Gute Aussichten: 3

Zeilenende startete ein neues Fotoprojekt: Ein Jahr lang begleitet er ein Motiv mit der Kamera und an jedem letzten Sonntag im Monat gibt es ein Bild davon auf dem Blog. Ich mache das auch! Wer sonst noch mitmacht, findest Du  hier

Sonntag, 30. April 2017, 9.00 Uhr

Nach einer frostigen Nacht ist der Morgenhimmel blau. Die Vögel zwitschern.  Es ist noch kühl, die Luft ist frisch. Die Sonne scheint, aber sie ist noch nicht auf meiner Terrasse zu sehen. Diese wird gerade erst tagaktiv. Frühlingsblumen schütteln den Frost ab und machen sich für einen warmen letzten Apriltag bereit. Der Flieder ist früh dran in diesem Jahr und wird seine Pracht in den nächsten Tagen entfalten.

Ob wohl heute Nacht die Hexen hier tanzen?

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Das Altern: erstrebenswert und nützlich

Mit der Geburt setzt das Altern ein. Wenn alles gut geht, sind es viele, viele Jahre, die wir vor uns haben. Wenn ich es Entwicklung nenne, hört sich das schon viel positiver an. Also, wir altern nicht, wir entwickeln uns.  Dazu habe ich mir schon einmal Gedanken gemacht und weil der Text so gut passt, mache ich Euch einfach mal jetzt und hier und heute darauf aufmerksam.

https://frauholle52site.wordpress.com/2016/09/25/jahreszeiten/

Recht auf das Altern

Recht auf das Altern

„In unserer Gesellschaft gibt es kein Recht mehr auf das Altern.“

Dieser Satz wurde gestern beim Qi Gong ausgesprochen. Diesen Satz werde ich gar nicht mehr los. Ich nahm es bisher bewusst nicht wahr, aber für mich ist er gültig. Nicht nur gesellschaftlich gesehen, sondern viel mehr in mir selbst. Ich nehme die Botschaften der Werbung und der Medien immer noch in mir auf. Auch für meine Altersgruppe gilt: sei aktiv, sei sportlich, sei schlank, sei gesund, sei attraktiv, gebe alles, sei sexuell aktiv und  begehrenswert. Ich finde sie richtig, auch wenn sie meinen Trotz wecken, weil ich ihnen nicht entsprechen kann oder will. Ich bin immer noch nicht frei vom Druck, besser aussehen zu wollen, als ich aussehe und aktiver zu sein, als ich bin. So sehr ich diese Einstellung auch ablehne und so sehr ich dagegen angehe, ich fühle mich nicht recht wohl in meiner Haut, im wahrsten Sinne des Wortes.

Das gestand ich mir gestern ein. Altern ist Mist. Es soll am liebsten nicht da sein und ich schäme mich, dass ich es nicht aufhalten kann. Wenn ich ganz ehrlich mit mir selbst bin, ist das so. Nach außen hin gebe ich es nur ungern zu. Beschwichtigungen nützen nichts und getröstet werden will ich auch nicht. Ich weiß es ja selbst besser. Das Wissen und die (unbewusstes) Gefühle kommen hier aber noch nicht zusammen.

Bei meiner Verabschiedung aus dem Berufsleben sagte mein Arbeitgeber, dass man im Alter nicht zu Hause hocken bleiben darf, man muss raus gehen, sich Aufgaben suchen, noch gebraucht werden. Ich widersprach meinen Arbeitgebern nie gerne, aber an diesem Tag tat ich es doch: „Ich bin ganz froh darüber, zu Hause bleiben zu können. Mein Sofa ist sehr gemütlich“, rutschte es mir in meiner Dankesrede raus. Ich war selbst erschrocken darüber, trotzdem empfand ich es so. Ich war ausgebrannt. Ich hatte Lust auf Erholung. Und ich hatte ein schlechtes Gewissen.

