Lernerfolg

„Das ist ja toll, dass Du so aufgeschlossen bist!“, sagte mein Sohn kürzlich am Telefon. Wir sprachen über den alltäglichen Rassismus und über das Gendern. Dieses Lob freute mich sehr, wie auch unser Meinungstausch. Das ist relativ neu, so können wir erst seit kurzer Zeit miteinander sprechen.

Mein Sohn meinte, dass es so interessant sei, wie viel ich schon erlebt habe und jetzt sogar auch noch eine Pandemie! Ja, das ist wohl wahr. Allerdings erlebten meine Großeltern und Eltern auch viele Umbrüche. Auch sie mussten flexibel sein, was ihnen mehr oder weniger gut gelang.

Ich habe als Rentnerin genug Zeit zum Reflektieren und Lernen und finde es selbstverständlich, mich zu informieren, wenn ich etwas nicht verstehe. Ich entscheide dabei selbst, was ich durchschauen möchte. In der Technik gebe ich schnell auf und bin schon froh zu wissen, wie ich theoretisch meine Kühlschranklampe austauschen könnte, wenn ich es denn praktisch auch wollte. Ich bleibe bei meinen DVDs/CDs und werde nicht streamen. Immerhin kenne ich ja schon das Wort! Das muss reichen. Echte Bücher möchte ich weiterhin besitzen und lesen. Und das Festnetztelefon ist mir noch das liebste. Also, da bin ich dann doch stur. Und ja, der Altersstarrsinn macht sich auch bei mir bemerkbar, aber unter dem leide ich nicht so sehr. Darüber müssten meine Leute berichten, aber die befrage ich jetzt mal lieber nicht.

Philosophische Fragen diskutiere ich gerne und die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen möchte ich verstehen und durchschauen. Ich bin sogar in der Lage meinen Standpunkt zu ändern, wenn es nötig ist. Ich übe, mich selbst kennenzulernen und ja, auch gern zu haben. Je besser mir das gelingt, umso mehr weiß ich meine Ursprungsfamilie zu schätzen und meine eigene zu lieben. Damit fühle ich mich eingebunden, auch wenn ich alleine lebe. Und diese Selbst-Entwicklung trägt wohl auch dazu bei, dass meine Söhne offener mit mir umgehen können. Ich brauchte eigentlich nichts zu tun, nur loslassen und bei mir bleiben. Das ist das Geheimnis, aber das zu durchschauen, war ganz schön schwer und langwierig. Es war anstrengend und ging auch nicht allein. Therapien und später dann regelmäßige Familienaufstellungen unterstütz(t)en mich. Allein geht wenig, oder ist es bei Euch anders?

Ich gucke mir noch einmal die Ku´damm Reihe an (Ku’damm – die große Event-Familienserie in 3 Staffeln – ZDFmediathek), denn hier sehe ich so schön, aus welcher Zeit ich stamme, wie anstrengend die gesellschaftliche Entwicklung war und wie schwer sie erkämpft werden musste. Und dabei denke ich an meine Söhne.

Nicht wichtig

Ich will Euch etwas erzählen, weiß aber nicht, was. Es passiert wenig und das, was passiert, hat keinen Nachrichtenwert für die Allgemeinheit. Dass ich eben meine Terrasse aus Versehen zwei Stunden lang hübsch gemacht habe, obwohl ich eigentlich mit dem Auto zum See fahren wollte, ist ja wohl nicht weiter erwähnenswert. Und wie schweißtreibend das war, auch nicht. Und dass ich jetzt völlig fertig bin, interessiert nur mich. Zum See, wenn überhaupt, reise ich heute Nachmittag! Zum großen Glück fehlt mir eigentlich nur noch ein Badesee oder ein Freibad, welche ich mit dem Rad erreichen könnte. Dann wäre ich mit Sicherheit jetzt aber da und nicht hier am PC!

Was ich über das Treiben im Lande denke, behalte ich auch lieber für mich. Absurdistan, das muss reichen.

Über meine aktuelle Lektüre mag ich auch nicht schreiben. Die Bücher (und Filme) von Sven Regener habe ich hier im Blog schon alle vorgestellt. Ich liebe Herrn Lehmann und Karl Schmidt mehr denn je, denn die haben aktuell mit mir nichts zu tun. Höchstens mit meinen Erinnerungen.

