Zeitvertreib am Donnerstag

Zeitvertreib am Donnerstag

Sechs Uhr dreißig? Schlaf!

Geht nicht?

O.K., dann nicht. Mit Pott Kaffee und Zeitung ins Bett, während die Wohnung durchgelüftet und etwas später, wenn die Fenster wieder geschlossen sind, aufgewärmt wird.

Um 8.00 Uhr bin ich angezogen und was nun? Draußen Sand streuen, denn es ist glatt. Ich fahre heute lieber nicht mit dem Rad los. Und überhaupt, frische Luft ist überbewertet, ich war erst gestern draußen! In den Garten muss ich kurz, denn das Futterhäuschen ist leer. Also: Vögel füttern.

Und frohen Mutes wieder rein und in die Küche: Essen vorbereiten. Ein gesundes Essen natürlich und es wird nicht noch gegessen. Ich werde jetzt damit warten. Denn vormittags esse ich gewöhnlich nichts.

Hoch ins Arbeitszimmer: Bild fertig malen.

Und nun?

Ich habe eine Idee: Ich werde mich in die Grundlagen der Philosophie vertiefen um ein kleines Papier für den philosophischen Gesprächskreis vorzubereiten. „Sofies Welt“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Sofies_Welt) fällt mir in die Hände und ich blättere ein wenig darin herum. Habe ich es überhaupt zu Ende gelesen? Das Hörbuch (https://hörbuch.com/kostenlos/sofies-welt-9ahr4u3.html) hörte ich mir ein paarmal an. Aber habe ich dieses dicke Buch durchgeackert? Weiß ich nicht mehr. Gleich auf der zweiten Seite fällt mir die Einstiegsfrage auf: Wer bist du? Ja, da lässt sich etwas draus machen und die ewige Lehrerin in mir will gleich den Unterricht vorbereiten.

Unterricht? Ist übertrieben. Gesprächseinstieg ist der bessere Gedanke. Nicht so hoch hängen, mein kleines Projekt! Vier Erwachsene am Tisch, vielleicht fünf, denn gestern rief ein netter Herr an, der sich erkundigte und gerne kommen will, das nächste Mal. Huch! Sofort werde ich unsicher, weil eine innere Stimme mir sagt, Männer können das alles sowieso viel besser und ich werde mich nur lächerlich machen. Weil ich ja aber gerade schlaue Bücher lese, weiß ich sofort, dass das Quatsch und eine alte, veraltete, völlig unmoderne Botschaft ist aus Zeiten, in denen Frauen nicht viel zugetraut wurde außer hübsch zu sein und die Familienarbeit unbezahlt auf sich zu nehmen.

Ist noch gar nicht so lange her und klar, ich bin mit einer Doppelbotschaft groß geworden: Sei schlau, nicht zu schlau natürlich. Das mögen Männer nicht. Sei selbständig und suche dir einen Mann, der dich versorgt. War ja auch Quatsch. Ich habe das Geld für die Familie verdient und mein Mann hat die Familie bekocht und so. Das alte Rollenbild in mir blieb aber hartnäckig und bringt mich immer noch ab und zu ins Zweifeln. Genauso wie das Vorurteil, das Frauen unglücklich sein müssen, wenn sie alleine leben und dass ihnen etwas fehlt. Steht auch im Buch (https://www.lesejury.de/sarah-diehl/ebooks/die-freiheit-allein-zu-sein/9783037901342), welches doch sehr anspruchsvoll ist und deswegen langsam gelesen werden möchte. Jedenfalls habe ich gelernt, dass auch Frauen gerne alleine leben. Und nun bin ich froh, nicht mehr traurig sein zu sollen😉. Na gut, richtig traurig darüber war ich eigentlich nie, sondern eher erleichtert. Auch wenn manchmal…..egal!

Egal. Jetzt ist immer noch nicht Mittag und der Vormittag zieht sich. Das kommt vom frühen Aufstehen. Also übe ich eine Stunde lang QiGong vor meinem Fernseher und dann lese ich ein paar Seiten im schlauen Buch.

Meine Gedanken kreisen jedoch immer wieder um die Philosophie und das habe ich jetzt davon. Ich stöbere im Internet und finde viel Interessantes. Am besten gefällt mir die Formulierung in leichter Sprache hier: https://www.ethikrat.org/leichte-sprache/was-ist-philosophie/ Damit lässt sich arbeiten. Dann stöbere ich noch ein wenig im Bücherregal und dann esse ich endlich und schalte ab. Mittagsstunde!

Auch der Nachmittag wird sich ziehen, denn das Wetter lädt mich nicht ein und die Gelenke stöhnen. Mal sehen, vielleicht müssen sie trotzdem mit, wenn ich es in der guten Stube nicht mehr aushalte.

Und morgen kann ich hoffentlich etwas länger schlafen.

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Gefühle, selbst gemacht

Heute regnet und stürmt es und vermutlich bleibe ich hübsch zu Hause. Ich komme langsam wieder zu Kräften und das ist gut so. Meine Sporteinheit zog ich eben ohne Beschwerden durch, meine Zuversicht wächst wieder. Gleich werde ich mich beim Malen in die Kindheit zurückversetzen und schöne Geschichten hören: https://www.oetinger.de/buch/bald-ist-weihnachten/9783837302509

Ich besorgte mir diese CDs als ich mich vor Angst kaum noch bewegen konnte. Alles, alles war beängstigend, sogar das Backen der Kekse. Ich erinnere mich noch genau an die schlimmste Adventszeit meines Lebens vor ein paar Jahren. Zum Glück war ich noch in der Lage, mir „Anker zu setzen“ und so lag ich zum Beispiel häufig, nachdem sich eine Angstattacke ausgetobt hatte, auf dem Bett und hörte Manfred Steffen zu, der so schön vorlesen kann.

