Nachdem ich nun verstand, dass mein Problem gar kein Problem darstellt und es gut ist, wie es ist, werde ich daran arbeiten, meinen inneren Kritiker und den bekloppten Nörgler nicht mehr so wichtig nehmen.
Und wenn ich etwas erleben will und meine Tarnkappe mir einredet, dass ich zu Hause besser aufgehoben bin, dann werde ich auf sie hören, wenn sie die Wahrheit sagt. Wenn nicht, dann nehme ich sie eben mit und sie darf mich beschützen, solange es notwendig ist. Sie gibt mir Kraft, das wusste ich nicht.
Angenommen, dieser Regenbogen stellt mein Leben dar. Alle Emotionen vereinen sich zu einem Ganzen. Jede Farbe hat ihre Kehrseite, das wissen wir. So ist es immer und überall. Nichts ist schlecht und nichts ist gut. Es ist einfach.
Ich kann mit dem Sein spielen, es unterschiedlich gestalten und interpretieren. Ich verlasse mich auf meine Seele, die sich so wunderbar flexibel auf das Leben einlässt, wenn ich sie lasse. Das gefällt mir gut!
Graue Tage sind willkommen. Sie schützen mich, wenn es mir zu bunt wird. Ich komme zur Ruhe und sammle Kraft.
Leben leben! Das ist meine Aufgabe. Bis hierher ist es mir prima gelungen und noch bin ich nicht fertig mit alledem. Da kommt noch was!
Könnt Ihr etwas damit anfangen? Ihr müsst wissen, ich fühle mich heute etwas verschwurbelt und eine kleine Lebensfreude möchte raus in die Welt! Morgen kommt wieder ein weltlicher Beitrag, die Fotos liegen schon bereit!
Pfingstmontag machte das Wetter eine kleine Pause und ließ die Sonne machen. Ich packte also meine sieben Sachen, bestieg das Rad und wollte einen richtigen Ausflug machen. Wie man das eben Pfingsten so macht. Doch schnell verstand ich, dass ich diesen doch lieber abkürzen wollte, weil es sich herausstellte, dass der Wind mir kräftig in die Quere kam. Also dauerte mein Vorhaben nur zwei Stunden. War aber auch schön.
Ich lese gerade den Roman „Daheim“ von Judith Hermann (|Rezension| Daheim – Judith Hermann • Literatour.blog) und fühle mich verstanden und seelenverwandt. Besser kann ich es gerade nicht ausdrücken. Ich lebe natürlich ein ganz anderes Leben als die Protagonistin, aber ich finde mich sofort in der Geschichte wieder. Am liebsten würde ich ins Buch kriechen. Ich sage nur: Nordsee! Aber das geht ja nicht. Ich bleibe ich und hier. Gut, dass es den Roman gibt, so kann ich lesend am fremden Frauenleben teilnehmen, das mir doch so bekannt und nahe scheint.
Gegenwärtig trage ich selten Kleider in der Öffentlichkeit. Aber früher schon. Obwohl meine Beine….na ja. Trotzdem hielten sie mich in meiner Jugend nicht davon ab, Minis zu tragen! Meine Mutter nähte mir, als ich etwa 14 Jahre alt war, aus einem feinen Blümchenbaumwollstoff ein Mini-Hosenrockkleid. Sie kaufte mir einen silbernen Kettengürtel dazu. Den konnte ich um meine damals noch schlanke Taille ketten und ich fand mich super-schön. Dazu ein gelber Strohschlapphut aufgesetzt….. perfekt! Dieses Kleid trug ich, bis es auseinanderfiel und am Po durchgescheuert war.
Für meine Jugendweihe suchte ich mir ein braunes, knielanges Hängerkleid mit Pailletten an der Passe aus. Nein, ich fand es nicht schön, aber für das Geld, welches mir zur Verfügung stand, war es das beste, was ich kriegen konnte. Er glitzerte immerhin oben herum. Das war damals sensationell. Heute könnte ich mich in Glitzerstoffe von oben bis unten einhüllen, damals gab es das noch nicht oder doch, aber diese Kleider waren unerschwinglich für mich. Ich kaufte also das blöde braune Kleid und hatte auch gleich etwas für das Theater und die Oper. Kulturring der Jugend! Fünf Theatervorstellungen und eine Oper pro Halbjahr! Wundervolle Jugendzeit. Ach ja. Ich fürchte, dieses Kleid trug ich auch auf meinem Abtanzball. Ich weiß es nicht mehr genau. Ich erinnere mich aber, dass ich keinen Partner hatte und ein Mauerblümchendasein fristete. Traurig, traurig.
Als ich etwa neunzehn war, kaufte ich mir ein knallrotes, glänzendes Minikleid mit Flügelärmeln und Tellerrock. Wunderschön und ich dachte mir gar nichts dabei, dass es so rot war und ging damit aus. Ich hatte sogar gute Chancen und wurde zum Tanzen aufgefordert. Das war damals in meinen Kreisen so. Schließlich gingen wir Mädels zum Tanzen, damit wir aufgefordert wurden und vielleicht sogar das Lebensglück in Form eines festen Freundes fanden. Ich fand keinen, aber immerhin wurde ich aufgefordert.
