Zimmerreisen 5: K wie Kleider

Im Januar 2019 schrieb ich über die Kleider meines Lebens. Diesen Beitrag hole ich nun aus der Versenkung und aktualisiere ihn ein wenig, denn er passt perfekt zu den „Zimmerreisen 5“. Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches mich immer wieder in meine eigene Vergangenheit führt. Das Regelwerk findet Ihr hier: Einladung zu den Zimmerreisen 05/2021 | Puzzleblume ❀ (wordpress.com)  Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Gegenwärtig trage ich selten Kleider in der Öffentlichkeit. Aber früher schon. Obwohl meine Beine….na ja. Trotzdem hielten sie mich in meiner Jugend nicht davon ab, Minis zu tragen! Meine Mutter nähte mir, als ich etwa 14 Jahre alt war, aus einem feinen Blümchenbaumwollstoff ein Mini-Hosenrockkleid. Sie kaufte mir einen silbernen Kettengürtel dazu. Den konnte ich um meine damals noch schlanke Taille ketten und ich fand mich super-schön. Dazu ein gelber Strohschlapphut aufgesetzt….. perfekt! Dieses Kleid trug ich, bis es auseinanderfiel und am Po durchgescheuert war.

Für meine Jugendweihe suchte ich mir ein braunes, knielanges Hängerkleid mit Pailletten an der Passe aus. Nein, ich fand es nicht schön, aber für das Geld, welches mir zur Verfügung stand, war es das beste, was ich kriegen konnte. Er glitzerte immerhin oben herum. Das war damals sensationell. Heute könnte ich mich in Glitzerstoffe von oben bis unten einhüllen, damals gab es das noch nicht oder doch, aber diese Kleider waren unerschwinglich für mich. Ich kaufte also das blöde braune Kleid und hatte auch gleich etwas für das Theater und die Oper. Kulturring der Jugend! Fünf Theatervorstellungen und eine Oper pro Halbjahr! Wundervolle Jugendzeit. Ach ja. Ich fürchte, dieses Kleid trug ich auch auf meinem Abtanzball. Ich weiß es nicht mehr genau. Ich erinnere mich aber, dass ich keinen Partner hatte und ein Mauerblümchendasein fristete. Traurig, traurig.

Als ich etwa neunzehn war, kaufte ich mir ein knallrotes, glänzendes Minikleid mit Flügelärmeln und Tellerrock. Wunderschön und ich dachte mir gar nichts dabei, dass es so rot war und ging damit aus. Ich hatte sogar gute Chancen und wurde zum Tanzen aufgefordert. Das war damals in meinen Kreisen so. Schließlich gingen wir Mädels zum Tanzen, damit wir aufgefordert wurden und vielleicht sogar das Lebensglück in Form eines festen Freundes fanden. Ich fand keinen, aber immerhin wurde ich aufgefordert.

Ein wirklich kurzes Volantkleid zog ich mit Anfang zwanzig im Sommer kaum noch aus. Es war blau mit weißen Punkten. Kombiniert mit weißen Plastikkugelohrringen und einer riesigen Sonnenbrille mit weißem Rand war es einfach unwiderstehlich und ich gleich mit, fand ich. Einmal zog ich es zum Fasching an und meine Güte, da ging die Post ab.

Ich kann mich an ein Maxikleid erinnern. Toll, toll ein langes Kleid mitten am Tag zu tragen erzeugte schon ein kleines Prinzessinnengefühl. Dieses war schwarz mit tausend kleinen Blümchen darauf. Also das Kleid, nicht das Gefühl! Schick auch zu Feten und „Insterburg und Co“  in der Hamburger Uni-Mensa erlebte ich in eben diesem Kleid. Nein, was haben wir gelacht und bei „Otto“ war ich auch, aber da hatte ich etwas anderes an.

So, was gibt es noch für Lebenskleider? Mein Hochzeitskleid war ein billiges Schwangerschaftskleidchen, denn ich war zum zweiten Mal unübersehbar schwanger. Knielang-dunkelblau mit kleinen Blümchen drauf und super billig. Also nichts Besonderes und wir wollten es ja auch heimlich tun, das Heiraten. Nur ein paar Verwandte und Freunde im kleinen Kreis. Unser dreijähriger Sohn war natürlich dabei und fand es putzig, dass er plötzlich einen neuen Nachnamen bekam. Die Hochzeiten am 08.08.88 blieben in Wyk auf Föhr allerdings nicht geheim. Eine große Menschenmenge füllte den Marktplatz um die Superbrautpaare am Superdatum zu beobachten, wie sie das Standesamt verließen. Nun gut, wir waren natürlich nicht wie ein Hochzeitspaar gekleidet, aber das Glück muss man uns angesehen haben. Ach ja.

