Verhandlungen gescheitert

Verhandlungen gescheitert

So, das hat die Alte jetzt davon! Ich habe ihren Laptop kaputt gemacht. Jetzt braucht er Stunden um hochzufahren. Das blaue Rädchen dreht und dreht sich und Fraunichthexe weint. Also nicht wirklich, aber wenn ich so weiter mache, wird sie das noch! Ich schwöre! Wenn sie mich nicht bis übermorgen auf den Brocken bringt, zerstöre ich auch noch ihren Fernseher. Oder den Router. Oder die Kaffeemaschine. Oder alles. Kann ich auch ohne Zauberbuch. Frau Holle bittet mich, den Laptop wieder heil zu machen. „Kann ich nicht ohne Zauberbuch. Also bring mich nach Hause“, fauche ich sie an. Ich will übermorgen unbedingt zum Hexentanz. Unbedingt. Frau Hölle sagt, dass sie so keine Verhandlungen führt und sie will selbst sehen, ob sie ihren Laptop nicht doch reparieren kann. Ich bin so wütend, das könnt Ihr gerne glauben. Frau Hölle sitzt am Rechner und weiß nicht weiter. Nun hat sie für neue Gepräche mit mir keine Zeit mehr. Könnt Ihr mir helfen? Ich suche eine Mitfahrgelegenheit in den Harz! Oder gibt es hier eine Kollegin, die mir ihr Zauberbuch leiht? Die blöde Frau Holle lässt grüßen und fragt, ob nicht jemand eine Junghexe brauchen kann. Sie hätte eine über.

PS: Jetzt funktioniert der Rechner wieder. Mist.

Ganz schön blöd hier

Ganz schön blöd hier

Nun ist die Haushexe wieder da. Leider. Haushexe sage ich mal hier ganz unter uns. Ich darf nicht Hexe zu ihr sagen, auf keinen Fall. Ich soll mich benehmen, wenn ich bleiben will. Ich verstehe nicht, was an Hexe schlimm sein soll. Aber sie, die Haushe Hausfrau will das nicht. Hausfrau auch nicht. Ich soll Frau Holle sagen.

Also die Hausfrauholle war ein paar Tage weg. Packte ihr Köfferchen und fuhr mit der Bahn jemanden besuchen. Herrlich blöd und furchtbar kompliziert. Warum nimmt sie nicht ihren Besen? „Der kann nicht fliegen“, sagte sie und ging. Ich rief ihr nach: „Siehst du, hexen wäre doch ganz schön angenehm, oder?“

Als sie wieder hier anmarschierte, wurde sie sauer. „Mach das sofort wieder ordentlich!“ Das war ihre unverschämte Begrüßung, bevor sie ins Bett verschwand. Sie war so fertig von der Reise und von meiner Ordnung. Ich hatte die Alleinseintage gut genutzt, um es hier gemütlicher zu machen. Habe alles umgeräumt und ausgeräumt und neu eingeräumt. Die Bücher wurden weggeräumt. Die sind zu nichts nutze ohne Magie. Dann sah es hier aus, wie sich das in einem echten Hexenhaushalt gehört. Wozu ging man denn Jahrzehntelang in die Hexenoberschule? Ich schuf auch noch eine anständige Feuerstelle und das Ambiente war perfekt. Ohne Feuer kein Hexenkessel und ohne Hexenkessel kein Zauber. Aber dafür hatte die Haufrauholle kein Verständnis. Strohdumm und unkultiviert, diese Ureinwohnerin. Sie sagte, dass man im Haus auf dem Fußboden kein Lagerfeuer machen darf und ich soll ihren Kochtopf auch wieder in den Ursprungszustand zurückversetzen. Sie will keine Hexenkessel im Haus und am liebsten auch keine Hexe. Ihr reicht der Frosch.

Nun ist alles wieder ungemütlich und die Feuerstelle ist abgeräumt. Die Bücher sind farblich sortiert der Größe nach eingeräumt und das war dann auch wieder verkehrt.  Frauhausholle kriegt die Krise, weil sie nun nichts mehr wieder findet. Egal. Die wird sich schon wieder einkriegen.  Den Brandfleck auf dem Boden kann ich ja bei Gelegenheit wegzaubern, wenn mein Zauberbuch hier auftaucht.

