Tourismus

Tourismus

Hallo Leute, könnt Ihr mich auf dem Beitragsbild überhaupt finden? Ich finde mich ziemlich klein neben den großen Pflanzen. Bei dem Wort Pflanzen fällt mit gerade ein: ich hatte Besuch. Die Pflanze stand mit ihrem Fotoapparat plötzlich vor meiner Nase. Aber der Reihe nach:

Eines Tages sagte Frau Holle, dass sie sich mit der Pflanzwas trifft. „Kennst Du die überhaupt?“ fragte ich und staunte. Kann man sich analog treffen, wenn man sich nur digital kennt? Frau Holle sagte ja, setzte sich in ihr kleines rotes Auto und flitzte los. Sie fragte nicht einmal, ob ich mitkommen möchte. Ich hätte mir doch rechtzeitig frei nehmen können. Nun hing ich also rum und war so sauer, Pflanzwas hätte ich gerne kennengelernt. Wahrscheinlich kennt Ihr diesen Balkon- Blog . Mir läuft immer das Wasser im Munde zusammen, wenn die Pflanze Fotos von Fliegen zeigt, was sie manchmal tut. Bei den vielen Hummeln und Bienen und Wespen bin ich kritischer. Die schmecken nicht und sind bewaffnet.

Also gut, ich hing also den ganzen Tag über dem Gartentor und fand es gerade ziemlich heiß und langweilig, als das kleine rote Auto wieder um die Ecke bog. Meine Frau Holle stieg leicht schwankend aus und ihr Gesicht leuchtete puterrot. Meine Güte. Sie sagte: „Durst!“  Eine andere stieg auch aus und fragte : „Wo ist denn dieser Misi?“  Frau Holle sagte, dass ich meinen Job mache und rumhänge und wir können ihn eben besuchen, sein Arbeitsplatz ist der Nachbargarten. Sie kamen und die Frau begrüßte mich so herzlich und wollte mich am liebsten knutschen. Das tat sie aber zum Glück nicht, denn Gartenhänger werden nicht geknutscht. Ich machte ihr aber schöne Augen und sie stellte sich vor. Meine Güte, welche Prominenz steht da plötzlich vor mir! Die Pflanze vom Balkon mit ihrer ganzen Figur! Da weiß man doch, wozu man arbeitet! Ich war begeistert und erlaubte ihr gerne mich zu fotografieren. Was für ein Tag! Wir unterhielten uns nett über unser Bloggerleben. Ich bat sie, doch mal über fette Schmeißfliegen zu berichten. Die wären extrem lecker. Sie wollte sich das überlegen und sagte, ich hätte ein interessantes Leben. Und sie wäre froh, auch noch am Leben zu sein, denn sie hätten sich in der Heide verlaufen. Frau Holle schämte sich und legte zu mit ihrer Röte. Ja, sie wollte einen neuen Weg wagen und hat darum ein klitzekleines bisschen die Orientierung verloren. Sie sagte: „Das ist wie im richtigen Leben, wenn man sich neue Wege sucht, gibt es eben auch Umwege. Aber die lohnen sich manchmal. Heute habe ich zum Beispiel mitten in der Wildnis Herrn O. getroffen. Das hat mich und ihn gefreut.“

Natürlich war alles gut gegangen. Es irrten noch viele andere Menschen durch die  heiße Heide, die einen Ausweg suchten. Zum Glück blinkten irgendwelche Autos in der Sonne auf dem weit entfernten Parkplatz, so dass alle die richtige Richtung wieder fanden. Meine beiden lachten und verschwanden, um auf der Terrasse ihren Durst zu löschen und sich zu erholen, bevor die Pflanze wieder nach Hause musste. Sie ließen mich einfach hängen.

Abends saßen Frau Holle und ich noch ein Weilchen zusammen. Sie zeigte mir ein paar Fotos, damit ich einen Eindruck von der Heide bekomme.

Es gibt dort auch einige Wasserstellen. Also, verdurstet wären die beiden nicht. Ich sagte: „Frau Holle, das nächste Mal will ich mit!“ Das müsste gehen, wenn ich mich in mein Reiseterrarium setze und mir immer mal wieder einen nassen Lappen überlege.

