Mach Dein Ding

Udo Lindenberg ist sechs Jahre älter als ich, also in meiner Zeit aufgewachsen. Dieser Film erinnerte mich so sehr an die eigene Kindheit, Jugend und an das Leben in Hamburg als junge Frau. Ich habe niemals Lindenbergs Konzerte besucht, aber keine Feier, wir feierten oft und ausgiebig, fand ohne ihn statt. Seine Lieder konnten wir alle mitsingen. Rebellisch waren wir, wenn auch in Maßen, und darum wollten wir ein klein wenig Udo sein. Berühmt bin ich nicht geworden, auch musikalisch habe ich wenig gemeinsam mit diesem Künstler, aber unsere Väter waren sich ähnlich.

Wenn Ihr aus den 50-igern seid und eine entspannte Zeitreise wagen wollt, empfehle ich den Film mit größtem Vergnügen. Aber auch die Jüngeren unter Euch können vielleicht diesen Sommerfilm genießen. Ich bestätige: So oder so ähnlich war es damals tatsächlich……zumindest in meiner Erinnerung!

In der ARD-Mediathek noch zwei Tage zu sehen:

https://www.ardmediathek.de/video/sommerkino-im-ersten/lindenberg-mach-dein-ding/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3NvbW1lcmtpbm8gaW0gZXJzdGVuLzRjYjNhOWY4LTc3OGEtNDZhMy1hMTE5LWNlZTk3MzhmYTcyZA

Hin und Her

Hin und Her

„Hier bin ich zu Haus“, dachte ich bei meiner ersten Radrunde nach der Reise und das Herz ging mir auf.

Später saß ich auf meiner Terrasse herum und fand, dass meine Lieblingsnachbarin meine Blumen gut versorgt hat.

Ich bin nun im Alltag angekommen. Ratlos sehe ich die Nachrichten. Klimakatastrophe und Massentourismus. Es wird darüber gesprochen, wie schlecht die Flughäfen funktionieren. Das Fliegen selbst wird überhaupt nicht mehr infrage gestellt. Werbung für Kreuzfahrten sehe ich überall und die Menschen freuen sich, endlich wieder auf die Meere zu kommen. Autos sind auch nicht besser. Die verstopften Autobahnen und das von Autos zugemüllte Hamburg habe ich ja selbst erlebt und auch mit dazu beigetragen. Wie schaffen wir das? Einerseits die Auswirkungen auf die Natur und unsere Gesundheit hautnah zu erleben und trotzdem zum reinen Vergnügen weiter zu machen wie bisher?

Ja, ich weiß, Menschen verdienen Geld mit dem Tourismus. Es wäre schlimm für die Wirtschaft, wenn wir nicht mehr reisen würden. Und wir würden etwas Wertvolles verlieren, wenn wir auf das Reisen verzichten. Aber ist der Preis, den wir zahlen (werden), nicht viel zu hoch?

Wir brauchten 40 Jahre um daran zu glauben, dass wir die Umwelt zerstören. Jetzt brauchen wir noch einmal 40 Jahre, um unsere Gewohnheiten zu verändern. Das sagte Precht in einer Diskussion (https://www.zdf.de/nachrichten/politik/lanz-precht-wohlstand-untergangsszenarien-100.html). Mein moralisches Dilemma hat mich voll im Griff. Krieg, Inflation, Hungerkatastrophen, explodierende Energiekosten und die Gedanken daran, wie lange ich das finanziell noch stemmen kann, machen es nicht besser.

Und heute sitze ich hier mit einem viel zu hohen Blutdruck und frage mich: Impfnachwirkungen? Zu viel Lakritze? Stress? Sorgen? Der stetige Wechsel von kühlen Tagen und Hitzewellen? Bin ich zu pessimistisch? Umstellung Nordseeklima zum Wendlandklima? Alles zusammen?

Ich schaue mir noch einmal meine Fotos an und nehme mir vor, mich für heute auf das Schöne zu konzentrieren. Und die Erinnerung an das wunderbare Dänemarkmeer will ich mir auch erhalten. Nun muss sich nur noch mein Blutdruck normalisieren.

Dänemark 4: Einmalig schön war…..