Ich denke, ich mache weiter so. Ich könnte vieles tun, sogar an Großveranstaltungen teilnehmen, aber ich muss das nicht. Ich kann mich weiter ohne zu hetzen und ohne Druck durch den Sommer treiben lassen. Nicht unbedingt wegen Pandemie, sondern wegen persönlicher Vorlieben. Und das an einem Montag zu schreiben, ist ja schon der reine Luxus.

Ich wünsche Euch einen guten Start in die neue Woche!

PS: Ach ja, meine Blumen blühen fleißig und die Nachbarin ist nicht erfreut über Kirschenklau!

Und es ist Sommer

Und es ist Sommer

Es ist Sommer

und ich bin noch 68

aber bald nicht mehr

das bedaure ich so sehr

und allen anderen

ist das ganz egal

und dem Draußen sowieso

also was bedeutet

schon eine Zahl?

Es ist Sommer

und ich träume

mir den so zurecht

dass er mir gefällt

und in dieser Traumwelt

gibt es keine Grenzen

und Alter ist ja so egal.

Auf meiner Radrunde hatte ich die ganze Zeit „Und es war Sommer“ im Kopf und sang das Lied so vor mich hin und änderte den Text und ich dachte daran, was fange ich denn damit an? Ja, es ist Sommer…..und ich bin noch 68.

Wenn Ihr jetzt den Textsinn und einen Zusammenhang sucht…..es gibt heute irgendwie keinen.😳

Spielen mit dem Mond

Vormittags bin ich zur Zeit im Haus und Garten ziemlich aktiv. Sogar die Fenster sind geputzt. Ich will ja keine Werbung machen, aber Euch doch erzählen, wie toll der neue Fenstersauger funktioniert. So sauber und glasklar habe ich meine Fenster noch nie hinbekommen. Bei aller Wischerei nicht. Weil meine Hände immer so dabei schmerzen, habe ich mir diesen Fenstersauger gegönnt. Natürlich muss ich noch an einigen Stellen ein paar Wassertropfen mit dem Lappen entfernen und die Rahmen machen sich auch nicht von alleine, aber mit diesem Fenstersauger geht alles doppelt so schnell. Ich werde mir das Bodenwischen nun auch mit einem passenden Gerät erleichtern. Nö, ich habe kein schlechtes Gewissen, ein klein wenig aber doch. Ich nutze die Geräte nicht allzu oft, damit beruhige ich mich und meine Hände freut´s.

Mein Naturgarten ist jetzt auch vom Gestrüpp befreit und Neues kann nachwachsen. Ich sitze auf der Gartenbank und freue mich, so fleißig gewesen zu sein.

Gestern schien der Mond so schön und ich knipste ihn.

Das Foto gibt die Schönheit des Junihimmels nicht wieder. Das ist klar. Es ist eben nur ein Bild. Aber ich kann damit etwas herumspielen und schon wird es interessant.

Realitäten lassen sich beliebig manipulieren. Und das wird ja auch überall gerne gemacht. Es steckt immer eine Wahrheit dahinter, aber diese ist unmöglich zu finden.

Und jetzt denke ich an das Höhlengleichnis von Platon, welches ich nie richtig verstanden habe, dem ich mich aber gedanklich nähere. Platons Höhlengleichnis | Wilhelms Space (wordpress.com) Und ich vermisse meinen Philosophischen Kreis, der mir aus Gründen abhanden kam. Alleine zu philosophieren macht wenig Spaß. Ich werde mich demnächst um mehr Geselligkeit kümmern.

Erstaunlich, wohin mich meine Gedanken beim Spielen mit dem Mond führen können. Und jetzt ist Schluss mit Denken, jetzt wird gemacht. Ich putze mein Badezimmer und säubere die Kacheln mit dem neuen Fenstersauger. Das ist auch wichtig!

Schwarze Adler

Ich interessiere mich nicht für Fußball. Ich stehe dem Phänomen etwas ratlos gegenüber. Jetzt, während (oder nach) der Pandemie, mehr denn je.

Gestern sah ich mir trotzdem und zum Glück für mich den Film „Schwarze Adler“ an. Diese Zeitreise, die auch viel mit mir persönlich zu tun hat, ermöglichte mir aufschlussreiche Einblicke in meine eigene Sozialisation. Ich verstand, dass ich noch lange nicht fertig bin mit dem Thema Rassismus.

Das Gesehene verfolgte mich bis in meine Träume. Ich bin heute weit davon entfernt, mich um den großen Fußball, seine Stars und das ganze Theater drum herum zu kümmern. Aber das, was die schwarzen Nationalspieler und Nationalspielerinnen in diesem Film erzählen, geht auch mich etwas an. Mehr, als ich jemals dachte.

