Robert

Robert

Ein älterer Herr mit Hund nickte mir zu, als ich gestern vorbei radelte. Mit einem deutlichen Akzent grüßte er mich freundlich und sagte, er wolle mich etwas fragen. Ich hielt an und war gespannt. Er wollte wissen, ob ich früher einmal Lehrerin war. Ja, war ich. Er kannte mich, ich ihn überhaupt nicht. Er lachte, als ich das zugab und meinte, er wäre damals ein kleiner Junge gewesen. Ja, was soll ich sagen. Das war kein alter Mann, das war Robert, ein ehemaliger Schüler. Vor etwa 30 Jahren gab ich Unterricht für Spätaussiedler. Robert hatte Einzelunterricht bei mir. Meine Güte, wenn er schon so alt ist, wie alt bin ich dann erst? Dachte ich und vergaß den Gedanken sofort wieder. Wir unterhielten uns noch eine Weile und es erstaunte mich, wie viel er über mich wusste. Er sagte, dass er sich damals immer so auf mich gefreut hatte.

Dass er mich überhaupt nach so langer Zeit erkannte, war ein kleines Wunder. Er sagte, dass ich ein wichtiger Mensch für ihn gewesen sei. Seine Kinderjahre im Wendland blieben ihm gut in Erinnerung. Jetzt lebt er woanders, aber ab und zu kehrt er in die alte Heimat zurück. Allerdings sind die Menschen hier sehr eingeklemmt, das würde er immer wieder merken. Woanders sind sie offener. Ich antwortete: „Na ja, die einen sagen so, die anderen so!“ Er bleib bei seiner Meinung. Die Älteren wären wohl anders, aber die Jungen sind doch sehr eingeklemmt. Wir plauderten noch eine Weile und dann stieg ich wieder auf mein Rad. Ich fühlte mich beschwingt und trat ordentlich in die Pedale.

 

 

 

 

 

 

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Ich sehe rot

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Nein, dieses Rot meine ich nicht. Heute kein Corona. Hört sich seltsam an, ist aber so.

Also: Ich sehe rot. Besser, ich sah rot. Nach dem morgendlichen Tief stieg ich gestern auf mein Rad und die trüben Gedanken blieben zu Hause. Sie sind ja irgendwie auch nutzlos.

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Erstaunlich, wie schnell sich alles ändert. Vor zwei Tagen war es hier noch grün. Gestern sah ich rot. Ich dachte: „Nein, heute keine Fotos! Jedes Jahr dasselbe Motiv. Nein, ich bleibe standhaft.“ Nachdem ich dreißig Sekunden ordentlich in die Pedale trat, stieg ich ab

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und…….

Und dann noch dies:

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Und das:

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Und noch einmal dasselbe, nur anders!

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Meine anderen 658 😂 Fotos erspare ich Euch für den Augenblick. Fortsetzung folgt vielleicht!

 

Meine Welt um sechs

Meine Güte, sechs Uhr. Ich will weiter schlafen. Los. Schlaf! Geht nicht. Etwas drückt. Ist es die Einsamkeit, die auf mir sitzt? Der Tag so lang, wenn er so früh beginnt. Im Schlaf ist es so schön ruhig. Also schlaf!

Geht nicht. Die Sonne scheint. Auch das noch.😳

Die Nachbarn sind gestern mit dem Wohnwagen los. Ich beneide sie. Sie sind zu zweit. Ich drehe mich um und will wieder in meine Traumwelten versinken. Wie machen die anderen das bloß? Es gibt so viele, die alleine leben. Es geht mir nicht um die Beschäftigung. Das kann ich. Es geht mir um gemeinsames Leben und Berührungen. Morgens um sechs sind meine Abwehrkräfte gegen Sehnsucht manchmal doch sehr geschwächt. Außerdem gibt es keine Veränderungen, nichts, auf das ich mich freuen kann. Keine Wochenenden in Gemeinschaft, keine Theatervorstellungen und keine Reisen mit Freundinnen. Keine Umarmungen und Familientreffen. Blöddoof!!! 💩

Los, schlaf. Um neun sieht die Welt schon wieder ganz anders aus! Geht nicht. Ich bin wach, die Morgen-Schmerzen in den Fingern lassen mich nicht wieder zur Ruhe kommen. Also stehe ich auf. Super, die Knie knacken und tun jetzt auch noch weh. So ein mistdummerblöder Tag!💩💩 💩 Von wegen Glücksmomente! Dieser Beitrag von gestern hilft mir jetzt auch nicht weiter. Glücksmomente um sechs sind unwahrscheinlich.