Ich wollte mir Aufgaben suchen. Ich wollte gebraucht werden. Aber es ging nicht. Mein Selbstbewusstsein riet mir, die Zeit zu nutzen, mich um mich selbst zu kümmern und gesund zu werden. Mich kennen zu lernen. Das tue ich bis heute und ich gebe zu: ich werde nicht mehr gebraucht. Es geht mir gut damit. Aber immer noch regt sich der Antreiber (?) in mir und sagt, ich habe kein Recht darauf, so faul und selbstsüchtig zu sein. Es gibt genug Aufgaben und Aufgaben braucht der Mensch nun einmal. Sonst ist er auf dem Abstellgleis. Und das ist schlecht.

Vorbilder sind alte Menschen, die mit 70 noch Extremsport betreiben. Die ehrenamtlich hart arbeiten und sich für ihre Mitmenschen einsetzen. Die sexuell voll auf der Höhe sind, und besonders die, welche wesentlich jüngere Partner haben. Die vom Reisen nicht genug bekommen. Die sehr viel  jünger aussehen, als sie sind. Ein „Du siehst gut aus für dein Alter!“ freut mich, tut mir aber auch ein wenig weh. Ich bin ja selbst so. Ich registriere Alterserscheinungen bei mir und anderen sehr genau. Ich vergleiche mich. Warum erlaube ich mir und anderen nicht, so alt auszusehen, wie wir sind? Warum ist das überhaupt ein Thema für uns?

Von alten Menschen wird erwartet, dass sie sexuell aktiv sind. Menschen, die das Thema für sich abgeschlossen haben, scheint es nicht zu geben. Und wenn es sie gibt, ist es nicht wünschenswert. Muss sich ein Mensch wirklich bis ins hohe Alter mit der Sexualität der Jugend messen? Ist das Leben nur schön, wenn Sexualität noch eine große Rolle spielt? Ist es nicht auch völlig in Ordnung, wenn sie nebensächlich wird? Ich neige leider dazu, Alleinstehende abzuwerten und diejenigen zu bewundern, denen es gelingt, im Alter noch einen Partner zu haben oder einen zu finden. Obwohl alleine die Tatsache, einen Partner zu haben, noch nichts über die ausgelebte Sexualität aussagt, natürlich nicht. Ist doch auch fragwürdig, so eine Einstellung, oder? Asche über mein Haupt und ein Umdenken ist unbedingt angesagt.

Ich war so empört, als ich nach Renteneintritt in der Volkshochschule auf alte Menschen traf. Ich wollte unbedingt nicht dazugehören. Ich sträubte mich dagegen. Heute geht es mir gut mit Menschen, die zehn oder zwanzig Jahre älter sind als ich. Ich öffne mich dieser Altersgruppe, die ich vor ein paar Jahren überhaupt nicht wahrgenommen hatte. Sie gehörte nicht in meine Welt.

Es gibt bei mir kein wirkliches Recht auf das Altern. Die Veränderungen des Körpers machen mich sauer und mir ein schlechtes Gewissen. Keiner braucht heutzutage mehr alt auszusehen. Es gibt für alles eine Creme, ein Mittelchen, einen Sport oder eine OP. Ich frage mich in diesem Zusammenhang, ob es für mich ein Recht auf Behinderung und Krankheit gibt. Die ehrliche Antwort lautet auch hier leider nein. Für andere immer, da bin ich tolerant. Aber ich?  Ich schäme mich insgeheim für meine Gelenkverformungen. Ich denke, ich habe selbst Schuld daran, dass meine Arthrose so schmerzhaft ist. Nicht genug Sport getrieben! Ungesundes Zeugs  gegessen! Nicht genug Bewegung heute. Nicht genug positives Denken. Dann kann es ja auch nicht besser werden. Medikamente machen mich noch kränker. Weg von der Schulmedizin, hin zur alternativen Behandlung. Kräuter, Gewürze und Basenbäder werden es richten. Wenn nicht, habe ich eben nicht genug getan. Es ist nie genug, immer noch nicht.

