Ich habe Geschichte (Lehramt) studiert und gelernt, wann Quellen wichtig sind, wo ich sie beschaffen kann und wie ich sie auswerte. Und natürlich, dass ich sie nennen muss.
Damals schien mir das wissenschaftliche Arbeiten eindeutig zu sein. Wissenschaft war für mich glaubwürdig.
Wenn ich heute Fachliteratur lese, ertappe ich mich immer häufiger bei dem Gedanken: „Na ja, schreiben kann man ja alles.“ Sogar wenn Quellen angegeben sind, die ich nachprüfen könnte.
Ich finde das ganz schrecklich.
Was bedeutet das Wort Wissenschaft? Ich lese im Internet:
Das Wort Wissenschaft (mittelhochdeutsch wizzen[t]schaft = Wissen, Vorwissen, Genehmigung; lateinisch scientia) bezeichnet die Gesamtheit des menschlichen Wissens, der Erkenntnisse und der Erfahrungen einer Zeitepoche, welches systematisch erweitert, gesammelt, aufbewahrt, gelehrt und tradiert wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaft
Und dann lese ich immer weiter und finde es höchst interessant, was ich über Wissenschaft, Lehre und Forschung erfahre.
Das hilft mir jetzt aber auch nicht weiter. Es beantwortet mir nicht die Frage: Will ich glauben, was ich lese?
Ja, ich will unter bestimmten Bedingungen. Muss ich oft auch, denn den Wahrheitsgehalt nachprüfen kann ich häufig gar nicht. Ich bin zwar in der Lage zu lernen, wie ein Fahrrad funktioniert, aber Atome kann ich zum Beispiel nicht finden. Meine elektrischen Geräte funktionieren (meistens), aber wieso? Ich kann Erklärungen lesen, wenn ich Glück habe, verstehen und glauben.
Das macht mir keinen Spaß mehr!
Ich will eindeutig wissen, ob jemand mit seinen Behauptungen recht hat oder nicht.
Ich will Lösungen, die mir die Wissenschaft bieten kann.
Ich darf das wollen, so viel ich will. Das ist aber egal. Darauf kann die Welt keine Rücksicht nehmen.
Ich kann allerdings entscheiden, welche Wissenschaftler mir seriös erscheinen, es gibt ja Kriterien, die ich prüfen kann, so dass ich glaube, was ich von ihnen lese. Ich kann entscheiden, welchen Umfragen, Untersuchungen, Auswertungen, Quellenangaben und Ergebnissen ich vertraue.
Ich kann meine Einschätzungen immer wieder nachprüfen und gegebenenfalls verändern.
Und ich hoffe, ich liege einigermaßen richtig. Richtig für wen? Für mich. Nur, wenn ich mich entscheide, wem und was ich glaube, kann ich wissen, was für mich gut und richtig ist, wie ich mir die Welt erkläre, wie ich denken und handeln möchte.
Und wie gehe ich nun mit den sogenannten Verschwörungstheorien um? Die berufen sich ja auch auf Wissenschaft. Und es wurden die alternativen Fakten erfunden, die genauso bewertet werden wie Fakten. Als ich diesen alternativen Begriff das erste Mal hörte, ich weiß es noch genau, musste ich laut lachen und dachte: „Prima Umschreibung für Lügen.“
Damals war alles noch so schön eindeutig. Dachte ich.