  1. Das Zusammensein mit den „Kindern“, die natürlich längst keine Kinder mehr sind. Die gemeinsamen Mahlzeiten; das Bekochtwerden; am Abend Filme gucken; sie drinnen zu hören, wenn ich draußen auf der Terrasse sitze; zu wissen, sie sind da, wenn ich nach meinen Ausflügen nach Hause komme; wie wir unser gelegentliches Gereiztsein gut und schnell meistern; wie ich meine Rolle als Mutter neu ausfülle, Unsicherheiten aushalte, Zusammengehörigkeit fühle, Liebe spüre und noch so vieles mehr.
  2. Ich komme mitsamt meiner gelegentlichen Sehnsucht nach einem vertrauten Menschen gut zurecht, sogar wenn ich von Paaren umgeben bin. Mir gelingt der Spagat zwischen Gemeinschaft und Alleinsein. Beides kann berühren und wertvolle neue Erfahrungen bringen.
  3. Das Meer! Die Wellen. Der Wind. Die Sonne. Die Möwen. Die Leute. Das Licht. Der Spaß.

5. Der Strand und das, was dort zu finden und zu sehen ist.

6. Die herrliche Dünenlandschaft, in der ich so viel Ruhe finde. Hier erlebe ich Momente der Ehrfurcht und der Freude über das, was unsere Erde zu bieten hat.

7. Das Nachhausekommen und die Umstellung auf das Alleinsein ist ganz leicht. Dabei hilft ein liebevoller Willkommensgruß meiner Lieblingsnachbarin, ein schönes Glas Wein und die überaus positive Rückmeldung der „Kinder“, die alle zufrieden mit unserem Urlaub in Dänemark sind.

Während der ausführlichen Zeitungslektüre holt mich die Realität der großen weiten Welt wieder ein. Und davon lenke ich mich auf meinen Radrunden hier in der Heimat ab. Fotos von meiner ersten nach dem Urlaub zeige ich morgen. Denn die fühlte sich ganz besonders an. Man muss wohl ab und zu mal wegfahren, um zu sehen, wie schön es zu Hause ist.

Dänemark 3

Dänemark 3

Wie von selbst, weil Rückenwind, bewältigte ich die 10 km nach Ringkøbing (https://esmark.de/ringkobing/) mit dem Rad. Die Strecke gefiel mir nicht, denn sie führte an der Hauptstraße entlang und der Strom der Autos brach auf beiden Spuren niemals ab. So ein Lärm und Gestank! Tourismus macht viel kaputt, dachte ich und war doch selbst eine waschechte Touristin. Widersprüche müssen ausgehalten werden, dachte ich und und nahm mir vor, nicht mehr so viel nachzudenken.

In der Stadt angekommen, wollte ich sofort umkehren. Zu laut und viel zu viele Menschen auf eine Haufen. Aber ich guckte mich trotzdem um, denn wozu sonst war ich denn eigentlich hergekommen?

Spaß hat es mir nicht gemacht, hochsensibel, wie ich bin, fühle ich mich in der Natur und in ruhigen Orten viel wohler. Egal, ich blieb eine Weile, machte ein paar schnelle Fotos und suchte Nebenstraßen auf.

Interessant fand ich die Skulptur am Hafen, ohne zu wissen, was sie bedeutet. Zuerst dachte ich, sie zeigt, wie Männer von Frauen ausgebeutet werden und ich musste über meinen Einfall selbst lachen. Ich schaute genauer hin und spürte, was wohl gemeint war. Der Gegensatz der Kunst zum Touristentrubel könnte größer nicht sein.

Und ich war doch selbst so eine, die weiß und trotzdem anders macht.

Später lernte ich:

Den fede dame“ wurde von den Künstlern Lars Calmar und Jens Galschiøt entworfen und zeigt einen kleinen Jungen, der eine korpulente Frau auf den Schultern trägt. Während der kleine Junge ein Symbol für die Dritte Welt sein soll, steht die Frau für den Wohlstand der westlichen Welt. Nicht zuletzt wird die 3,5 Meter hohe Bronze-Skulptur auch als „Survival of the Fattest“ (Überleben der Dicksten) bezeichnet. „Den fede dame“ erlangte internationale Anerkennung, als sie nach ihrer Enthüllung im Jahr 2009 neben der Kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen stand. (https://esmark.de/ringkobing/)

Den fede dame-Skulptur in Ringkøbing

Der Rückweg zum Ferienhaus war beschwerlich und zum Gegenwind kam noch Regen hinzu. Das erste Mal im Leben fand ich, dass ein E-Bike doch ganz praktisch wäre. Ich verzichtete darauf, die Nebenstrecke am Fjord entlang zu benutzen, weil ich schnell sein wollte, und radelte wieder an der Hauptstraße entlang. Unterwegs sah ich meinen Sohn und seine Verlobte auf einer Bank sitzen und ich dachte mir nichts dabei, dass sie plötzlich Fahrräder hatten, wo sie sonst doch nur mit dem Auto da waren. Als ich direkt und breit grinsend vor ihnen stand, blickte ich in erstaunte fremde Gesichter. Ich entschuldigte ich mich, wir lachten und ich schwang mich schnell wieder auf mein Rad. Was war das denn? Ein Grund, sich Sorgen zu machen oder einfach nur ein Irrtum, der passieren kann? Ich entschied mich für Letzteres, denn Sorgen wollte ich im Urlaub nicht.