Ein wirklich kurzes Volantkleid zog ich mit Anfang zwanzig im Sommer kaum noch aus. Es war blau mit weißen Punkten. Kombiniert mit weißen Plastikkugelohrringen und einer riesigen Sonnenbrille mit weißem Rand war es einfach unwiderstehlich und ich gleich mit, fand ich. Einmal zog ich es zum Fasching an und meine Güte, da ging die Post ab.
Ich kann mich an ein Maxikleid erinnern. Toll, toll ein langes Kleid mitten am Tag zu tragen erzeugte schon ein kleines Prinzessinnengefühl. Dieses war schwarz mit tausend kleinen Blümchen darauf. Also das Kleid, nicht das Gefühl! Schick auch zu Feten und „Insterburg und Co“ in der Hamburger Uni-Mensa erlebte ich in eben diesem Kleid. Nein, was haben wir gelacht und bei „Otto“ war ich auch, aber da hatte ich etwas anderes an.
So, was gibt es noch für Lebenskleider? Mein Hochzeitskleid war ein billiges Schwangerschaftskleidchen, denn ich war zum zweiten Mal unübersehbar schwanger. Knielang-dunkelblau mit kleinen Blümchen drauf und super billig. Also nichts Besonderes und wir wollten es ja auch heimlich tun, das Heiraten. Nur ein paar Verwandte und Freunde im kleinen Kreis. Unser dreijähriger Sohn war natürlich dabei und fand es putzig, dass er plötzlich einen neuen Nachnamen bekam. Die Hochzeiten am 08.08.88 blieben in Wyk auf Föhr allerdings nicht geheim. Eine große Menschenmenge füllte den Marktplatz um die Superbrautpaare am Superdatum zu beobachten, wie sie das Standesamt verließen. Nun gut, wir waren natürlich nicht wie ein Hochzeitspaar gekleidet, aber das Glück muss man uns angesehen haben. Ach ja.
Als junge Frau und Mutter trug ich im Sommer eine ganze Reihe von Kleidern. Wadenlang und schwingend um die Beine. Irgendwann passte ich nicht mehr hinein in meine Lieblingskleider. Sie waren wohl eingelaufen im Laufe der Jahre, was wirklich schade war.
Ich besorgte mir zum Abiball meines ältesten Sohnes ein festliches langes Abendkleid. Es war günstig zu haben und ich sah ungewohnt vornehm aus. Der Rock war eng bis unten, dort glockte es um meine Fesseln und Schuhe. Mein Mann gestand mir einige Jahre später, dass ihn das Kleid mit seiner Stofffarbe an eine Leberwurstpelle (die golden-weiße) erinnert hätte. Ich weinte und warf es gleich in den Altkleidercontainer. Ich brauchte es sowieso nicht mehr. Ich kriegte den Reißverschluss nicht mehr zu.
Zu meinem sechzigsten Geburtstag kaufte ich mir noch einmal ein neues Kleid. Lang, eng, weiß und mit Blumen bedruckt. Kein festliches Kleid, aber ein bequemes. Manchmal trage ich es im Sommer heute noch, aber nur Zuhause. Ich mag mich in Hosen lieber leiden. Allerdings ertappe ich mich häufig dabei, wie ich mir fremde Kleider anschaue und auch mal wieder eines haben möchte. Ich muss nur noch herausfinden, welches in mein momentanes Leben passt!
Es verändert sich etwas. Heute vor einer Woche wurde ich geimpft. Ich brauche nur diese eine Dosis. Heute in einer Woche setzt der Impfschutz ein. Mein Verstand zuckt zusammen und fragt: „Stimmt das auch wirklich?“ Oder ist es die Sorge? Oder vielleicht sogar die Angst? Keine Ahnung. Ich schicke die Angst in den Garten und koche der Sorge und dem Verstand einen Tee. Sie sollen erst einmal zur Ruhe kommen.
Mein inneres Kind freut sich und will Kontakte! Wir melden uns bei Freunden aus Jugendtagen und ich darf an einem Videotreffen teilnehmen. Wie ist das schön, einige von „uns damals“ wiederzusehen! Mein inneres Kind jubelt und schimpft, weil anfangs die Verbindung recht holprig ist. Aber dann tun mein Laptop und das Internet das, was sie sollen. Meine Lust, sie alle zu treffen wird größer und ich verspreche meinem inneren Kind, dass ich mich darum kümmern werde. Später.
Meine Seele will mehr und weil es gerade so gut passt, es geradezu wie eine Fügung scheint, sage ich meine Teilnahme in der Jahresgruppe „Familienaufstellung“ zu. Das Treffen findet Ende Mai statt. Das ist nächste Woche, also zwei Wochen nach der Impfung. Perfekt! Sorge und Vernunft schielen über ihre Tassen zu mir her. Wir werden uns noch beraten, wie wir mit der Situation umgehen. Nach einem Jahr „Fast-Selbstisolation“ wird das Ganze ja nicht so einfach werden.