Es geht mir gut. Ich will nicht missverstanden werden. Wenn Alte Sport treiben, sexuell auf der Höhe sind und Ehrenämter bekleiden, ist das toll. Wenn sie glücklich mit ihren Lebenspartnern sind und fröhlich durch die Welt reisen, ist das prima. Wenn sie sich jugendliches Aussehen erhalten, wunderbar! Ich bin froh, in diesen Zeiten alt zu werden, in denen wir so viele Möglichkeiten haben. Ich bin nicht auf eine bestimmte Rolle festgelegt. Ich kann mich kleiden, wie ich will, ich kann Sex und sogar jüngere Partner haben. Ich kann lesbisch sein oder gar nichts. Trotzdem hat mich der Satz: „Es gibt kein Recht mehr auf das Altern“ doch so sehr berührt. Ich überlege immer noch, warum eigentlich.

Alt werden wollen wir alle. Alt sein nicht. Uns einzugestehen, dass vieles nicht mehr so geht wie früher, ist schwer. Sich zurückziehen zu können, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben und vor allen Dingen ohne sich rechtfertigen zu müssen, ist erstrebenswert. Alt sein im Kreise einer altersgemischten Gruppe und hier die Aufgaben übernehmen, die zu schaffen sind, wäre schon toll. Mir fehlt ein gelebter Zusammenhang von Familie oder Nachbarschaft. Ich  muss mir etwas ausdenken. So schön das Leben alleine ist, ich weiß doch, dass ich in dieser Hinsicht noch etwas verändern will……

Nun bin ich aber vom Thema abgekommen.

Ein LIEBSTER AWARD geht um….

Ein Liebster Award. Quaaak! Grunz!Frau Vro vom wunderbaren Blog    vro jongliert Erlebtes. Erdachtes. Fantasiertes. Jongliertes   hat mich nominiert. Ich danke recht herzlich und muss hier endlich einmal sagen, dass ich die Frau Vro immer wieder gerne besuche und mich besonders  über Rosalind, den Ernst (des Lebens), den Schweinehund und die anderen freue. Misi hat gute Erinnerungen an die liebenswerte Familie und an die humorvolle, fleißig strickende Frau Vro.  Liebe Grüße an dieser Stelle von uns an Euch, liebe Frau Vro!

Nun beantworte ich schnell nach bestem Wissen und Gewissen die zehn  Fragen. Das macht Spaß. Misi und Frau Holle sitzen im Garten und schmieden Reisepläne. So komme ich endlich einmal selbst zu Wort.