„Schwarze Adler“ ist hier zu finden: Fußball: Schwarze Adler – Wie rassistisch ist deutscher Fußball? – ZDFmediathek

Heiß hier

Heiß ist es hier und ich sitze drinnen. Schotten dicht-Hitze bleibt draußen. Das Tageslicht leider auch. Dauerdämmerung in der Stube ist aber auch ganz schön. Hier muss ich nicht tun, was ich nicht tun will, denn Dämmerlicht motiviert mich nicht. Ich lasse es ganz langsam angehen und zum Putzen habe ich so gar keine Lust. Heute, morgen und übermorgen gibt es Kartoffelsalat mit Gurke und Ei. Ich kann einfach keine kleineren Salatportionen herstellen. Eis habe ich auch noch. Konnte mich gestern ganz gut zusammenreißen und ich habe nicht alles auf einen Schlag vertilgt, auch wenn ich es am liebsten getan hätte. Aber heute gibt es kein Erbarmen! Heute gibt es Resteeis.

Ich bin froh, dass ich die meisten Geschenke beisammen habe. Im Juni und Juli hat fast die ganze Familie Geburtstag. Nur mein jüngerer Sohn tanzt aus der Reihe, er ist Waage. Waage unter lauter Krebsen, auch nicht immer leicht. Vielleicht gibt es in diesem Jahr wieder ein kleines Krebs-Familientreffen-mit-Waage.

Früh morgens oder spät abends drehe ich meine Radrunde. Dann ist es mit 29 Grad doch ganz angenehm, wenn man den Fahrtwind mitrechnet.

Meine Lieblingskuhherde hat wieder Zuwachs bekommen und warum die Graue beim Grasen vorne kniet, erschließt sich mir nicht. Sie tut es aber. Immerzu!

Die Mittlere

Nicht schön, diese Hitze. Der ganze Sommer soll so werden und juchee: SonnenanbeterInnen können sich freuen und das kühle Nass genießen. So steht es in der Zeitung. Na gut, für mich ist das anders. Ich leide und jetzt höre ich auf vom Wetter zu schreiben.

Ich verbringe die Tage in der etwas kühleren Wohnung und auch dort mag ich mich kaum bewegen. Also nehme ich mir die Zeit und lese mal wieder in alten Tagebüchern.

Ich staune über das lebensfrohe Mädchen von 1968. Was waren das für Zeiten! Ausführliche Briefe wurden geschrieben (und aufbewahrt), Telegramme aufgesetzt, wenn etwas Wichtiges passierte, Ferngespräche führten wir nur abends und selten. Ich sparte viele Wochen für ein Kleid für 15 DM. Ich besuchte eine reine Mädchenschule und hatte viel Spaß mit meinen Freundinnen. Eisbahn, Schwimmbad, Sportverein, Theater, Kino und Tanzstunde! Die Bravo wurde gelesen und Dr. Sommer ausführlich diskutiert. Winnetou war unser Held und meine erste große Liebe. Also, eigentlich war es Pierre Brice, aber der nur als Winnetou. Hitparaden protokollierte ich jeden Sonntag und Platten konnte ich mir selten leisten. Ich nahm folgende Botschaft ernst: Mädchen sollten warten, sich aufheben, bis ein Mann sie „erweckt“. Und ich wartete! Ich wartete auf Anrufe und mochte mich nicht von zu Hause fortbewegen, wenn ein Junge versprochen hat, sich zu melden. Wie war das aufregend! Und manchmal auch enttäuschend. Es gab Papierkleider zu kaufen und daran erinnere ich mich überhaupt nicht. Ich hatte große Angst vor einem Krieg und vor der Umweltverschmutzung. Ich notierte alle Bücher, die ich gerade las. Ich hatte fast immer ein Buch vor der Nase und meine Familie wunderte sich über ihr verträumtes Reginchen.

Und dann begann mein Elend mit den schlechten Schulleistungen und dem gesteigerten Interesse an einer Parnersuche. Meine Eltern brachten beides zusammen. Sie wollten verhindern, dass ich mir einen Freund anlachte, der mich ja doch nur von schulischen Belangen ablenken würde. Denn lernen sollte ich, nicht lieben. Oft bekam ich zu hören: „Komm ja nicht mit einem Kind nach Haus!“ Das war das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnten. Man darf jetzt nicht vergessen, dass ich erst mit 21 volljährig wurde und bis dahin meine Eltern bestimmen konnten, wie ich ihrer Meinung nach zu leben hatte. Ich sollte mein Abi machen, dann studieren und mir dann einen Akademiker zum Heiraten suchen. So war ihr Plan. Ich sollte es ja mal besser haben als sie.