Jetzt geht es mir prima und meine kleine Angststörung und ich kommen gut miteinander zurecht. Ich höre den Weihnachtsgeschichten immer noch gerne zu, die mir so wunderbar aus der Zeit gefallen scheinen und so schön gemütlich sind. Sie erinnern mich an die Weihnachtsvorfreude meiner Kindheit. Ich bewahrte mir ein wenig von diesem Gefühl auf und kann es auch als Rentnerin in kleinen Momenten noch nachspüren. Das tut mir gut…. gerade jetzt.

Und später, wenn ich genug gemalt, gehört und gefühlt habe, werde ich mit meinen neuen Karten Patiencen legen. Ich fing vor ein paar Tagen mit einer sehr, sehr leichten an und bisher ist nur eine einzige aufgegangen. Ich mochte dieses kleine Glücksgefühl und das will ich wieder haben. Darum lege ich und lege ich und lege und lege und die Zeit vergeht wie im Fluge.

PS: Ich höre gerade: Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen sowie Schulschließungen der „Notbremse“ waren verfassungsmäßig. Na bitte, könnten sie doch aufhören zu reden und zu reden und etwas mutiger werden.

Irgendwas geht immer

Irgendwas geht immer

Ich kann mich darauf konzentrieren, was zur Zeit alles nicht möglich ist. Das könnte ich machen und mache das auch manchmal. Und danach geht es mir schlecht.

Ich kann mich darauf konzentrieren, was ich tun und erleben kann. Irgendwas geht immer. Und diese Thema soll für den Rest des Jahres 2020 mein Schwerpunkt sein.

Gestern war der erste Advent und kurz bevor ich in den Trübsinn fiel, richtete ich meinen inneren Scheinwerfer auf das, was geht und schön ist. Und siehe da, die positiven Dinge häuften sich an:

  1. Einige Kontakte auf WhatsApp, die nicht von mir begonnen wurden. Liebe Menschen dachten an mich.
  2. Eine schöne kleine Fahrradtour mit ein paar Sonnenstrahlen.
  3. Meine Lieblingsnachbarin brachte mir Blumen. Nur so.
  4. Ich bastelte mir ruckzuck ein hübsches Adventsgesteck.
  5. Das Bloggen, Lesen und Kommentieren bei Euch machte Spaß und ich fühlte mich in eine Gemeinschaft eingebunden.
  6. Gemütliche Sofastunden mit Büchern und DVDs.
  7. Ein Sohn rief an, das zweite Mal in dieser Woche und wir plauderten vergnügt. Er kündigte ein Geschenk per Post an mit der Auflage, es bis Weihnachten wegzulegen. (Ist eben angekommen! Spannend!) Er erzählte, dass er den Abend mit seiner Freundin, Glühwein und Kerzenlicht auf dem Balkon verbrachte. Ein guter Ersatz für Weihnachtsmarkt, sagte er, und man muss in der Vorweihnachtszeit doch ab und zu etwas Besonderes machen.
  8. Sofort hatte ich die Idee, mich mit einer Freundin irgendwann einmal zum Sternegucken zu verabreden. Hier reifte meine Idee: Irgendwas geht immer!
  9. Der Tatort gefiel mir gut.
  10. Und dann sah und hörte ich zum Abschluss des Tages noch klassische Musik, was mit Kopfhörer ein besonderer Genuss ist. DER RBB MACHT’S: Das Konzerthausorchester Berlin spiel Schubert | ARD Mediathek

Joana Mallwitz dirigiert Franz Schuberts letzte, Sinfonie, die Große Sinfonie in C-Dur. Die Zeitschrift „Opernwelt“ wählte sie 2019 zur „Dirigentin des Jahres“. Mit 27 war sie bereits Generalmusikdirektorin in Erfurt und damit jüngste Generalmusikdirektorin in ganz Europa. Seit zwei Jahren ist sie es in Nürnberg. Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen gelang ihr ein umjubeltes Debüt mit Mozarts „Cosí fan tutte“. Nun gibt es die Hauptstadt-Premiere im Konzerthaus Berlin an: Am 28. November 2020, mit Franz Schuberts letzter Sinfonie, der Großen Sinfonie in C-Dur.

ard mediathek

Joana Mallwitz, die sich mit ganzem Körpereinsatz elegant durch das Musikstück arbeitete, zog mich in ihren Bann und ich sah ihr so gerne bei der Arbeit zu. Ihre Mimik und Gestik ließen mich nicht los. So eine schöne Frau! Ich besitze kein Fachwissen auf diesem Gebiet, aber erkenne doch, dass sie sich sehr von ihren männlichen Kollegen unterscheidet.

Und die Musiker und Musikerinnen mochte ich auch gerne ansehen. So schön, wenn Menschen etwas Hervorragendes können. Wenn sie sich auf ihr Tun konzentrieren, miteinander harmonieren und dabei noch so wohltuende Töne hervorbringen, grenzt das für mich an ein Wunder.

Hiermit wäre meine These, irgendwas geht immer, zumindest für gestern bewiesen. Zufrieden mit mir und der Welt ging ich ins Bett und versank noch für eine halbe Stunde in meinen Roman, den ich gerade lese.