  1. Warum bloggen? Meine Schwester hat mich vor einem Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass es Blogs gibt. Ich durfte in ihrem Blog  Beiträge veröffentlichen und das war so lustig und interessant, dass ich flügge wurde und mir den Regenbogen mit den Freudentränen eingerichtet habe. Das Schreiben und Fotografieren macht viel mehr Freude, wenn die Beiträge gelesen und gesehen werden und nicht im heimischen PC stecken bleiben. Ich fand ein neues Hobby, mit dem  mein Rentnerinnenleben spürbar aufgewertet wird. Dazu gehört das Lesen in anderen Blogs und natürlich der schriftliche Austausch mit  Gleichgesinnten.
  2. Was hat sich dadurch bei dir geändert? Mein Blog zeigt mir neue Aspekte und hilft, achtsam und mit offenen Augen durch das Leben zu gehen. Nicht immer, natürlich, aber ab und zu reicht ja auch völlig. „Im Netz“ habe ich nette und bereichernde Kontakte knüpfen können. Das Schreiben ist ja sowieso neu und spannend. Ich wusste gar nicht, dass ich das kann. Manchmal frage ich mich, woher kommen plötzlich diese Ideen? Ich denke, ich habe die Phantasie schon vorher gehabt, diese aber für mich ziemlich unbemerkt an meiner Schülerschaft austoben können. Kollegen bescheinigten mir damals großen Ideenreichtum, jetzt weiß ich, warum.
  3. Beschreibe dich in drei Worten. Zu wenig? Okay, dann eben in fünf.
    Mh, äh, ach, ?, hüstel.                                                                                                               Also gut, ich versuche es jetzt ernsthaft. Fünf Worte nur? Für eine ganze Regine? Also: Misi, FrauHolle, Single(64+), oftzurückgezogen und trotzdem GuteFreundinundMuttervonerwachsenenKindern. Natürlich habe ich geschummelt, aber fünf Worte sind wirklich wenig!
  4. Worüber freust du dich? Ich schaffte es, nach 30 Jahren Partnerschaft und Familienleben das Singledasein gut hinzukriegen. Ich bewältige die Herausforderungen des Lebens jetzt in Eigenverantwortung. In zwei Wochen fahre ich nach Dänemark und mache Urlaub. Nicht alleine diesmal, sondern mit einer kleinen Gruppe. Ich bin gespannt.
  5. Wahre Schönheit … liegt im Auge des Betrachters.
  6. Welche berühmte/bekannte Person würdest du gerne treffen? Und worüber würdet ihr reden? Mit Senta Berger würde ich mich gerne verabreden. Erst einmal wäre ich sprachlos, dass so eine tolle Frau sich mit mir trifft, aber sie würde das Eis brechen und dann würde ich meine Sprache wiederfinden. Vielleicht würden wir über die Serie „Unter Verdacht“ oder den Film „Altersglühen“ reden. Über Partnersuche im Alter, was Frausein über 60 bedeutet und wie wir mit den körperlichen Veränderungen so gut und humorvoll wie möglich fertig werden. Aber vielleicht interessiert Senta das gar nicht, weil sie das Altern gar nicht diskutieren möchte. Vielleicht würden wir Sekt trinken und einfach nur fröhlich aus unserem Leben erzählen. Sie wäre froh, mich getroffen zu haben, weil ich sie als Frau und als Schauspielerin unwahrscheinlich toll finde und trotzdem ganz normal mit ihr umgehe. Ich wäre froh, sie getroffen zu haben, weil sie so sagenhaft berühmt ist und auch so normal mit mir umgeht.
  7. Mit welcher Märchenfigur würdest du gerne um die Häuser ziehen? Der böse Wolf würde mich interessieren. Er verschlingt nicht nur junge Rotkappen, sondern findet auch Geschmack an Großmüttern. Vielleicht haben wir Spaß zusammen.
  8. Was beeindruckt dich? Mich beeindrucken Menschen, die sehr viel wissen und ihr Wissen weitergeben können. Einige wenige kenne ich. Negativ beeindruckt bin ich von mancher politischen, technischen und ökologischen Entwicklung.
  9. Interessierst du dich für Geschichte? Ja. Ich habe Geschichte studiert. Jetzt interessiert mich die Philosophie, in der ich die Geschichte noch einmal unter anderen Aspekten kennenlerne. Das Wissen geschichtlicher Zusammenhänge, so unvollkommen es auch sein mag,  ist für mich sehr wichtig, um das aktuelle Geschehen einordnen und einigermaßen verstehen zu können.
  10. Selbstgespräche? Seltsam oder nicht? Zuhause alleine ist es in Ordnung, wenn ich Gedanken laut vor mich hin denke oder mich unbedingt laut kommentieren muss. Wenn ich mit anderen zusammen bin, wären Selbstgespräche schon seltsam. Und bedenklich, wenn ich nicht einmal merken würde, dass ich mit mir selbst diskutiere. Hoffentlich würde man mich darauf aufmerksam machen……

Nun die Regeln:

  • Sich bedanken bei dem, der dich nominiert hat. Link nicht vergessen.
  • Die 10 Fragen nach bestem Wissen und Gewissen beantworten. Oder ein wenig um den heißen Brei herumreden.
  • Bis zu 5 Blogs nominieren und die Menschen dahinter informieren.
  • Neue 10 Fragen stellen.

Nun die Nominierungen:

Frank und frei

Hinnerk & Henrikje

Es Marinsche Kocht

Michis Welten

meinekleinechaoswelt

Und nun die Fragen:

  1. Wer bist Du in fünf Sätzen.
  2. Du darfst auf eine Reise sieben Dinge mitnehmen. Welche packst Du in Deinen Koffer?
  3. Hast Du einen Lieblingsfilm, den Du immer wieder gerne siehst?
  4. Was liegt gerade auf Deinem Wohnzimmertisch?
  5. Was liest Du zur Zeit?
  6. Was tust Du, wenn Du beginnst, Dich zu langweilen?
  7. Liebeskummer ist……..
  8. Gibt es etwas, worüber Du Dich heute besonders freust?
  9. Liest Du täglich Zeitung? Warum/ warum nicht?
  10. Welche 10. Frage würdest Du an dieser Stelle gerne beantworten?