Als junge Frau und Mutter trug ich im Sommer eine ganze Reihe von Kleidern. Wadenlang und schwingend um die Beine. Irgendwann passte ich nicht mehr hinein in meine Lieblingskleider. Sie waren wohl eingelaufen im Laufe der Jahre, was wirklich schade war.

Ich besorgte mir zum Abiball meines ältesten Sohnes ein festliches langes Abendkleid. Es war günstig zu haben und ich sah ungewohnt vornehm aus. Der Rock war eng bis unten, dort glockte es um meine Fesseln und Schuhe. Mein Mann gestand mir einige Jahre später, dass ihn das Kleid mit seiner Stofffarbe an eine Leberwurstpelle (die golden-weiße) erinnert hätte. Ich weinte und warf es gleich in den Altkleidercontainer. Ich brauchte es sowieso nicht mehr. Ich kriegte den Reißverschluss nicht mehr zu.

Zu meinem sechzigsten Geburtstag kaufte ich mir noch einmal ein neues Kleid. Lang, eng, weiß und mit Blumen bedruckt. Kein festliches Kleid, aber ein bequemes. Manchmal trage ich es im Sommer heute noch, aber nur Zuhause. Ich mag mich in Hosen lieber leiden. Allerdings ertappe ich mich häufig dabei, wie ich mir fremde Kleider anschaue und auch mal wieder eines haben möchte. Ich muss nur noch herausfinden, welches in mein momentanes Leben passt!

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27 Gedanken zu “Zimmerreisen 5: K wie Kleider

  1. Kleid steht dir gut und du hast doch schöne Beine. Selber trage ich viel lieber Hosen und auch zu Festlichkeiten, da gehe ich keinen Kompromiss mehr ein. Im Sommer luftig weite Hosen.
    Als Kind musste ich immer Kleider tragen und fühlte mich darin nie wirklich wohl.
    In meinem Schrank hängen zwei tolle Kleider, die ich noch nie getragen habe…vielleicht sollte ich es mal ausprobieren.

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      1. Ja, das stimmt. Aber ich finde immer, dass mir die Kleider, die ich heute tragen könnte, nicht stehen. Hängerkleider mag ich ganz gerne, aber darin sehe ich immer schwanger aus. Geht gar nicht😂! Mit Gürtel auch nicht so gut, weil meine Taille irgendwie verschwunden ist. Daran muss ich noch arbeiten.

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  2. Du kannst doch mit Stiften umgehen! Schaue welche Teile deiner Lebenskleider dir immer besonders gefallen haben, welche Art Auschnitt zu dir passt, die Ärmellänge, ob Tailliert und wenn ja, wo, welche länge deine Wohlfühllänge ist etc. Einfach zeichnen, mit Plissé, mit Vollants oder Puffärmel – das was der gefällt, worin du dich magst. Wenn du das gefühl hast „So“ sieht „MEIN“ Kleid aus, dann findest du irgendwo, irgendwann den Stoff der für dich und dein Kleid entworfen wurde und dann findest du bestimmt eine Schneiderin!
    Wir sind zu „wissend“ um irgendwas modisches oder irgendein Kleid zu kaufen – wenn, dann DAS eine!
    Viel Spass dabei 🙂

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    1. Ich denke das Hauptproblem ist, dass die Kleider, die mir gefielen, einfach nicht mehr zu mir passen. Die Kleider von damals würden auch in der passenden Größe lächerlich an mir wirken. Ich bin nicht mehr jung und schlank, sondern älter und nicht schlank. Insofern musste ich mir sowieso einen ganz neuen Stil zulegen. Und der, den ich habe, ist nicht Kleid (mit Ausnahme langes Strandkleid). Dein Vorschlag, wie ich zu einem „Meinkleid“ kommen könnte, passt auch irgendwie so gar nicht zu mir. Und Schneiderin kommt mir richtig fremd vor. Vielleicht greife ich das aber noch einmal auf, wenn mein Sohn im nächsten Jahr heiratet und ich etwas wirklich Schickes brauche. Wahrscheinlich wird das dann wohl eher ein Hosenanzug…..😂 Lustig, ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass meine Kleiderzeit vorbei ist! Bis auf Strand-und Gartenkleid natürlich.

