Heute radle und denke ich nicht. Heute zeige ich einfach nur!
Wolken! Keine Sonne! Ich will mich heute wirklich mal bewegen. Also rauf auf das Fahrrad und los. Dänische Kronen von der Sparkasse holen. Ja, ich weiß, der „spontane Urlaub“ mit Freunden aus früherer Zeit ist noch lange hin. Aber das Ferienhaus (mit Seeblick!!!!) ist gebucht und bezahlt, also kann ich mir auch mein Urlaubsgeld schon mal zurechtlegen. Das bringt mich in Ferienlaune. Nun ist es auch schon wieder zwei Wochen her, dass sich „mein Rudel“ am See um mich versammelt hat. Söhne finden den Ausdruck Rudel in ihrem Zusammenhang doof. Aber ich bin die älteste, ich darf doofe Sachen denken und sagen. War richtig schön mit meinem Rudel! Grillen, quatschen, schwimmen. Mit dem Gewitter war die Party am See vorbei und wir trafen uns bei mir Zuhause wieder. Um den Esstisch gequetscht die Reste zu vertilgen, das hatte auch was. Schwupps. Vorbei. Alle weg.
Prima, hat gleich geklappt mit den Kronen und ich radle mit meinem gefüllten Portmonee durch die Felder. Stoppelfelder. Herbststimmung. Kann das sein? Ist doch noch Juli! Zwei Störche staksen über die Wiese. Regen ist seit Tagen angesagt. Die Wolken hängen tief. Aber es regnet nicht. Auch seit Tagen. Huch?! Ein Hase sitzt am Wegesrand und mümmelt vor sich hin. Wir gucken uns kurz in die Augen und erschrecken beide. Er hopst weg. Ich kann nicht mehr hopsen. Schade eigentlich. Schwalben schweben tief. Ein Trecker staubt mich ein. Frechheit. Letztes Wochenende war echt viel los. Warum verteilt sich das nicht besser? Oh, schon wieder ein Trecker von vorne. Will ich mal lieber an die Seite fahren. Der ist stärker. Ein Sohn besuchte Freunde im Landkreis und schlief bei Muttern. Also bei mir. Zweimal gemütlich frühstücken! Wie ungewohnt. Und wie schnell die Zeit wieder verging. Na ja, ich hatte ja selbst eine Menge vor. Samstag mit Freundin am und im See und Sonntagabend war auch nett. I. aus der Schreibwerkstatt lud mich spontan auf ihren Balkon ein. Wie die erzählen kann und was sie schon alles erlebt hat! Sie ist noch mal 20 Jahre älter als ich. Das Zuhören war wie eine Reise in die Vergangenheit. Sonnenuntergang mit Weißwein auf dem Balkon. Herrlich. Und Zuhause dann als krönenden Wochenendabschluss noch „Easy Rider“ im Fernsehen. Schon wieder eine Zeitreise. Aber diesmal meine eigene. Ich fühlte fünfzig Jahre alte Gefühle und wenn die wunderbare Musik kam, stellte ich den Fernseher lauter. Was hatte ich damals für Flausen im Kopf! Ich wollte auch Easy Rider sein. Also, natürlich wollte ich nicht erschossen oder erschlagen werden. Aber ich fand den Typen in seinen Lederhosen so toll. Und Jack Nicholson war noch so jung in dem Film. Ach, ich mache noch einen kleinen Umweg und genieße es, dass es nicht so heiß ist. Ich habe mich wirklich viel zu wenig bewegt in den letzten Tagen. Dafür umso mehr gegessen und gleich auch wieder zugenommen. Was kein Wunder ist. Aber schade. Der uralte Film ist noch immer aktuell und das finde ich erschreckend. Nein, ich will nicht daran denken. An diesen „Politiker“ erst recht nicht. Ist einfach zu furchtbar, was der sich leisten darf und wahrscheinlich wieder gewählt werden wird. Nein, ich will daran jetzt wirklich nicht denken, zumal diese Art „Politiker“ aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen überall auf der Welt auftauchen. Dagegen muss ich doch was tun können. Aber was? Meine Güte. Natürlich kann ich daran nichts ändern, weiß ich doch. Und dass die Birke dahinten abgestorben ist, will ich jetzt auch gar nicht sehen. Und Greta segelt in die USA und schont die Umwelt. Absurd irgendwie, oder? Und jetzt komme ich an meiner kleinen Lieblingskuhherde vorbei. Vier Kälbchen sind neu dabei. Süß und sie wissen ja nicht, wozu sie geboren wurden. Auf jeden Fall haben die es hier richtig gut auf ihrer Wiese. So, gleich bin ich Zuhause. Werde wohl noch den Rasen mähen und den Garten etwas zurechtstutzen. Ich komme mir ja schon wie Dornröschen vor. Ob nicht vielleicht doch noch mal ein Prinz vorbei reitet und mich rettet? Wohl kaum. Und wovor überhaupt? Ach so, ja, ich weiß schon.