Und nun mein Dankeschön und liebe Grüße an alle, die das alles gelesen haben!

Hier habe ich schon wieder ein technisches Problem. Ich kriege diese unten stehenden Dinger nicht gelöscht. Och Mensch……

Misi will Euch (wieder) besuchen

Misi will Euch (wieder) besuchen

Hallo Leute, heute mache ich es kurz: ich will wieder weg.

Im Winter 2016 habe ich auf meiner Reise in fremde Bloggerwelten so viel erlebt, nette Leute und Tiere kennengelernt, mich ein wenig verliebt und manchmal habe ich  Sehnsucht nach Abenteuern. Ich will noch mal…….

Weil ich noch nicht stabil bin, wird mich Frau Holle begleiten. Regine macht auch Urlaub und sie sagt, es ist ganz gut, wenn wir mal getrennte Wege gehen. Sie weiß gar nicht mehr, wo sie anfängt und wo sie aufhört. Ich weiß nicht, was sie meint.

Also: wer hat Lust auf mich, meinen Fotoapparat und Frau Holle? Wir kommen und wollen Mitte Mai wieder Zuhause sein. Wenn Ihr uns einladen wollt, meldet Euch in der nächsten Woche (24.04.-30.04.) hier oder unter:    regine-52@web.de    und dann verabreden wir alles Weitere.

Frau Holle tanzt und packt schon ihre Koffer.

Liebe grünglitschige Grüße an alle, die heute auch frei haben, die morgen wieder arbeiten müssen und die gar nichts mehr müssen! Euer Misi (Praktikant als Gartenhänger und  reiselustiger Frosch)

Ganz anders

Ganz anders

Ich konnte nicht wieder einschlafen. Furchtbar. Nein, heute ist es egal. Früher war es furchtbar, wenn ich um 4.00 Uhr aufwachte und nicht wieder einschlafen konnte. Um 6.00 Uhr war Aufstehen angesagt. Heute ist es egal. Ich kann ohne Stress aufwachen und nicht wieder einschlafen wann ich will. Rentnerinnenleben eben.

Also heute konnte ich mal wieder nicht einschlafen. Um 4.30 Uhr las ich in meinem Buch, stand dann auf und kramte im Arbeitszimmer herum. Ich bereitete ein Geburtstagsgeschenk für eine Freundin vor. Ich sortierte Murmeln und Muscheln. Ich ging in den Garten und hörte den Vögeln zu. Es wurde hell. Ich zog Hose und Jacke über den Schlafanzug, Strümpfe und Schuhe über die Füße.

Uhrzeit wird überschätzt. Prima. Heute mache ich einmal alles ganz anders als sonst und fahre schrecklich früh mit dem Fahrrad los. Nein, heute ist es ja gar nicht mehr schrecklich. Es ist nur anders. Fast wie Urlaub. Leider kein Sonnenaufgang, weil naturtrüber Tag. Aber den Vögeln ist das egal. Mir auch und ich genieße die Müdigkeit weg. Mein Weg wirkt um diese Frühtageszeit frisch und neu. Keine Autos, keine Menschen. Dafür jede Menge Rehe und Hasen. Die sind irritiert. Sie bleiben stehen (Rehe) oder sitzen (Hasen) und wissen nicht, was zu tun ist. Ein Reh läuft unschlüssig hin und her, das andere guckt zu. Lustig. Ich halte nicht an, denn ich habe keinen Fotoapparat dabei. Ich radle und gucke und höre und denke. Ein Fasan schimpft und Gänse queren den Himmel.