Mein Tagebuch, welches ich bis 1974 führte, beweist, dass meine Kindheit relativ unbeschwert, meine Jugend aber richtig schwer war. Ich sollte am liebsten überhaupt keine Jungen und Männer kennenlernen, aber das konnten meine Eltern natürlich nicht verhindern. Jeder, der mir zu nahe kam, wurde von ihnen heftig kritisiert. Keiner war gut genug für mich. Meine Eltern zwangen mich, mit meinen ersten „Freunden“ Schluss zu machen. Meine Mutter wurde „krank“, sobald ich meinen Willen und mein Wollen durchsetzte. Verliebtsein bedeutete für mich größtmöglichen Stress mit den Eltern. Gewalt kam ins Spiel und ich war mir dessen gar nicht bewusst. Ich fühlte mich einfach nur schuldig. Mein Umgang mit mir gestaltete sich immer seltsamer, weil ich meine Bedürfnisse mit denen meiner Eltern in Einklang bringen wollte. Ich war zwar trotzig, aber ich konnte mich nicht wirklich wehren. Ständig hatte ich das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, wenn ich das tat, was in mir lag: feiern, tanzen, verlieben, mich ausprobieren, fröhlich sein, Erfahrungen machen, Sexualität ausleben.

Ich lese das Tagebuch nicht zu Ende. Ich packe es wieder in seine Kiste. Mein inneres Kind ist weitgehend in Ordnung, ich sorge schon seit vielen Jahren für meine Innere Mittlere Frau. Ich weiß, dass sie nicht böse und unvernünftig war. Sie hat so sehr gekämpft und wurde dabei immer unscheinbarer. Sie hat sich trotzdem nie so ganz verloren. Auf eine eigene Art blieb sie stark und hielt stand. Ich weiß, warum sie so geworden ist, wie sie wurde. Ich habe Mitgefühl und ich höre auf, ihr Vorwürfe zu machen. Sie hat getan, was sie konnte. Manchmal stelle ich mir vor, wie das Innere Kind und die Frau, die ich heute bin, die Mittlere in die Arme nehmen, sie weinen lassen, sie trösten und ihr Mut zusprechen.

Ich konnte mich aus dem Korsett meiner Erziehung lange nicht befreien. Das richtige Loslösen geschah sehr, sehr spät und sogar mein eigenes Familienleben litt noch unter dem elterlichen Einfluss.

Das alles ist lange her. Den Vorsatz, es mit meinen Kindern ganz anders zu machen, hielt ich nicht immer ein. Aber vieles ist mir doch gut gelungen.

Meine Eltern sind beide tot. Ich weiß, wie sehr sie von ihrer eigenen Jugend und dem Krieg traumatisiert waren. Ich weiß, dass sie mich geliebt hatten. Ich denke, dass sie nicht wussten, was sie mir damals antaten. Sie lernten aus ihren Erfahrungen und meine Geschwister wuchsen schon wieder ganz anders auf. Sie konnten ihre Jugend relativ unbeschwert ausleben.

Manchmal bin ich wütend auf meinen Vater und meine Mutter. Aber ich bin im Reinen mit meiner Lebensgeschichte. Und so fühle ich mich meinen Eltern heute eng verbunden. Ich lernte, die Verantwortung für mein Lebensglück in eigene Hände zu nehmen. Was für eine Entlastung! Meine Mittlere hat sich schon ganz gut erholt.

Zimmerreisen 6: M wie Misi

Zimmerreisen 6: M wie Misi

Zimmerreisen ist ein spannendes Schreibprojekt, welches mich immer wieder in meine eigene Vergangenheit führt. Das Regelwerk findet Ihr hier: Einladung zu den Zimmerreisen 06/2021 | Puzzleblume ❀ (wordpress.com) Ich danke Almuth (naturaufdembalkon – Für mehr Natur in der Stadt und auf dem Land ! (wordpress.com)) und Puzzleblume für die Anregung zum mentalen Reisen.

