Prost Neujahr!

Prost Neujahr!

Bevor das Internet wieder aus meinem Zimmer verschwindet, will ich schnell liebe Grüße schicken und Euch allen einen schönen Silvesterabend wünschen. Kommt gut ins neue Jahr und danke, dass Ihr da seid!

Ich bin hier gut aufgehoben, bekomme jede Menge neue Impulse, rede pausenlso mit netten Leuten und weiß noch nicht, wie ich heute Abend beim Silvester-Buffet den Lärm im Speisesall von über 100 sehr kommunikationsfreudigen Menschen durchstehen werde. Ich tue mein Bestes und werde mich zurückziehen, sobald die Ohren abfallen wollen. Später gibt es noch Programm und ein offenes Singen und um 24.00 Uhr natürlich Sekt.

Ich bin offline, sagt WP. Ich schicke meine Grüße trotzdem ab. Vielleicht gelingt es!

Seminar mit Harper

„Frau Holle, komm schnell“, rufe ich nach Stunden und Frau Holle kommt gerannt. Das Internet ist langsam oder der Laptop, wer weiß, und nichts funktioniert auf Anhieb. „So macht das Bloggen keinen Spaß“, knurrt Frau Holle und geht ins Bett.

Wir wollten uns aber schnell, na ja, schnell ging ja nicht, aber melden wollten wir uns. Ich habe schon meinen Auftritt in der Schreibwerkstatt gehabt und ich habe das gut gemacht, sagt Frau Holle.

Und ich sage jetzt gute Nacht, war ein aufregender, anregender, besonderer Tag heute. Ich verabschiede mich schnell, bevor das Internet wieder abschmiert. Tschüß und falls wir uns nicht mehr melden, liegt das nicht an uns , sondern an der Technik.

Harper sieht Schwarz

Frau Holle will nun packen. Wir sind ab morgen eine knappe Woche weg. Und da muss am liebsten ein Schrankkoffer her. Aber Frau Holle soll den ja auch vom Auto ins Gästezimmer schleppen. Darum will sie sich einschränken und nur das Nötigste mitnehmen- einschließlich feierliche Kleidung für den Silvesterabend. Das wird nicht einfach und sie will alles in zwei kleinere Behälter verteilen, mehr nicht.

Frau Holle würde am liebsten zu Hause bleiben, sie ist verschnupft und leichtes Halskratzen hat sie auch. „Dazu einen leichten Wattekopf“, sagt sie, aber den hat sie ja auch schon seit Wochen. Wir beschließen, sie ist gesund genug zum Reisen, denn das wäre sonst ja schade, zumal die C-Tests immer negativ ausfallen. „Und weg will ich ja nie und freue mich dann, wenn ich mich aus der Komfortzone losgeeist habe. Ein Bett steht da ja auch, in das ich mich zur Not legen kann, falls ich nicht mehr kann“, sagt Frau Holle.

Also ist heute das große ultimative Packen angesagt und so etwas mag meine gute Alte nicht. Sich festlegen fällt ihr schwer. Und dann die Leute! Schluffig geht nicht, bequem schon. Und eben festlich.

Sie sagt: „Harper, wir fangen mit dir an. Wir dürfen nicht vergessen, dass du zerbrechlich bist.“

„Zu klein“, sagen wir und lachen.

„Diese Schachtel eignet sich besser“, sagt die alte Schachtel Holle (dieser Witz musste einfach sein, sorry!). Ich darf mir die Servietten-Polsterung aussuchen und suche das maritime Motiv aus. „Von Weihnachten habe ich jetzt genug“, begründe ich meine Wahl.

Wir müssen nur auf meine Flügel aufpassen, die stehen ein bisschen vor. Frau Holle will, dass ich sie einklappe und das geht natürlich nicht. Also darf sie den Deckel nicht zu fest aufdrücken.

Und zack ist die Schachtel zu und Dunkelheit bricht ein. „Da bleib man schon mal drin“, sagt Frau Holle. Anstatt zuerst Sachen zu packen, packt sie mich und legt mich zu ihren Schreibutensilien und dem Fotoapparat. Mist.