Ich fahre durch die kleine, stille Stadt. Eine Zeitungsfrau ist schon unterwegs. Sie grüßt mich wie eine alte Bekannte, ich habe sie noch nie gesehen, grüße aber begeistert zurück. Ein Bäcker hat auf, aber ich kein Geld dabei. Die Störche sind nicht in ihrem Nest. Erste Autos fahren zur Arbeit. Ein Nachbar steht an der Straßenecke und wartet auf seine Mitfahrgelegenheit. Er lacht mich an. Ich fahre nach Hause, parke mein Rad, hole die Zeitung aus dem Briefkasten, gehe rein, nehme meine Tabletten, mache mir einen Kaffee und steige mit ihm und der Zeitung wieder ins Bett.

Etwas später entschließe  ich mich, nun doch nicht wieder einzuschlafen, sondern richtig aufzustehen. Duschen, anziehen, einkaufen und um 9.00 Uhr ist alles fertig, sogar das Auto ist betankt und ich gucke verdutzt. Was war das denn? Ganz gegen meine Gewohnheit das alles. Sollte ich vielleicht öfter machen.

Und gleich mache ich ein Nickerchen……

Lieber Misi

Oh wie ist das schön! Ich habe meinen ersten Brief bekommen. Carmabelle von der Mergelkuhle hat mir geschrieben. Die süße kleine Froschmaus.

schnirkelschneckchen

leider habe ich deine Frosch-Mail-Adresse nicht, daher schreibe ich dir auf diesem Wege.  Zoé ist auf der Arbeit und kann auch gerade nicht stören, wir haben den PC ganz für uns alleine. Ritter P. macht zwar immer einen auf Chef und Verantwortlichen, aber momentan ist er auf Fliegenjagd und ich habe freie Bahn.

Du erlebst ja echt viel. Erst die ganzen Wanderungen und jetzt das Praktikum. Ich finde uns Frösche hat man all die Jahre auf „Hupf und Quark“ reduziert. Meine Hochachtung vor dem, was du so alles unternimmst.  Und um es gleich vorweg zu sagen, ich finde, Männer dürfen auch mal weinen und Mädels auch mal boxen. Es sollte nur nicht zum Dauerzustand werden.

Aber zuerst stelle ich mich mal richtig vor, damit du weißt, wer ich eigentlich bin:

Ich heiße Carmabelle von der Mergelkuhle, da mir das aber immer zu lang ist, unterschreibe ich meistens mir Carmabelle Frosch…

Ursprünglichen Post anzeigen 297 weitere Wörter

Misi geht es besser

Misi geht es besser

Hallo Leute, es ist nicht einfach mit dem Frühling, die Kälte ist zurück. Mein Terrarium steht jetzt im Garten, gut versteckt. Frau Holle hat mir einen kleinen Ofen eingebaut, für die Frostnächte. Rein, also ins Haus rein, darf ich nicht mehr. Sie sagt, Frosch ist Frosch und ist im Garten am besten aufgehoben. So saßen Ostern die Menschen also gemütlich in der warmen Stube und ich durfte von draußen zugucken. Frau Holle verheimlicht mich vor ihrer Familie. Sie sagt, ihre Söhne glauben nicht an sprechende Frösche und sie als alte Frau würde sowieso schon manchmal recht seltsam rüberkommen.

Jeden Tag gehe ich weiterhin zu meinem Doktor Schreckweg. Er sagt, ich mache Fortschritte. Ich finde mich damit ab, ein Frosch zu sein. Die Geschichte vom Märchenprinzen kann ich mir abschminken. Ich bin und bleibe Froschohnekrone. Ich werde meine Familie aufarbeiten und erst einmal die Namen meiner 8576 Geschwister auswendig lernen. Dann kommen Nichten und Neffen dran. Die zähle ich  lieber gar nicht erst. Aber ich lade sie im Sommer vielleicht einmal alle ein, die ganze Familie. Meinen Eltern verzeihe ich und ich selbst öffne mich und finde meine Gefühle toll. Na ja, noch nicht so richtig. Ich habe gestern mit der Männergruppe (ja, fast alle sind wieder da!) darüber gesprochen. Sie, also die Gruppe, war zeimlich befremdet, als ich anfing zu weinen, während ich über meinen Winter erzählte. Also, das Weinen und die Männer gehören nicht so richtig zusammen. Aber sie kuschelten mich trotzdem. Und sie finden es toll, dass ich jetzt ein Praktikum als Gartenhänger mache. Sie wollen das nicht, aber jeder Frosch tickt anders. Sagten sie und dann gingen wir an unser Krafttraining.

