen Kindern und Freunden gut aufgehoben fühle. Ich versäume wohl nichts und werde es nicht bereuen, vieles, was möglich wäre, nicht gemacht zu haben.
Ja, darüber dachte ich beim Lesen oft nach. Und darüber, ob es möglich ist, jede Sekunde zu genießen und ständig so zu leben, als ob es der letzte Tag wäre. Mir ist das zu anstrengend.
Was mich heute traurig macht: der Schauspieler Michael Nyqvist ist im Alter von 56 Jahren gestorben. Er hatte Lungenkrebs. Ich mochte ihn sehr und werde mir in den nächsten Tagen meinen Lieblingsfilm Wie im Himmel zum wiederholten Mal ansehen. Alle oben angedeuteten Themen werden auch hier aufgegriffen. Und jetzt auch von der Realität eingeholt.