Außerdem überlege ich, ob ich den Tourismus hier nicht ein wenig ankurbeln kann. Leute, kommt vorbei und besucht mich. Ich zeige Euch meine Welt, meinen Chor, meine Frau Holle und meine Männergruppe!

Huch, ich muss jetzt los und grüße Euch ganz lieb, besonders die Pflanze!

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Regenfische

Regenfische

Was ist das heute für ein herrlicher Tag! Ein Sommertag vom Feinsten. Ich bin nur noch draußen, fahre mit dem Rad, besuche den See und schwimme still vor mich hin. Im Wasser fühle ich mich so wohl. Nichts tut weh, ich komme vorwärts und wünschte mit überall Schwimmkanäle in meiner kleinen Stadt. Es wäre doch schön, wenn ich zum Einkaufen schwimmen könnte…….

Heute ist der richtige Tag, um mich an den großen Regen vor einiger Zeit zu erinnern. Damals zogen meine Fische in den Garten, fühlten sich wohl und blieben bis heute……

Ich denke an die Menschen in Houston. Dort hört es mit dem Regen überhaupt nicht wieder auf. Beängstigend.

Zuwachs

Ich fahre mit meinem Fahrrad seit zwei Jahren fast jeden Tag an einer kleinen Kuhherde vorbei. Sie hält sich das ganze Jahr über auf ihren zwei Weiden auf. Mal rechts vom Weg, mal links. Mir geht das Herz auf, wenn ich sie sehe und manchmal bleibe ich stehen und wir gucken uns gegenseitig an.

Vor ein paar Tagen standen alle fünf ganz eng zusammen und ein Kälbchen lag am Boden. Es war wohl noch nicht so lange auf der Welt. Und ich ohne Fotoapparat! Ich blieb stehen, begrüßte das Neue und gratulierte der kleinen Kuhherde zum Nachwuchs.

Gestern hielt ich das Familienleben auf der Weide mit der Kamera fest und hatte Glück, dass der Bauer gerade auch nach seinen Tieren sah. Wir kamen ins Gespräch und ich fragte ihn ein wenig aus. Nein, die Kühe werden nicht gemolken, die Kälber trinken die Milch und ja, sie sollen noch lange hier bleiben und das Leben genießen. Wie schön. Gestern sei ein neues Kälbchen geboren worden. Ich dachte bei mir, na ja, ich habe es doch schon vor ein paar Tagen gesehen?!

Lustig! Eben entdeckte ich auf dem ersten Foto etwas Erstaunliches. Das habe ich gestern nicht bemerkt. Ich war völlig ahnungslos. Na, könnt ihr es erkennen?

Ja, genau, dort steht noch ein kleineres Kälbchen herum! Noch mehr Zuwachs als gedacht!

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Oha, das ist ja ein Ding! War ich gestern so blind? Oder nur abgelenkt? Die Wahrnehmung ist doch manchmal sehr begrenzt. Es ist nicht immer so, wie es scheint. Ich möchte gar nicht wissen, was ich sonst noch alles nicht sehe und bemerke……

 

Gute Aussichten: 7

Zeilenende startete ein neues Fotoprojekt: Ein Jahr lang begleitet er ein Motiv mit der Kamera und an jedem letzten Sonntag im Monat gibt es ein Bild davon auf dem Blog. Ich mache das auch! Wer sonst noch mitmacht, findest Du  hier

Sonntag, 27. August, 10.33 Uhr

Den Spätsommer genieße ich so sehr. Ich spüre die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht und ich träume mich ans Meer. Es ist zu und zu schön. Ich bin sicher auf meiner Terrasse. Nichts kann mir im Moment passieren. Damit es nicht langweilig wird, sorge ich für Nervenkitzel und lese alle Falck-Hedström- Krimis von Camilla Läckberg. Achtung: Sommer-Sucht-Faktor!

 

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IMG_1052Jetzt bin ich ganz mutig und halte die Spielregeln einfach mal nicht ein. Besucht mich doch bitte auf meiner Terrasse und macht es Euch gemütlich!

Egal

Egal

Hallo Leute, ist doch herrlich, dieses Leben! Ich habe einen Zeitvertrag bekommen und bin nun offizieller Gartenhänger bei der Frau vom Gartentor. Bis November. Dann muss ich sehen, wie es weitergeht. Entweder erstarren oder wieder bei Frau Holle einziehen. Mal sehen, was sie meint.