Meine Güte. Bewegung hilft! Los! Beweg dich!

Ich öffne meine Fenster und Türen. Hole die Zeitung und sehe das Draußen. Dort ist kein Mensch und die Nachbarn sind ja sowieso weg. Also gehe ich mit dem Fotoapparat im Schlafanzug auf Safari.

Dann mache ich mir meinen Kaffee, schnappe mir die Zeitung und ab geht es wieder ins Bett. Draußen zwitschern die Vögel.

Die Einsamkeit verzieht sich achselzuckend. Es ist inzwischen ja auch schon später. Und später sieht die Welt schon wieder ganz anders aus!💝

Glücksmomente

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Draußen und drinnen muss es stimmen, dann kommt Farbe ins Spiel. Für einen kurzen Moment kann ich den Regenbogen auf meinem Teppich erwischen. Minuten später ist er verschwunden, als wäre nichts gewesen und es ist wie immer.

Mit den Glücksmomenten verhält es sich oft ähnlich.

 

 

 

 

 

Publikum

Keine  Landpartie im Wendland in diesem Jahr. Kultur fällt aus. Ersatzweise gucke ich Kunst im Fernsehen. Es gibt „Mummenschanz“.

Mich rührt das Publikum. Heimweh nach dem Früher wird getriggert. Kurz wird mir die Wucht der großen Einschränkungen wieder einmal bewusst. Das passiert ab und zu und ist nicht schlimm.

Ich war in alten Zeiten nicht so häufig unterwegs, aber es war immerhin jederzeit möglich. Ich sorgte dafür, dass ich mich immer auf eine zukünftige Veranstaltung freuen konnte. Wie war das schön, im zu Publikum sitzen, ein Teil vom Ganzen zu sein. Ohne Publikum keine Kultur!

Ich sehe dem Mummenschanz zu. Auf dem Sofa bin ich auch Publikum. Aber die Leute im Saal sind die wirklichen Mitwirkenden der Kultur. Ihr Raunen und Lachen sind Teil der Vorstellung. Sie sitzen dicht an dicht, sind unbefangen, konzentrieren sich auf das Geschehen. Sie sind nicht abgelenkt von Vorsichtsmaßnahmen und Sorgen vor der Ansteckung. So war das früher eben. Ich erinnere mich noch gut daran.

Ich spüre einen Kloß im Hals, wenn ich die Kinder kichern oder laut lachen höre. Der Mummenschanz ist poetisch und fantastisch, doch wäre ihr Zauber ohne Publikum wohl nur halb so groß.

https://www.3sat.de/kultur/kulturdoku/mummenschanz-you-and-me-102.html

Garten im Mai

Mein Reihenhausgarten hinten ist so groß wie ein Badehandtuch. Der Vorgarten hat eher ein Taschentuchformat. Mein Vermieter hat ihn im letzten Jahr von einem Gärtner gestalten lassen und ich hübsche ihn mit ein paar bunten Blümchen auf. Doch ja, er passt sich der Umgebung an und trägt trotzdem meine persönliche Note.

Hinten ist anders. Wenig Fläche mit Carport. Und eine Terrasse. Die ist jetzt chic und aufgeblüht. Der Garten selbst gestaltet sich zum großen Teil selbst. In diesem Jahr ist viel los, weil es ab und zu regnet und ich mit der Gartenschere ein wenig nachhelfe.

Mein Garten ist sehr unordentlich.

Ich habe einen neuen Platz für die Gartenbank gefunden und bewege mich jetzt häufiger von der Terrasse in den Garten hinein. Dort blicke ich auf ganz neue Perspektiven, was gut ist, denn das Reisen in ferne Länder fällt aus bekannten Gründen aus.

 

 

 

Coronafrei

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Heute mal nichts über Corona

oder seine Auswirkungen.

 

Heute ist Coronafrei!

 

Heute male ich ein Schild

und schreibe drauf:

Corona go home!

 

Damit stelle ich mich zwei Stunden auf den Marktplatz

oder nehme mir ein Höckerchen mit

denn ich habe Knie.

 

Wenn das erledigt ist

und ich froh bin

über Meinungsfreiheit

und Demokratie

und Corona nur mal eine Ansage brauchte

und endlich verschwindet

werde ich mich belohnen

und eine große Tüte Lakritze kaufen

und im Garten

meinen coronafreien Tag genießen.