Gipfeltreffen

Gipfeltreffen

Die alte Frau steigt auf.

Angst, Wut, Verzweiflung und Traurigkeit sind bei ihr.

Sie möchte das nicht und kann doch nicht entkommen.

Ein Mädchen läuft an ihr vorbei.

Es hüpft und singt und pflückt sich Blumen.

Sie bleiben zusammen und Zärtlichkeit darf wachsen.

Und Lebensfreude, die auch.

Dann treffen sie auf eine junge Frau, die sich kaum bewegen kann.

Sie will weiter und kann doch nicht.

Verzweifelt kämpft sie gegen die Starre an.

Das Mädchen und die Alte stehen bei ihr.

Stehen ihr bei.

Umarmen sie.

Versprechen, dass sie aufeinander aufpassen.

Die junge Frau bewegt und befreit sich.

Sie wird nie wieder allein sein.

Sie braucht sich nie wieder dem auszusetzen.

Dafür wird die Alte sorgen.

Und das Mädchen steckt allen Blumen ins Haar.

Auf dem Gipfel scheint die Sonne.

Die drei stehen beieinander und die Verzweiflung ist verschwunden.

Alle anderen fügen sich ein.

Und das ist das Leben.

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Verirrt

Verirrt

Der Weg ist weit und beschwerlich.

Ob sie je ankommt, weiß sie nicht, denn sie hat keine Ahnung, wohin sie will.

Der Schoß der Familie versinkt im Sumpf.

Sie begegnen sich immer seltener, wenn überhaupt.

Vielleicht gab es ihn nie so, wie erhofft, es fehlte wahrscheinlich das Fundament.

Und alle sind in Wahrheit allein.

Der Weg ist das Ziel, heißt es.

Der Nebel lichtet sich und das, was sie sieht, macht sie nicht froh.

Im Gegenteil, sie will weg!

Zurück kann sie nicht.

Vorwärts will sie nicht.

Sich seitwärts in die Büsche schlagend sucht sie das Licht.

Ein furchtbarer Berg verstellt ihr den Weg.

Hoch muss sie, denn unten bleibt es düster.

Und so beginnt der Aufstieg.

Was passieren wird, ahnt sie nicht.

Aussicht, Weitsicht, Übersicht erhofft sie sich.

Der Weg ist beschwerlich.

Aber immerhin geht es aufwärts.

Weltfluchtträume

Während es die Gartenkatze wissen will, was ihre Nachbarschaft so treibt und dem Treiben unentwegt zuschaut, während ein Stern vom Himmel fiel und die Pilze wie Glöckchen klingen, während die StubenTulpen sich nach Sonne sehnen, bin ich unendlich müde und würde mich so gerne ins Traumland verziehen. Oder besser noch, so richtig für ein, zwei Jahre aus der Welt verschwinden. Ich kann sie kaum noch ertragen.

Die Welt würde mich nicht vermissen, mein kleiner Frühling aber schon. Er macht weiter, immer weiter, was er soll. „Schön, dass du noch da bist“, sagte er und die Sonne wärmt meine alten Knochen. „Bleib doch noch, für eine Weile.“

Na gut, überredet.

Ausmisten

Ausmisten

Wäscheschrank

durchgekramt

viel zu viel

kann mich nicht trennen

und ziehe das meiste

doch nicht mehr an

Erinnerungen hängen dran

und es geht ja noch

ich käme mit viel weniger klar

wunderbar

wäre die Übersicht

doch leider

vermisse ich

die, die schon lange aussortiert

verschwunden sind

und immer noch

will

ich

ab und zu

auch Neues.

😅

Ein halber Müllsack voll

für den Container

prima

und den Koffer oben

auf dem Boden

miste ich später aus.

💪

So will ich es

auch

mit Erinnerungen schaffen

diese, die mir etwas vorgaukelten

und die Lebenslügen fütterten

und Familiengeheimnisse schützten

ja, alle die

kommen weg.

💪

Ich weiß nicht

wie

ich das anstellen soll.

😳

Vielleicht

gehören sie

ja doch

in meine

Schatzkiste.

💝

Wissenschaft, Lehre und Forschung

Ich habe Geschichte (Lehramt) studiert und gelernt, wann Quellen wichtig sind, wo ich sie beschaffen kann und wie ich sie auswerte. Und natürlich, dass ich sie nennen muss.

Damals schien mir das wissenschaftliche Arbeiten eindeutig zu sein. Wissenschaft war für mich glaubwürdig.

Wenn ich heute Fachliteratur lese, ertappe ich mich immer häufiger bei dem Gedanken: „Na ja, schreiben kann man ja alles.“ Sogar wenn Quellen angegeben sind, die ich nachprüfen könnte.

Ich finde das ganz schrecklich.

Was bedeutet das Wort Wissenschaft? Ich lese im Internet:

Das Wort Wissenschaft (mittelhochdeutsch wizzen[t]schaft = Wissen, Vorwissen, Genehmigung; lateinisch scientia) bezeichnet die Gesamtheit des menschlichen Wissens, der Erkenntnisse und der Erfahrungen einer Zeitepoche, welches systematisch erweitert, gesammelt, aufbewahrt, gelehrt und tradiert wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaft

Und dann lese ich immer weiter und finde es höchst interessant, was ich über Wissenschaft, Lehre und Forschung erfahre.

Das hilft mir jetzt aber auch nicht weiter. Es beantwortet mir nicht die Frage: Will ich glauben, was ich lese?