Die Arbeit macht mir Spaß. Es ist nicht zu warm und manchmal schön feucht. Ich bin beruflich erfolgreich und privat läuft es auch. Wir bereiten im Chor unser erstes Konzert auf der ESDSW-Party vor. ESDSW heißt: endlich sind die Störche weg und das sind sie auch bald. Zum Glück!

Frau Holle macht mir Sorgen. Sie überlegt so viel unnützes Zeug. Nicht nur sie alleine, sondern noch andere erwachsene Menschen treffen sich ein ganzes Wochenende lang, um darüber nachzudenken, was Herrschaft und Knechtschaft bedeutet. Und ob sie etwas dagegen unternehmen können. Und ob sie frei sind oder nicht. Und ob es ihnen egal ist, was andere denken. Also, Frau Holle sagt, es ist ihr nicht egal, was andere über sie denken. Sie sagt: „Misi, ist es dir egal, was andere von dir denken?“ Ich verstehe die Frage nicht. Ja natürlich ist mir das egal. Erstens weiß ich gar nicht, was sie denken und zweitens denken die meisten sowieso nicht. Wichtig ist mir natürlich, ob der Storch darüber nachdenkt, ob er mich essen will. So was muss ich wissen. Nicht, ob er mich blöd findet. Ich denke ja schließlich auch nicht über die Fliegen nach, die ich esse. Wenn die so dumm sind, in meine Nähe zu kommen, kann ich ihnen auch nicht helfen. Ich bin ganz froh, dass sie nicht darüber nachdenken, was ich wohl denken könnte.

Also, es ist mir völlig schnuppe, was andere denken. Ich habe ganz andere Probleme. Ich bin auf Brautschau. Etwas spät im Jahr, ich weiß, aber ich bin frei und kann tun und lassen, was ich will. Ich habe ja auch schon eine süße kleine Maus gesehen, durfte aber leider nicht mit ihr sprechen, als sie mir schöne Augen machte und mir sogar eine Blume schenkte. Ob die mich blöd findet, weil ich nicht mehr Herr meiner selbst war, sondern anderen erlaubte, mir zwei Wochen lang zu verbieten, mich zu äußern? Die mich zum Schweigen verdammten, nur weil ich frei sein wollte und mich darum nicht an ihre Regeln hielt? Das waren doch deren Regeln, nicht meine! Ich könnte mich so aufregen, darf das aber nicht, damit ich geistig gesund bleibe. Schließlich hatte ich Burnout und muss mich schonen.

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Vielleicht kommt sie noch mal vorbei. Ich hänge jetzt täglich mit einer Blume hier herum, damit ich ihr meine Liebe stilvoll gestehen kann. Sie soll denken, ich sei der beste Frosch der Welt, was ich ja natürlich auch bin. Das ist schon klar. Die Jugend der Nachbarschaft lacht mich aus. Sie findet, ich sei verliebt und mache mich zum Horst. Das ist doch wirklich ärgerlich! Die Jugend der Nachbarschaft soll doch die Wahrheit über mich denken, nämlich, dass ich der coolste und beste Frosch der Welt bin. Macht sie  aber einfach nicht, die Saubande!

Ich sage zu Frau Holle: „Die Jugend der Nachbarschaft findet mich blöd und verliebt. Wie kann ich sie vom Gegenteil überzeugen?“ Frau Holle überlegt. „Aber Misi, du bist doch verliebt!“ Ja schon, aber nicht blöd. Ich bin so stinksauer. Frau Holle lächelt und gibt mir ein Küsschen auf die Nase.

Und Ihr so? Heute schon einen netten Gedanken über andere gehabt?

Oben und unten

Oben und unten

Wir philosophierten am Wochenende in der Lernscheune über „Herrschaft und Knechtschaft“. Mittlerweile kennen wir uns gut, vertrauen uns und wagen es, persönlich zu werden. So blieben wir nicht im unverbindlich Allgemeinen stecken, sondern fragten uns, wann sind wir Herr, wann Knecht? Natürlich fühlten auch wir Frauen uns angesprochen.

Mit folgenden Thesen und Fragen beschäftige ich mich bis heute:

Das wichtigste im Leben ist, sich von den Eltern zu lösen, um frei sein zu können.