Nein, ausgeschlafen fühle ich mich nicht. Bin spät ins Bett gekommen. Gähn. Meine Lieblingsnachbarin und ich mussten gestern doch direkt auf ihren ersten Urlaubstag anstoßen und dann fanden wir kein Ende in ihrem wunderbaren Garten. Es gibt ja immer viel zu erzählen und der Sommerabend wollte genossen werden. Hilft ja nichts, was muss, das muss!
Was hält mich also um 4. 46 Uhr vom Schlafen ab? Ist doch noch dunkel draußen. Gähn. Im Bett bleiben geht aber irgendwie nicht. Blöd. Also aufstehen, anziehen, Fotoapparat schnappen, Fahrrad schnappen und los. Das habe ich in diesem Sommer noch nicht gewagt und außerdem soll es nachher heiß werden. Zu heiß zum Sichbewegen draußen an der „frischen“ Luft. Die ganze Woche ist so geplant. Blauer Himmel und Sonnenschein pur, wie es im Wetterbericht heißt. Über 30 Grad. Wie wunderbar.
Nein, nicht wunderbar für mich.
Jetzt ist es wunderbar, auch wenn es noch unfassbar früh ist!
Ich radle in den Sonnenaufgang und vergesse die Zeit.
Ab und zu möchte ich mein Wissen um die zerstörte Umwelt und andere Weltkrisen vergessen. Manchmal möchte ich so tun, als sei morgens um sechs die Welt noch in Ordnung.
Hier und jetzt ist sie es tatsächlich.
Es ist neun Uhr und ich bin müde. Ich habe noch einen langen Tag vor mir. Ohne Pflichten, ohne Termine und mein Haus ist geputzt, der Garten in Ordnung, es ist noch Suppe da, Einkäufe sind erledigt. Aber vielleicht hänge ich noch meine Wäsche auf. Das wäre ratsam, denn nasse Wäsche in der Waschmaschine zu lassen macht keinen Sinn. Mehr ist nicht zu tun. Und nun?
Ich wünsche Euch einen schönen Tag und mein Mitgefühl ist bei denen, die heute und die nächsten Tage arbeiten müssen. Das nützt Euch natürlich nicht wirklich, aber vielleicht kann ich mental doch ein wenig helfen:
Ich mag nicht gerne auf unsere Nachbarschaftsfeste gehen. Mir sind die meisten Nachbarn ziemlich fremd geblieben. Es gibt die, mit denen ich ab und zu ein paar Worte wechsle. Es gibt andere, die kenne ich kaum. Und es gibt die, die ich noch nie gesehen habe.
Gestern wurde ein großes Straßenfest gefeiert, weil unsere Reihenhäuser vor 60 Jahren bezogen wurden. Einige Ureinwohner organisierten, luden ein, kümmerten sich unermüdlich, backten und kochten und grillten und zapften. Ich brauchte mich nur anzumelden und zu erscheinen.