Ich liege also im Dunkeln und Frau Holle macht erst einmal einen Spaziergang mit der Nachbarin. Dann kann sie auch gleich mal ausprobieren, wie weit die Kräfte reichen.

Tomte 18

Hallo und frohen zweiten Weihnachtstag Euch allen! Hier im Haus geht es ziemlich verkatert zu. Zu viel Eierpunsch die letzte Zeit, aber keine gebrochenen Flügel vom Wettfliegen. Ich habe nicht gewonnen, weil ich nicht gut aufgepasst und mich verflogen habe.

Frau Holle guckt in alle Ecken, ob wir auch aufgeräumt haben. Es gibt keine Beanstandungen und fast alles ist wie immer. Nur der Draußenwichtel steht nicht mehr draußen. Er weigert sich und sagt, drinnen sei es ja viel gemütlicher. Er will unbedingt bleiben und sagt, dass er sich festkleben wird, sobald wir ihn zwingen wollen, weiter auf der Straße zu leben. Außerdem heißt er nicht mehr Draußenwichtel, sondern Tomte 18. „Wieso 18?“, frage ich und er sagt: „Das ist unsere Hausnummer.“ Ach, das wusste ich nicht, aber er schon, weil er ja immer draußen war.

Frau Holle merkt gar nicht, dass wir jetzt einen Tomte 18 haben, denn sie ist mit ihren Gedanken schon gar nicht mehr hier.

Umso besser, dann haben wir unsere Ruhe.

Ich hoffe, Ihr habt es schön gehabt, liebe Leser*innen da draußen! „Und immer noch schön“, sagt Tomte 18 und das mit dem letzten Wort muss ich noch mit ihm klären. Das habe nämlich ich als offizielle Weihnachtsbegleitung!

„Ja, aber Weihnachten ist morgen vorbei und dann bist du nicht mehr das Bestimmer,“, sagt Tomte und grinst. „Sei nicht so frech“, sage ich und die Weihnachtszeit ist noch lange nicht vorbei, denke ich. „Klugscheißer“, sagt Tomte.

Heiligabend🎄mit Harper

Ziel erreicht! So ganz ist es noch nicht soweit, die Lichter hier bleiben noch aus. Ein bisschen Warterei und Spannung gehören ja dazu. Frau Holle ist ein wenig traurig, weil ihr Weitwegsohn nun doch nicht kommen wird. CORONA! „So ein Scheiß“, sagt sie und ich soll das genauso schreiben.

Dann berappelt sie sich und die Enttäuschung ist verarbeitet. Der Besuch wird ja nachgeholt und die Vorfreude ist ja auch ganz schön. Mal abgesehen davon, dass sie dann schon wieder gründlich putzen muss. Und was sie mit dem vielen Essen anfangen soll, weiß sie auch noch nicht. Aber das sind ja keine wirklichen Probleme und Frau Holle bereitet sich auf ihre kleine Reise zum Nahdransohn vor. Sie wird dort schlafen und erst morgen Mittag hier wieder einkehren.

Bis dahin werden wir gefeiert und wieder aufgeräumt haben wie geplant, denn Corona und sonstige Krankheiten sind uns fremd.

„Danke für das Lesen und Eure wunderbaren 💝Kommentare!“, sagt Frau Holle und wendet sich ihren eigenen Angelegenheiten zu. Gibt ja noch einiges zu erledigen und schönmachen will sie sich auch noch.

Und ich habe jetzt frei. Ich entlasse meine Klientin in ihre Weihnachtsstimmung, die gefestigt und hilfreich für ein gelungenes Fest sein wird. Tschüß und bis bald, denn ich darf hier ja noch ein wenig weiter machen! Aber das ist dann eine ganz andere Geschichte.🥂 Harper!