Oder ich tauche ab. Bald ist Hexentanz auf dem Brocken und ich darf das erste Mal teilnehmen. Ich muss vorher unbedingt meinen Besen und mein Buch wieder haben. Auf dem Ohr ist die alte Hausfrau taub. Da kann ich rumschreien und toben, nützt nichts. Ich werde demnächst den Hexit einleiten. Unsere Wege müssen sich trennen.

Die alte Frau nickt und sagt, wir können sofort beginnen zu verhandeln.

Cosima

Cosima

Also, das ist mir ja seit 296 Jahren nicht mehr passiert. So ein Jungmann hat mich herausgerissen aus meinem Hexenharz und irgendwo anders abgeliefert. Keine Berge. Keine Hexen. Nix. Kein Wald. Keine vernünftige Gesellschaft. Nur so eine alte, häßliche Frau, die sich ab und zu mit so einem komischen Frosch unterhält, schlurft hier rum. Sonst nix. Auch der Jungmann ist weg. Besen verloren. Kater verloren. Hexenbuch weg. Zauberkraft weg. Und ich sitze in so einem blöden Regal herum, umgeben von blöden Büchern. Alles riesig hier. Ich war ja schon immer die Kleinste, aber hatte immerhin meinen Besen, um mich hoch zu schrauben. Ich hatte Gesellschaft.

Nun sitze ich hier fest. Cosima, die Junghexe kurz vor der Schwelle des Erwachsenseins und Allesdürfens, sitzt fest. Irgendwo im Nirgendwo. Ich will nicht mehr im Regal leben und stehe auf. Vorbei die Zeit, in der ich so tue, als sei ich ein doofes Andenken ohne Hirn. Ich schleiche mich aus der Stube und versuche die Treppe zu erklimmen. Mühsam, mühsam und richtig scheiße schlimm, nicht fliegen zu können. Ich komme nicht ganz hoch und klammere mich am Treppenabsatz fest und warte ab.

DSC_0073Da klappert die Haustür und die alte Frau kommt rein, sieht mich da sitzen und sagt: „Huch!?“ Sie stellt ihre Einkaufstasche ab, zieht sich die schreckliche Jacke aus, blinzelt mich an und nimmt mich mit. Frechheit sowas. Ich zapple herum und schreie, dass ich alleine gehen kann. Und wenn sie mir einen neuen Besen besorgt, auch fliegen, verdammt noch mal! Die alte Frau hockt sich auf ein scheußliches Sofa, setzt mich auf einen bekloppten Tisch und zieht sich ihre fürchterliche Brille an. „Ach je, die Harzhexe“, sagt sie und schüttelt den Kopf. „Du warst doch im Regal, oder? Ich dachte, du bist ein Andenken.“ Ja, von wegen! Nun hat sie mich also erwischt und ich klage ihr mein Lied, also mein Leid meine ich.

Betroffen sieht sie mich an, die alte, schreckliche Frau. Als sie mich auch noch fragt, ob ich etwa bleiben will, flippe ich aus. Wo soll ich denn hin? Ohne Besen und Hexenbuch? Natürlich bleibe ich. Die Alte mag nicht angeschrien werden, sagt sie. „Wenn du bleiben willst, gewöhne dich daran, dass ich hier das Sagen habe!“, fügt sie hinzu. Ich kriege die Hexenkrätze! Ich lasse mir doch von einer alten, senilen Frau nichts sagen. Ich bin Cosima, 296 Jahre alt und bald erwachsen! Ich sage also ziemlich laut und nachdrücklich:“ Wenn du irgendetwas unternimmst, was ich in meiner großartigen und unvergleichlichen Weisheit für Tabu halte, werde ich….., werde ich, äh.“ Peinlich, mir fiel nichts ein, was ich dann tun werden. So ohne Zauberbuch und Hexenbesen bin ich aufgeschmissen.

Die alte Frau steht auf und sagt:“ Ich heiße Frau Holle und bin auch unvergleichlich großartig und weise und das Haus gehört mir. Ich bin hier die Bestimmerin!“

Mano. Wo bin ich denn hier gelandet?