Ich hatte wenig Lust dazu, denn Anschluss zu finden fällt mir immer noch schwer. In solchen Situationen hasse ich es, alleine zu leben. Selbstmitleid will sich einnisten und mir die Freude verderben.
Aber kneifen wollte ich auch nicht. Nein, nein.
Als ich vormittags sah, dass ein großes Zelt aufgebaut wurde, bekam ich klitzekleine Panik. Niemals könnte ich mich bei dieser Hitze mit 60 Leuten in dieses Zelt quetschen. Niemals könnte ich munter Smalltalk betreiben. Wollte ich nicht doch lieber auf dem Sofa bleiben? Nein, nein. „Wollen schon, aber dürfen darf ich nicht“, sprach ich mir ganz tapfer Mut zu. Wird schon!
Nachmittags versammelte sich die Nachbarschaft und da alles vor meiner Haustür stattfand, brauchte ich diese nur zu öffnen und war mittendrin im Geschehen. Plötzlich war alles gar nicht mehr so schlimm. Es galt, den jüngsten Straßenbewohner (11 Tage alt) zu begutachten und schon gab es für uns alle jede Menge Gesprächsstoff. Auch für mich. Und dann gab es Kuchen. Draußen zog ein Gewitter auf und es regnete junge Hunde. Wir beteuerten uns gegenseitig, wie praktisch es sei, im Zelt zu sitzen. Ich hatte außerdem großes Glück mit meinen Tischnachbarn. Die älteste Straßeneinwohnerin (93) saß mir gegenüber und ihre vier Kinder, die von weit her angereist waren, um sie herum. Und dann ging das Gequatsche los und ich brauchte mich nur noch treiben zu lassen. Die Kinder, fast alle in meinem Alter, erzählten von Straßenbanden und Draußenspielen. Von Abenteuern auf dem Schulweg und dem ersten Rauchen. Ich konnte es kaum fassen, wie lebendig es vor vielen Jahren hier zuging. Jetzt sind die 43 Kinder, die damals Leben in die Bude brachten, alle erwachsen, weggezogen und einige sind schon gestorben. Nun, ein paar von denen leben noch heute in der Straße, aber die haben auch schon erwachsene Kinder, die weggezogen sind.
Vor lauter Reden und Staunen und Zuhören und Lachen vergaß ich die Hitze und da ich einen Randplatz auf der Bank hatte, fühlte ich mich auch nicht eingequetscht. Ich vergaß, dass ich Schwierigkeiten mit Fremden habe, weil sie mir alle schon nach kurzer Zeit nicht mehr fremd waren. Die älteste Straßeneinwohnerin war so witzig und redelustig, dass ich manchmal meine Lachtränen wegwischen musste. Wir beide verstanden uns auf Anhieb. Wir tranken Sektchen, prosteten uns zu und so verging die Zeit, bis es lecker Abendbrot gab und dann tranken wir wieder Sektchen und stießen darauf an, uns kennengelernt zu haben. Sie lud mich ein, ihren Garten in den nächsten Tagen zu besichtigen und da dieser einen legendären Ruf hat, werde ich sie bald aufsuchen. Vorne zu klingeln bringt nichts, ich soll gleich hinten rum einfach reinkommen. Sie ist sowieso immer im Garten. Auch beim Fernsehen. Dann schaltet sie drinnen ihr Gerät an, macht das Fenster auf und guckt von draußen rein.
Kurz vor Mitternacht verabschiedete ich mich von der Familie und wackelte in mein Haus. Das war nun wirklich mal ein wunderbarer geselliger Abend. Und das direkt vor meiner Haustür.
PS: Kaum lag ich im Bett, klingelte es. Ein Nachbar sagte, dass mein Auto im Carport steht wie immer, aber heute mit eingeschaltetem Licht. Er hätte es eben gesehen, weil er zufällig daran vorbeigefahren sei😳. Ja, das Licht war eingeschaltet. Das ist geheimnisvoll, denn ich fuhr mein Auto zuletzt vor einer Woche. Die ganze Zeit war das Licht natürlich ausgeschaltet. Unheimlich, aber zum Glück ist die Batterie nicht leer.