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  3. Hübsche Bilder sind das. Kleider, an die man sich als Meilensteine seines Lebens erinnert habe ich auch im Gedächtnis, und wie Matilda es auch schreibt, sind es nicht immer die freiwillig getragenen Kleidungsstücke.
    Ist es nicht irgendwann egal, ob man „schwanger aussieht“, solange man sich ein Wohlfühlstück ausgesucht hat? Wessen Meinung dazu soll denn so wichtig sein, dass man sich selbst jetzt noch dem zu unterwerfen hätte?

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    1. Ich danke Dir für die netten Worte und ja, eigentlich sollte es egal sein, wie andere meine Bekleidung beurteilen. Ist es mir mittlerweile meistens auch, aber bei Kleidern eben doch nicht. Da höre ich vielleicht noch auf die negativen Kommentare meines Mannes, die er ( vor vielen Jahren) über meine Hängerchen von sich gab und die mich damals verunsicherten. Das wird mir gerade klar und schön, daran kann ich arbeiten.

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      1. Bei den Bemerkungen ahne ich schon den Tenor. Es ist schon eigenartig, was frau alles an Ballast verinnerlicht hat, über Kleider, Schuhe, Haare , Figürliches …

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  4. Das ist ein kurzweiliger Ausflug in die Kleiderwelt der vergangenen Jahre! Die meisten habe ich in ähnlicher Form auch getragen, und bis heute trage ich gerne Kleider. Allerdings nicht oft, und im Moment – ohne Job – schon gar nicht. Aber deine Beschreibungen haben mir gefallen, ich glaub ich zieh wieder mal eins an.
    Du siehst toll aus auf dem Strandbild! 😀

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  5. Ich bewundere dich ob deines guten Gedächtnisses wegen. Ich kann mich nur an die Kleidungsstücke erinnern, von denen ich auch ein Foto habe – denn dann muss ich ihnen eine größere Bedeutung zugemessen haben. – Ansonsten habe ich von Jugend und späterer Jugend wenig Fotos – das hole ich jetzt alles nach.
    Ich stutzte über den Begriff „Jugendweihe“ – ich dachte immer, die war DDR-typisch – habe mich aber schlau gemacht, dass es die auch im Westen Deutschlands gab.
    Liebe Grüße

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    1. Ich erinnere mich noch gut und gerne an viele Kleidungsstücke, die mich begleiteten.

      Doch ja, Jugendweihe gab und gibt es auch in Hamburg. Allerdings erinnere ich mich eher an das Kleid und weniger an die Feierlichkeiten!😂Liebe Grüße und schöne Pfingsten! Regine

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  6. Eine Kleinigkeit in dem schönen Text ist mir aufgefallen: Beim Tanzen haben Jungen die Mädchen aufgefordert. Bei uns, Kölner Gegend, war das 1970 noch so …. aber irgendwann ist das aus der Mode gekommen, mehr oder weniger plötzlich und fast völlig. Wann das war, habe ich gar nicht mitbekommen …

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    1. Tanzstunde 1966 oder so: rechts die Jungen, links die Mädchen und dann wurde aufgefordert. Wehe, wenn mehr Mädchen als Jungen auf ihren Stühlen saßen. Dann gab es immer die „Sitzengebliebenen“. Jetzt kann ich darüber lachen, aber damals war das schon ein blödes Gefühl. In der Disco wurde anfangs auch noch aufgefordert. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dies selbst zu tun. Außer im Caffe Keese, dort war Damenwahl angesagt.😂 Das war lustig. Diese Tischtelefone hatten schon was. 😂 Na ja, und später tanzte sowieso jeder und jede für sich allein. Eigentlich schade!

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      1. Für Jungen war es auch nicht einfach. Erst müsste man sich trauen, dann blitzschnell sehen, dass einem keiner zuvorkam – und wenn doch, … wieder zurück an den Tisch? Blamage, ging nicht …

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