Der Misi hängt seit einigen Jahren im Garten ab. Hier ein aktuelles Foto:

Misi ist ein Gartenhänger und gehört meiner Nachbarin. Ich entdeckte ihn im Juli 2016 zum ersten Mal. Ich fand den Frosch so witzig, dass ich ihn gleich knipste. Das Foto wollte ich in den Blog meiner Schwester stellen, die mir damals erlaubte, dort ein paar Gastbeiträge zu schreiben, um das Bloggen auszuprobieren. Aber daraus wurde nichts. Also aus dem leisen Foto, meine ich. Das Bloggen ausprobieren gelang ja richtig gut. Ich bin bis heute dabei. Also heute probiere ich nicht mehr, heute mache ich. Aber nun zurück zu Misi. Er gab sich nicht zufrieden damit, still zu sein. Nein, das war nicht seine Art. Er wollte mitreden. Mitreden oder gar nichts. Also ließ ich ihn am 5. August mitreden: Misi meldet sich – Gertrud Trenkelbach Blog (wordpress.com) Er bezog sich auf einen Beitrag von mir über Glücksmomente. Damals war noch ein Foto dabei. Na ja, egal. Im August 2016 eröffnete ich meinen eigenen Blog und nahm Misi mit : Misi meldet sich (1) – Regenbogen und Freudentränen (wordpress.com).

Misi zog dann schnell bei mir zu Hause ein. Er nannte mich Frau Holle und beides gefiel mit gut: Frau Holle zu sein und mit einem Frosch zusammen zu wohnen. Misi entwickelte sich. Ein Nurmeckerfrosch wurde zu einem einigermaßen sozialen Wesen.

Misi begleitete Frau Holle ins Schwimmbad oder zum QiGong. Er sang im Chor und trat in eine Männergruppe ein. Er gab überall seinen Senf dazu und das war für Frau Holle nicht immer schön. Die beiden ergänzten sich trotzdem und es gab viel zu Lachen. Allerdings erlitt der arme Frosch auch heftige Angstattacken (Storch!) und musste zum Doktor Schreckweg in Therapie. Und einmal ist er im ersten Schnee fast erfroren, weil er nicht auf Frau Holle hören wollte. Misi lernte das Fotografieren und betätigte sich künstlerisch. Er besuchte andere Blogs und erlebte Abenteuer, das glaubt Ihr nicht. Eines Tages war er sogar ganz verschwunden und Frau Holle hatte große Angst um ihren kleinen Frosch. Aber alles ging gut aus. Na ja, bis auf das wochenlange Sprechverbot natürlich. Misi gestaltete einen Weihnachtskalender, er verliebte sich mehrmals und bekam furchtbar viele Kinder. Eins von denen war anders und blieb, während seine Geschwister das Weite suchten. Das Vatersein (alleinerziehend!) gestaltete sich für Misi ziemlich anstrengend, aber Frau Holle unterstützte ihn, wo sie nur konnte. Schließlich hatten auch ihre Kinder das Weite gesucht. Sie wusste also Bescheid.

Ja, so, war das mit Misi. Leider verschwand er, als Corona kam. Er zog in die Freiheit und ich hatte andere Probleme. Wenn Ihr neugierig seid, könnt Ihr in der Kategorie misi stöbern. Ich mache das manchmal selbst und finde, dass Misi und Frau Holle ein vergnügliches Team waren.

Der kleine Gartenhänger ist real und immer noch bei mir. Meine Nachbarin lässt ihn in meine Richtung gucken. Ich denke gerne an die Zeit mit Misi zurück. Er gab meinem Inneren Kind eine Stimme. Und jetzt verspüre ich gerade eine unbändige Lust, den kleinen Kerl wieder bei mir aufzunehmen. Mal sehen, ob er nicht doch noch zurück kommt. Ich könnte ihn manchmal gut gebrauchen.

Weit weit weg

Vor ein paar Tagen radelte ich sehr früh los. Ich wollte die übliche Radrunde absolvieren, aber mein Fahrrad hatte andere Pläne. Und so fuhr ich immer weiter und weiter. Urlaubsgefühle und Abenteuerlust machten mich froh und am besten war das Pferd mit Pony und Zöpfen. Meine Phantasie gaukelte mir Schweden vor. Aus Spaß war ich in Schweden, meinem Sehnsuchtsort. Am Wegesrand genossen zwei echte Touristen mit Kaffeebechern in den Händen auf Campingstühlen vor ihrem Auto sitzend die Weite und Landschaft. Und ich genoss meine kleine Freiheit zu sein, wo ich sein wollte und suchte stille Wege. Und später war ich glücklich wieder zu Hause und dachte, dass ich jetzt aber mal richtig weit weg gewesen bin. Fast in Schweden. Aber auf meiner Fahrradkarte sah ich dann, es waren nur ein paar Zentimeter!