Ich bin unzufrieden mit der Gesamtsituation. Ich weiß so wenig und schon gar nicht, was richtig ist. Meine Werte purzeln munter durcheinander und die Unordnung macht mir das Leben schwer.
Ich bin leider auch unzufrieden mit meiner kleinen Welt. Nichts kann mich aufmuntern. Heute läuft mir vieles quer. Im Nachbargarten kündigt sich eine riesengroße Familienfeier an. Von oben sehe ich genau auf das Geschehen und unten nicht. Draußen höre ich alles, alles mit und ich werde meine Kopfhörer gegen Lärm schon mal heraussuchen, falls ich auf der Terrasse lesen möchte oder so. Ist schon blöd, wenn Nachbarn im Reihenhaus nicht gut miteinander auskommen. Ich bin so dünnhäutig geworden. Gegen Lärm und Licht (nachts) ist man fast hilflos. Ach Quatsch, eigentlich sitzen die nur da und lachen und feiern ein fröhliches Fest. Ich will mich heute darin üben, gönnen zu können.
Mein Sohn heiratet im September, wie Ihr wisst. Hochzeiten sind Familienfeiern und mein Unbehagen mit jemandem wird begraben. Für diesen einen Tag werden Konflikte meinerseits keine Rolle spielen. Damit breche ich mit alten Familienmustern. Das wird nicht leicht, denn mein Selbstwertgefühl ist noch nicht so stark wie ich das gerne haben möchte. Zu schnell werde ich in meine alte Rolle zurückfallen, das weiß ich jetzt schon. Quatsch, was weiß ich denn, was in fünf Monaten los ist? Ist ja noch lange hin, da kann noch viel passieren. Und trotzdem frage ich mich schon heute: Was mache ich mit meinen dünnen, spiddeligen Haaren am Hochzeitstag meines Sohnes?
Also jetzt ist aber auch wirklich Schluss mit der sinnlosen Nörgelei und ich denke mir lieber aus, wie ich den herrlichen Frühlingstag heute füllen will. Alte Pläne sind futsch, denn jemand ist krank geworden. Nicht schlimm, zum Glück, aber……
Doof, dass ich keinen Lebenspartner habe. So einer fehlt mir gerade. Jemand, der mit mir einen Tagesausflug ans Meer macht und mich in die Arme nimmt und mir sagt, dass alles gut ist und bleibt. Alles muss frau selber tun! Und das macht mir gerade so was von keinen Spaß. Ich ziehe mich ins Netflix zurück, jawoll, den ganzen Tag! Das hast du nun davon, du Welt!
Meine Güte, was ist denn heute bloß los mit mir? Das kann ich besser! Also nicht das Nörgeln, das meine ich nicht. Ich weiß ja, dass mir das Wehklagen nicht weiter hilft. Es bringt nur schlechte Laune. Ich kann bessere Strategien gegen allgemeines Unwohlsein finden. Strategien, die wirksam sind.
Fotos vom Sonnenuntergang ins Netz stellen zum Beispiel:



Und nun schnappe ich mir meinen Fotoapparat und die Trinkflasche und dann radle ich auf schönen Wegen den trüben Gedanken davon. Das hat bisher immer gut funktioniert.
Und Ihr so? Geht es Euch gut? Tanzt Ihr in den Mai? Alle tanzen in den Mai, sagt mir meine innere Nörgeltante. Alle, nur ich nicht. Oha, so ganz ist sie noch nicht verstummt, diese alte Trine. Na ja, ich bin ja auch noch nicht weg!
Aber jetzt……🚴