Wenn zwei sich finden
verschmelzen die Grenzen.
Ich und du
sind eins.
Dachte ich.
Ich suchte dich
und fand die Leere.
Zu viel „Grenzenlos“ lässt die Liebe nicht zu.
Allein.
Grenzen geschützt.
Nie wieder Verlust riskieren.
Nähe ausgeschlossen.
Oder?
Ich habe gehört,
dass die Liebe helfen kann
Türen zu öffnen,
die abschließbar sind.
Ich halte Ausschau
und finde den Frieden.
Wo ich dachte, es gäbe sie nicht,
spielt die Liebe schon längst mit mir.
Hallo Leute! Wir hatten Besuch! Besuch aus dem Bloggerland in echt. Herausgesprungen aus dem Internet mitten ins Wendland. Zoe (eigentlich mit Strich über dem e, aber ich finde die Taste nicht), also Zoe war hier und hat den Timmy mitgebracht.
Timmy ist Schildkröte. Zuerst dachte ich, er ist ein Verwandter von Doktor Schreckweg, aber der ist ja Schnecke. Timmy und ich hatten uns recht viel zu erzählen, von Mann zu Mann und alles war prächtig, denn Frau Holle und Zoe tranken Kaffee, ließen uns in Ruhe und erzählten sich auch was.
Plötzlich stand Zoe auf und sagte: „Ich hole sie dann mal!“ und Frau Holle nickte.
Mir blieb fast das Herz stehen, als ich sie erblickte. Dieses zauberhafte Wesen hatte mir schon mal geschrieben. Ich weiß das noch. Jetzt war sie da mit ihrer ganzen Figur und mir bleib die Luft weg. Ich konnte gar nichts sagen, was ja selten vorkommt. Also legte ich mich erst einmal auf den Rücken, um das Ganze in Ruhe zu verdauen.
Aber dann gab es kein Halten mehr. Wir verquatschten den ganzen Nachmittag und am Ende waren wir verlobt. Also Timmy nicht, der war nur Zeuge.
Ich bin verliebt wie noch nie und Carambola hat mir eine rosarote Brille aufgesetzt. Ich sehe die Welt in ganz neuen Farben und mein kleines Froschherz hüpft Walzer.
Sie heißt natürlich nicht Carambola. Nein, sie heißt Carmabelle, aber das kann ich mir nicht merken. Ich nenne sie Cara. Das darf ich, denn ich habe eine Beziehung mit ihr. Eine Fernbeziehung und Frau Holle schüttelte den Kopf. Sie fand, ich soll das nicht so sehen, denn wir kennen uns doch kaum. Hallo? Vielleicht kann frosch lesen und schreiben und telefonieren und reisen? Außerdem, wenn sie fern ist, kann sie nicht abhauen, wie Iris, meine Ex-Frau.
Das Leben ist schön und um das zu feiern, lud ich alle meine Kumpel ein. Einige wollten nicht, aber andere schon und so gab es einen fröhlichen Froschauflauf mit Schildkröte.
Frau Holle und Zoe brachten uns noch Feierdeko und feierten dann einfach mit. Sie fanden, dass Verlobungen überbewertet werden, aber sie freuten sich für ihre Frösche. Sogar Frau Holle.
Timmy wurde es dann bald zu viel mit dem Froschsalat. Er suchte sich ein ruhiges Plätzchen und guckte sich den Trubel von oben an.
Zoe sagte: „Er ist ja auch von der langen Reise noch ganz erschöpft.“ Ich gab ihm ein Küsschen auf die Nase und sagte: „Schön, dass du mich besucht hast!“
Jetzt sind alle wieder weg. Cara durfte nicht hier bleiben und so weinte sie bittere Tränen. Ich hasse Abschiede und darum muss ich ihr gleich sofort einen Brief schreiben. Tschüß, Ihr Lieben und danke, dass Ihr das gelesen habt! Euer Misi