Mein inneres Kind plant noch mehr. Volkshochschule, Schwimmbad und Silvester wird möglich! Silvester? Ich zeige ihm einen Vogel. Silvester! Also wirklich! Mein inneres Kind schmollt, aber ich stelle ihm einen Tag mit meinen Freundinnen, die auch bald alle geimpft sind, in Aussicht. Ein fröhlicher Tag soll es werden. Zu viert mit Hund im Sommer irgendwo, wo es schön ist. Vielleicht planen wir unseren nächsten gemeinsamen Urlaub. „Das ist ja noch länger hin als Silvester!“, wirft das Kind ein. „Ach“, sage ich, „wer weiß das schon!“
Nein, es ist noch nicht vorbei mit der Pandemie. Aber meine Vorsicht entspannt sich vorsichtig. Eine Woche noch, dann kann sie sich ein wenig zurückziehen. Die Sorge wird gut für mich sorgen und die Vernunft ist ja auch noch da!
Ja, liebe Leute, das ist wenigstens Wetter! Der Mai gibt sein Bestes. Er zeigt einfach mal, was er alles kann: Hitze, Wärme, Kälte, Regen, Gewitter, Sturm, Hagel, Sonne und Wolken.
Manchmal erwische ich ihn in zarten Momenten. Ich mag es ja sowieso lieber etwas kühler! Insofern ist der Mai in diesem Jahr doch ganz schön. Die Hitze kommt noch früh genug!
Auch mit Maibildern kann das Bildbearbeitungsprogramm ganz herrlich zaubern!
Weil die Jeetzel ein Fluss ist, habe ich sie natürlich nicht direkt im Zimmer. Aber das ist nicht schlimm, denn die Jeetzel gehört zur näheren Umgebung und ich sehe sie fast jeden Tag. Sie gehört sozusagen zum erweiterten Wohnzimmer meiner täglichen Radrunde. Passt also zum Thema!
Das Fließgewässer Jeetzel entspringt als Jeetze in der südwestlichen Altmark im Norden Sachsen-Anhalts. Zum Flussystem gehören 79 weitere Fließgewässer. In Salzwedel heißt der Fluss noch Jeetze, ein paar Kilometer weiter, also hier im Wendland, wird der er dann Jeetzel genannt. Er fließt durch ehemals vermoorte Niederungsgebiete weiter nordwärts, parallel zum Drawehn-Höhenzug, durch die Städte Wustrow, Lüchow und Dannenberg, um bei Hitzacker in die Elbe zu münden. Und wenn Ihr mehr wissen wollt, gibt es hier mehr zu lesen: Jeetzel – Wikipedia
Mit der Jeetzel verbinde ich viele Erinnerungen an meine Familienzeit. Als wir nach Lüchow zogen, waren die Kinder noch klein und ich denke an zahlreiche Spaziergänge auf dem Deich mit Entenfüttern, Nutrias und Schwäne beobachten, ja sogar an das Schlittschuhlaufen. Meine Güte, wie war ich als Mutter noch jung und fit! Ich werde nie vergessen, wie ich in einem besonders kalten Winter mit Schlittschuhen auf der Jeetzel in Richtung Wustrow unterwegs war. So still die Natur, keine Menschenseele weit und breit! Ich wollte weiter gleiten, immer weiter bis nach Wustrow und zurück. Ich war so glücklich! Bis mir einfiel, dass mich niemand finden würde, falls ich hinfallen und hilflos liegenbleiben sollte. Schließlich war das Eis nicht glatt, sondern hubbelig. Außerdem lagen Äste und Blätter auf dem Eis. Die reinsten Stolperfallen! So bin ich: ich beraube mich manchmal selbst, nehme mir mein Vergnügen, weil mir alles mögliche einfällt, was passieren könnte. Diese Eigenschaft hat sich zur Zeit noch verstärkt, weil ich selten meine Komfortzone verlasse und natürlich auch, weil ich körperlich mittlerweile ein wenig gehandikapt bin. Egal, also damals war ich schon ziemlich weit gekommen bis mich der Gedanke an die Einsamkeit stoppte. Ich kehrte vorsichtshalber um, denn mich hätte tatsächlich niemand gefunden, wenn etwas passiert wäre. Ich wäre erfroren und später ertrunken. Falls Ihr Euch über diese Geschichte wundert: Handys gab es noch nicht!
Ich erinnere mich an Silvester, als wir alle vier auf einer Jeetzel-Brücke das neue Jahr mit Blick auf das Feuerwerk aus Lüchow und den umliegenden Dörfern begrüßten. Ich erinnere mich an etliche Momente an der Jeetzel, an schöne und traurige. Doch ja, dieses Flüsschen ist schmal und nicht das Meer, aber immerhin Fließwasser, welches nie dasselbe ist und darum auch jederzeit anders aussieht.
Und wenn Ihr noch nicht genug von der Jeetzel habt, hier noch ein etwas seltsames Lied, aber immerhin mit Jeetzelblick!😂