23.12.23 mit Harper

Kirchen erinnern an die Friedensbotschaft, Einzelhandel wird bestreikt, Sicherheitsdienste bald an Schulen?, Pegelstände in DAN steigen, Transporter verunglückt bei Nauden, Verwaltung geschlossen, Kirchen sind beheizt, Heckscheibe eingeschlagen, Kritik an Agrar-Sparplänen, Sturmflut und Bahnchaos, Messerattacke-Handy wird ausgewertet, Der Test vor dem Fest, Überwachung per Video ausweiten?, Tschechien-ein Land im Schockzustand, Einsames Bethlehem, UN: Hunderttausenden in Gaza droht der Hungertod, Ehemaliger Botschafter der USA in Berlin ist tot, Mit Rammbock ins Gemeindehaus, Japan rüstet kräftig auf, Rudy Giuliani ist pleite, Abschied von der frechen Blonden, Elefantenherde ausgebrochen, Wetter: Graue Wolken ziehen bei uns vorüber……….Frohe Weihnachten und stimmungsvolle Feiertage wünschen wir unseren Leserinnen und Lesern…..,

Schlagzeilen (Auswahl) in der Elbe-Jeetzel Zeitung, Sonnabend 23.Dezember 2023

„Meine Güte“, sagt Frau Holle und legt die Zeitung weg. Es ist 7.08 Uhr und sie hat schon alles gelesen, sogar das Fernsehprogramm. „Senile Schlafflucht heute“, sagt sie und müde ist sie, das ist klar. Wer um 4.33 Uhr aufwacht, den Adrenalinimpuls nicht stoppen kann und darum wach herumliegt, ist eben müde, wenn die anderen ihr Tagwerk beginnen.

Frau Holle will das Jahr 2023 bedenken und herausfinden, was sie alles erlebt hat, was ihr wichtig, neu und richtig erschien, welche Fortschritte sie gemacht hat und was sie sich für das neue Jahr wünscht. Ich frage nach und will das hören. Aber alles, was kommt, ist: „Ich weiß es gerade nicht, liebes Harper, ich kriege alles durcheinander. Was war in diesem Jahr? Was war im letzten? Oder geschah es gar 2019? Wann begann die Pandemie, wann hörte sie auf? Wie lange dauert der Krieg in der Ukraine eigentlich schon und was tat ich die ganze Zeit?“ Oha, jetzt ist sie aber ziemlich unaufgeräumt im Kopf. Mir fallen schon tolle Sachen ein, die Frau Holle betreffen, aber da muss sie selbst drauf kommen, sagen sie in der Supervision immer, sonst nützt es nichts. Weihnachtsbegleiter*innen sollen nur unterstützen, auch wenn sie am liebsten immer vorsagen wollen. Ich schlage vor, dass sie ihren eigenen Blog liest. Dann wird ihr auch schon etwas einfallen, was ihre Entwicklung betrifft. Und was die Welt betrifft, es liegt schon ein Zeitschriften-Jahresrückblick parat. Darin kann sie blättern, wenn sie Zeit hat. Jetzt jedenfalls nicht, denn morgen, ja morgen ist der 24. Dezember. „Weihnachten kommt in diesem Jahr besonders plötzlich“, sinniert Frau Holle und fragt sich, wie man einen vierten Advent und gleichzeitig Heiligabend begehen kann. Und zusätzlich auch noch Besuch bekommt und selbst zur Besucherin wird. Und alles auf einmal. Wenn alles gut geht. Kann auch anders kommen. Dann ist es ruhiger, aber das findet Frau Holle auch irgendwie blöd.

Sie trinkt einen zweiten Becher Kaffee und sagt: „Für heute mache ich Schluss mit der Denkerei, denn schließlich habe ich anderes zu tun.“ Und dann will sie doch nichts machen, sondern lieber bloggen. Und weil sie schon lange nicht mehr draußen war, erinnert sie sich an eine kleine Radtour durch die Stadt vor gefühlten 24 Monaten, in Wirklichkeit war das vor sechs Tagen. Wir gucken Fotos und wissen, dass alles vermutlich noch da ist, auch wenn wir es gerade nicht sehen können.