Andere Radausflüge liefen entspannter ab. Meist wählte ich Wege durch die wunderbare Natur, aber natürlich guckte ich mich auch in Søndervig (https://sondervig.dk/de/erlebnisse/) um. Nein, gefiel mir nicht so besonders, was mich nicht überraschte. Auch wenn es fliegende Kinder zu sehen und lustigen Jazz zu hören gab, war ich schnell wieder weg. Vielleicht liegt es daran, dass ich lange auf Föhr lebte und weiß, was so ein Massentourismus für die ständigen Bewohner bedeutet. Natürlich verdienen die meisten daran, aber das Leben in so einem Ort ist gewöhnungsbedürftig. Finde ich. Gut, dass unser Ferienhaus ein paar Kilometer vom Gewühle entfernt mitten in den Dünen lag. Dort hatten wir genug Ruhe und Landschaft.

Noch eine (vermutlich) Fortsetzung folgt.

Dänemark 2, Smartphone

Dänemark 2, Smartphone

Meistens fotografiere ich mit meinen Fotoapparaten. Aber mein Smartphone kam in Dänemark auch zum Einsatz. Ein paar Fotos möchte ich Euch zeigen.

Fenster- und Terrassenblicke:

Unterwegs:

Und zum Schluss: Pilze für zu Hause. Den Fliegenpilz bekam ich vom Weitweg-Sohn geschenkt und den anderen kaufte ich mir selbst.

Fortsetzung folgt.

Dänemark 1

Dänemark 1

Früh um 5.30 Uhr fuhren mein Nahdran-Sohn, seine Freundin und ich los. Ich steuerte mein Auto🚗 von hier bis Flensburg (!!!!!!!). Dann wechselten wir uns ab. So kamen wir schon vormittags in

https://sondervig.dk/de/

an, was uns gefiel und es war herrlich kühl. Das Haus bot zu wenig für viel Geld. Aber die Lage…..die Lage! Von den vielen anderen Touristen und dem Trubel merkten wir nichts, denn das Haus lag abgelegen mitten in den Dünen. Erste Reihe sogar. Und der Fensterblick auf die Natur, zauberhaft. Sogar mit Sonnenuntergang. Wunderbar.

Zuerst dachte ich, dass ich das Meer nie erreichen würde, weil die Dünen so hoch und steil waren und ich nicht gut gehen kann. Geschweige denn klettern. Nachdem mir die „Kinder“ Mut machten und versicherten, dass nur eine Düne zu bewältigen war, wagte ich sehr motiviert einen Versuch und es gelang. Mühsam zwar, aber immerhin! Ich kam ans Meer. Und beim ersten Anblick weinte ich, ich war ein wenig außer mir. Ein kleiner Teil der schlimmen Corona-Scheiße, die sich in mir verhärtet hat, löste sich mit den Tränen. Was für ein Erleichterung.

Und spät abends fuhren auch mein Weitweg-Sohn und seine Verlobte vor und wir waren komplett.

Das Klettern zum Meer forderte mich jeden Tag neu heraus. Und das Baden auch. Ich benötigte Unterstützung und Halt. Dass es so schlimm um mich steht, habe ich nicht gewusst. Immerhin ging alles gut und es ist, wie es ist.

Eine Mutter, zwei Söhne und zwei gefühlte Schwiegertöchter im kleinen Haus. In dieser Zusammensetzung waren wir noch nie eine ganze Woche lang zusammen.

Mein Zimmer eine Puppenstube mit winzig kleinen Möbeln und das Etagenbett war schmal. Egal. Vorsichtshalber schlief ich unten.

Spannend, das Ganze. Wir haben uns der Herausforderung gestellt. Gemeinsame Erinnerungen geschaffen. Wunderbar! Und ich? Ja, war gut und meine Kinder sind erwachsen. Es berührte mich sehr, sie eine Woche lang um mich zu haben. Und kochen musste ich überhaupt nicht. Von der Versorgerin zur Versorgten, so war das für mich.