Ja, ich will unter bestimmten Bedingungen. Muss ich oft auch, denn den Wahrheitsgehalt nachprüfen kann ich häufig gar nicht. Ich bin zwar in der Lage zu lernen, wie ein Fahrrad funktioniert, aber Atome kann ich zum Beispiel nicht finden. Meine elektrischen Geräte funktionieren (meistens), aber wieso? Ich kann Erklärungen lesen, wenn ich Glück habe, verstehen und glauben.

Das macht mir keinen Spaß mehr!

Ich will eindeutig wissen, ob jemand mit seinen Behauptungen recht hat oder nicht.

Ich will Lösungen, die mir die Wissenschaft bieten kann.

Ich darf das wollen, so viel ich will. Das ist aber egal. Darauf kann die Welt keine Rücksicht nehmen.

Ich kann allerdings entscheiden, welche Wissenschaftler mir seriös erscheinen, es gibt ja Kriterien, die ich prüfen kann, so dass ich glaube, was ich von ihnen lese. Ich kann entscheiden, welchen Umfragen, Untersuchungen, Auswertungen, Quellenangaben und Ergebnissen ich vertraue.

Ich kann meine Einschätzungen immer wieder nachprüfen und gegebenenfalls verändern.

Und ich hoffe, ich liege einigermaßen richtig. Richtig für wen? Für mich. Nur, wenn ich mich entscheide, wem und was ich glaube, kann ich wissen, was für mich gut und richtig ist, wie ich mir die Welt erkläre, wie ich denken und handeln möchte.

Und wie gehe ich nun mit den sogenannten Verschwörungstheorien um? Die berufen sich ja auch auf Wissenschaft. Und es wurden die alternativen Fakten erfunden, die genauso bewertet werden wie Fakten. Als ich diesen alternativen Begriff das erste Mal hörte, ich weiß es noch genau, musste ich laut lachen und dachte: „Prima Umschreibung für Lügen.“

Damals war alles noch so schön eindeutig. Dachte ich.

Körper, Geist und Seele

Körper, Geist und Seele

Ich stehe früh auf, extra! Ich will zum QiGong, es geht mir relativ gut und ich freue mich auf die Gruppe. Als ich mir gerade meine Schuhe anziehen will, klingelt das Telefon und ich höre, dass das Training ausfällt😳, weil die Trainerin krank ist.

Sagt man Training? Egal, Ihr wisst, was ich meine.

Ich brauche eine Weile, mich umzustellen🤦‍♀️. Es ist doch erstaunlich, dass Körper, Geist und Seele mindestens 17 Minuten dazu benötigen. Was mache ich denn jetzt mit meiner freien Zeit? Der Körper will üben, also werde ich mich vielleicht demnächst zum Youtube-QiGong in die Stube begeben. Meine Seele will Gesellschaft. Da weiß ich so schnell jetzt keinen Rat. Sie muss wohl mit mir Vorlieb nehmen. Ich werde sie ein wenig verwöhnen. Ein paar Tulpen einkaufen oder meine Radrunde anders herum beginnen. Mal sehen. Und mein Geist will lesen und darüber schreiben. Darum beginne ich meinen Vormittag jetzt ganz anders als geplant. Ich schreibe, was ja auch die Seele mag. Der Körper reiht sich ein und setzt sich hin.

Über zwei Bücher will ich berichten und meine Begeisterung teilen.

1. https://www.ndr.de/kultur/buch/buchdesmonats/Zwischen-Welten-Juli-Zeh-Urban-Debatte-in-der-Krise,zwischenwelten124.html

Ich bin erst am Anfang der Geschichte und bin gespannt darauf, wie sie sich entwickelt. Mir tut es gut, über aktuelles Zeitgeschehen zu lesen. Darüber schreibt Juli Zeh und sie zeigt auf, dass die Welt nicht in Schwarz-Weiß aufzuteilen ist, sondern dass alle Farben mitspielen. Darum mag ich ihre Bücher sehr. Simon Urban kannte ich bisher nicht. Ich werde demnächst etwas von ihm lesen, nehme ich mir vor.

Weil es in den „Zwischen Welten auch um die Debattenkultur geht, möchte ich hier und an dieser Stelle erwähnen, dass ich so froh darüber bin, dass wir in meinem neu gegründeten „philosophischen Gesprächskreis“ folgende Erfahrung machen: Wir sind völlig unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Meinungen, wir reden darüber und halten es gut miteinander aus. Wir wollen uns nicht überzeugen, sondern gucken, was es auf anderen Seiten zu erfahren gibt. Ich hoffe sehr, dass es so gemütlich bei uns bleibt…..

2. https://www.swr.de/swr2/literatur/frans-de-waal-der-unterschied-was-wir-von-primaten-ueber-gender-lernen-koennen-swr2-lesenswert-kritik-2023-01-09-102.html

Um die Verhaltensforschung habe ich mich bisher wenig gekümmert und ich bin so froh über dieses Buch, weil es mir neue Einsichten verschafft. Beim Lesen schmunzle ich die ganze Zeit, lerne dabei Neues und finde, dass hier mein psychologisches, pädagogisches und politisches Wissen sehr gut ergänzt wird.

Rückblickend verstehe ich ich jetzt viel besser, warum der eine Sohn früher seinen Puppenwagen zum Rasenmäher umfunktionierte, der andere so gerne Monster und Dinos sammelte und beide sich ständig aus Lego ihre Waffen bauten, weil ich ihnen „die echten“ aus Plastik stur verweigerte.

So, mein Geist ist jetzt befriedigt und freut sich auf die Lesezeit nachher. Körper und Seele tun sich zusammen und wollen raus in die Sonne und Natur. Ich folge ihren Vorlieben sofort, bevor der Schweinehund dazwischenfunkt und sage Tschüss! Habt einen schönen Tag heute, liebe Leser*innen!🌷🙋‍♀️