Frau Holle sagt, sie kann nun nicht immer zur Arbeit mitkommen und auf mich aufpassen. Ich habe noch viel, viel Angst und jeder Spatz kann das triggern oder wie das heißt. So oft gelb und starr wurde ich noch nie wie über meinem Gartentor. Manchmal reicht schon eine Fliege und ich bin scheintot.

Also, Frau Holle kann nicht mehr Gartenhängerbeschützerin sein. Wir überlegen, was zu tun ist. Eine Tarnung wäre sinnvoll. Frau Holle weiß was….

So ganz überzeugt mich diese Lösung nicht. Ich komme gar nicht mehr zur Geltung. Was ich als Gartenhänger aber sollte. Frau Holle überlegt….

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Ja gut, kann man machen. Muss aber nicht jeden Tag sein. Storch sieht mich nicht. Hoffentlich auch keiner aus der Männergruppe. Frau Holle geht ins Haus und dann löst sie mein Problem.

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Manchmal taugt sie doch zu was. Manchmal kann sie sich gut einfühlen. Ich kann meiner Arbeit nachgehen, kann meine Ab-Und-Zu-Angst in die Füße verlagern und die Frau vom Gartentor stellt mir eine Festeinstellung in Aussicht. Den Hut allerdings lehnt sie ab.

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  Und wie geht es Euch so?

Heute lese ich….

Mark Haddon: Supergute Tage oder die sonderbare Welt des Christopher Boone, 2006

Mark Haddon arbeitete nach dem Studium sechs Jahre lang mit körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen. „Supergute Tage“ ist eines von 15 Kinderbüchern, wurde zum internationalen Erfolg und erscheint in 24 Ländern.

Während meiner beruflichen Laufbahn lernte ich einige autistische Kinder kennen, die alle individuell und kreativ in einer Welt lebten, in die ich mich nur sehr schwer und manchmal auch sehr wenig einfühlen konnte. Diese Kinder waren und blieben mir alle ein Rätsel, auch wenn wir uns miteinander arrangierten. Meistens jedenfalls. Wir hatten es nicht immer leicht. Ich freute mich damals sehr, einen Roman zu finden, der mir einen kleinen Einblick in das Erleben aus der Sicht eines Autisten etwas näher bringt. Nun lese ich den Roman zum zweiten Mal und bin immer noch begeistert.

Christopher muss seine Mitmenschen verstehen und sich ihr unverständliches und aus seiner Sicht unlogisches Verhalten „übersetzen“, um sich so gut es geht sozial anzupassen. Er stellt sich diesen täglichen Herausforderungen, ist aber damit oft rettungslos überfordert. Er braucht Pläne, feste Strukturen, seine Uhr, die gewohnte Umgebung und Ordnung, damit ihm das gelingen kann.

Christopher Boone erzählt, wie er den toten Hund fand und wie radikal sich sein Leben daraufhin änderte. Im Roman wechseln sich Erinnerungen, aktuelles Geschehen, mathematische Probleme und Lösungen, Zeichnungen und Skizzen ab. Er hat mich in eine altbekannte und doch so fremde Welt entführt. Mark Haddon gelang es meiner Meinung nach hervorragend, sich in die Perspektive des Christopher Boone hineinzuversetzen. Die Geschichte ist spannend, traurig und lustig zugleich. Absolut lesenswert, finde ich.

PS: Ich brauchte eine Weile um zu erkennen, warum die Kapitel mit 2, 3, 5, 7…. durchnummeriert wurden.

Es beteiligen sich bei „Heute lese ich …“ auch:

   (als Erfinderin)
Michaela von Buecherlogie

und Mein Name sei Mama

und Veronika von vrojongliert
und Tarlucy