Fortsetzung folgt.

Geschenkt

Geschenkt

Und eben macht mich meine Lieblingsnachbarin darauf aufmerksam, dass ich nicht nur fünf, sondern SECHS ganze Tage in Dänemark verleben werde.

🤦‍♀️ Verrechnet!

Wie wunderbar! Sie hat mir einen zusätzlichen Urlaubstag geschenkt……

Ich rechne lieber noch mal nach: Anreisetag: Samstag, da sein: Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag (6)💃 , Abreisetag: Samstag

Kaum auszuhalten

Kaum auszuhalten

Nachdem wir in unserer Straße vor ein paar Wochen zwei Tage ohne Strom waren, ging vorgestern meine Heizungsanlage kaputt und ich dusche seitdem nur noch kalt. Ist erfrischend, nicht wirklich gemütlich und mein Quieken zeigt, dass ich so gar nicht abgehärtet bin. Ich wollte ja Gas sparen, aber doch nicht so!

Ansonsten ist fast alles gepackt und es ist wieder viel, auf das ich nicht verzichten kann. Etwas besorgt frage ich mich, wie ich übermorgen zwei weitere Leute mitsamt Gepäck ins Auto stopfen kann.

Mein Vermieter wird mit dem Handwerker während meiner Reise die Wohnung betreten. Das geht wohl in Ordnung und ist nicht anders zu organisieren. Vielleicht werden während meiner Abwesenheit ja auch noch die neuen Stromleitungen gelegt und ein neuer Stromkasten (oder wie das heiß) wird nötig sein. Ich hoffe doch sehr, dass beides, die Reparatur und die neue Stromleitung, vom Vermieter gezahlt werden. Ich finde ja, er ist dafür zuständig. Er denkt vielleicht anders. Wir werden sehen.

Am liebsten würde ich heute schon losfahren. Dieses Warten ermüdet mich. Und dabei denke ich andauernd, dass wir nur fünf Tage am Meer sein werden, der Anreisetag zählt nicht wirklich und der Abreisetag erst recht nicht. Fünf Tage sind nicht viel. Und siehe da, ich erkenne gerade das kleine Kind in mir, das schon auf dem Weg zum Stadtpark laut verkündete, dass es noch nicht nach Hause will. Meine Eltern amüsierte das, ich war aber ernsthaft in Sorge, dass die schöne Zeit auf dem Spielplatz nicht ausreichen würde.

Ja, so fühle ich mich gerade. Ich umarme mein inneres Kind und bestätige, dass alles ausreichend und im Überfluss vorhanden sein wird. Die Zeit geht schnell vorbei, aber sie wird so gut gefüllt werden, bis nichts mehr geht. Und dann ist es zu Hause ja auch wieder richtig schön.

Und wenn ich mehr Meer möchte, haue ich meine Ersparnisse raus und buche mir im Herbst noch einmal ein Ferienhaus, das verspreche ich dem Kind in mir. Es hat rote Bäckchen vor Aufregung und kann es kaum noch aushalten. Es rollt sich zusammen, zieht die Decke über den Kopf und schläft ein Runde. Und ich mache mich daran, die Wohnung sauber zu machen.

Moralisches Dilemma

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/lanz-precht-wohlstand-untergangsszenarien-100.html

Diese Diskussion finde ich absolut sehenswert. Meine eigenen Gedanken werden ausgesprochen und zusammengefasst, wie ich es selbst nicht zustande bringe. Ich kann beide Positionen nachvollziehen und komme zu dem Schluss: es gibt kein Richtig und kein Falsch.

Und wir, die wir im Überfluss leben, und ich weiß, es gibt auch hier viele Menschen, die in Not sind, die meine ich nicht, aber wir anderen werden uns vom unbegrenzten Wohlstand bald verabschieden. Auch wenn wir lieber denken wollen, dass alles eines Tages wieder so weiter gehen wird, wie wir es kennen.

Ich finde das Umdenken nicht schlimm. Ich habe natürlich auch gut reden, denn bis jetzt kam ich mit materiellen Sorgen prima zurecht. Verzichten kann ich gut und mir macht das Leben auch mit kleinen Dingen Freude.

Ich weiß allerdings nicht, wie ich mich fühlen werde, wenn ich auf etwas verzichten muss, was mir richtig weh tun wird. Man wird sehen…..