Es ist eine der schwersten Aufgaben von Eltern und Kindern, sich gegenseitig frei zu geben und dabei den Zusammenhalt nicht zu verlieren. Meine Kinder und ich sind auf einem guten Weg. Ich bin froh, dass ihnen ihr eigenständiges Leben ohne mich gelingt. Manchmal vermisse ich trotzdem ihre Nähe. Das darf auch sein.

Wie wichtig ist es mir, was andere von mir halten?

Es ist mir nicht wichtig, was andere über mich denken. Ist mir völlig egal. Hätte ich gerne gedacht. Aber je  intensiver ich mich mit dieser Frage auseinandersetzte, umso bewusster wurde es mir, dass ich immer noch viele Botschaften meiner Eltern, Lehrer und dem Freundeskreis aus früheren Zeiten verinnerlicht habe. Das sind die bösen Gesellen, die Ihr aus meiner Kategorie „Innen“ vielleicht schon kennt.

Meine Grundgefühle ich gehöre nicht dazudie anderen sind besser dran ohne mich, ich kann nicht mithalten, ich muss mich mehr anstrengen und ich bin nie genug, haben mit der Realität gar nichts mehr zu tun. Es sind Relikte aus einer anderen Zeit. Mein Verstand sagt mir, dass es Botschaften von außen sind, auf die ich gerne verzichten kann; etwas in mir hält trotzdem stur daran fest. Gerne suchte ich mir Partner, die diese Botschaften unterstützen. Negative Bestätigungen schenkten mir ein vertrautes Gefühl und bestätigten mein schlechtes Selbstbild, welches sich bis heute kaum geändert hat. Leider. Und solange dies der Fall ist, ist es mir auch wichtig, was andere von mir halten. Ich will vermeiden, dass die anderen so schlecht von mir denken, wie ich selbst.

Wenn mir Menschen Lob, Anerkennung und Wertschätzung entgegenbringen, höre ich das, aber ich mag es nicht. Ich fühle mich nicht gut dabei und darum reagiere ich dann manchmal sogar ziemlich schroff. Das ist doch nun wirklich blöd und will geändert werden. Daran arbeite ich seit einiger Zeit und es gelingt mir immer besser, die bösen Gesellen zu erkennen und sie zum Schweigen zu bringen. Mein Selbstbewusstsein wächst und übernimmt die Herrschaft im Haus. Zum Glück.

So einfach ist das. Ich möchte mich realistisch sehen und das Positive nicht nur erkennen, sondern auch fühlen und mich daran erfreuen. Ist das denn so schwer? Ja, für mich schon.

Anarchismus ist die Lehre von der Freiheit als Grundlage der menschlichen Gesellschaft.

Das Thema interessiert mich sehr, weil ich mich damit noch nie beschäftigt habe. Erst einmal verstehe ich nicht, was Freiheit in diesem Zusammenhang bedeutet. Freiheit wovon? Kann ich in einer Gesellschaft wirklich frei sein? Kann eine Gesellschaft in völliger Freiheit funktionieren? Kann ich sie mir überhaupt auch nur vorstellen? Ich stoße immer wieder schnell an Grenzen, denn schon ein Zusammenleben zu zweit ist ohne Regeln, Kompromisse und Einschränkungen für mich gar nicht denkbar. Vielleicht genieße ich es darum gerade so sehr, alleine zu leben, weil ich mich Zuhause so frei fühle wie nie zuvor. Aber auch da gibt es Grenzen. Miete muss gezahlt und der Rasen gemäht werden.  Na gut, über den Rasen können wir reden, ich weiß.

Also frei sein von jeglicher Herrschaft, ist das möglich? Ist das erstrebenswert? Darüber denke ich weiter nach. Vielleicht werde ich noch Anarchistin, wer weiß?!

Ja, ja, ich liebe diese Wochenenden. Teil einer Gruppe zu sein, in der sich alle gegenseitig wertschätzen und jede Meinung respektiert wird, in der wir uns ernsthaft und spielerisch an Themen heranwagen, die an die Substanz gehen können, in der auch das Lachen und das gemeinsame Essen nicht vergessen wird, ist Erholung pur und poliert mein Selbstbewusstsein noch einmal ordentlich auf.