Und jetzt legt Frau Holle los und sich noch einmal hin. „Meine Augen sind so müde“, sagt sie und ich weiß gar nicht, wohin das noch führen soll. Auf der anderen Seite ist es ja noch früh und viel ist für die nächsten Tage nicht mehr vorzubereiten. Frau Holle schafft das schon und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Für mich meine ich, denn ich denke, ich bin mit meiner Aufgabe als Weihnachtsbegleitung fast fertig. Ich darf mich jetzt den wirklich wichtigen Dingen zuwenden. Ich sage nur: Vorbereitungen für morgen. Ich schließe mich dem Gewusel der Gestalten hier im Haus an und alle sind froh, dass uns Frau Holle für ein Stündchen nicht in die Quere kommt.

Harper freut sich auf übermorgen

Vom Wetter reden wir jetzt nicht. Frau Holle und ich wünschen uns sehr, dass Ihr alle gut durch die Nacht gekommen seid. Und wir hoffen, dass der Tag glimpflich verläuft.

Frau Holle ist froh, nicht weit reisen zu müssen, um das Fest mit der Familie zu feiern. Ihr Weitwegsohn, der ja ins Wendland kommen will, ist optimistisch, dass das Wetter Heiligabend ein Einsehen hat und sich zurückzieht.

Aus Frau Holles Bauch klingen merkwürdige Geräusche. Nicht glockensanft, sondern eher dumpf polternd. „Ist wahrscheinlich die Aufregung und der Kampf mit dem Inneren Panikmacher und Spielverderber“, erklärt sie und hat damit zu tun, sich von den bösen Gesellen abzugrenzen, die arme Frau. Es ist nicht so sehr Weihnachten, das Sorgen breitet, sondern das Silvesterseminar, das drückt. Zu viel Ungewisses und in ein paar Tagen ist es so weit. Ich atme mit ihr ein und aus und erinnere sie daran, dass sie das kann und alle Bedenken olle Kamellen sind. „Und guck mal, wie ich aussehe und ich habe nichts anzuziehen“, versucht sie noch einmal ihr Glück, aber das lasse ich nicht durchgehen. Da bin ich streng und erinnere sie daran, dass sie dieses Theater nicht mehr nötig hat. Und aufgeregt sind alle Teilnehmenden, darauf kann sie sich verlassen, oder? Wir atmen noch einmal ein und schicken die bösen Gesellen in den Garten, dann atmen wir aus und Ruhe ist.

Wir erstellen eine Liste, was noch zu tun ist bis übermorgen. Und siehe da: Alles sehr übersichtlich und gemütlich machbar. Nach draußen muss die Gute auch nicht mehr. Nur noch zum Vogelfutterhäuschen, das machen wir in einer Regen-Hagel-Schneepause.

Die Engel und anderen Weihnachtsgestalten hier im Haus sind völlig aufgedreht. Wir sind Heiligabend allein und dann geht die Post ab, aber Hallo! Die Männer üben ihren Männertanz und wir Engel unseren Gesang. Außerdem werden wir ein Wettfliegen organisieren. Da können die Weihnachts- und anderen Männer nicht mithalten. Sie tuscheln ein wenig herum und beschließen eine Chierliedergruppe zu gründen und Frau Holle sagt, das ist falsch geschrieben. Ist doch egal, Hauptsache sie tanzen schick und feuern uns an.

Wir wünschen uns von Frau Holle zu Weihnachten ganz viel Eierpunsch und süßen Brei für die Wichtel. Die dürfen wir ja auch nicht vergessen!

21. Tag mit Harper

Frau Holle kam gestern doch ziemlich nass vom Einkaufen zurück nach Hause. „Auf dem Marktplatz trompeteten sie Weihnachtslieder, das war schön!“, sagte sie und tropft durch die ganze Wohnung. „Und dann dieser Regenbogen ganz unverhofft am Himmel! Himmlisch!“, sagte sie, zog sich trockenes Zeug an und wärmte sich mit einem heißen Ingwertee auf. Das nenne ich mal positives Denken!

Heute ist das Wetter einfach grauenvoll. Sturm, Regen, Dunkelheit. „Das ist gut“, sagt Frau Holle. „Ich habe hier drinnen noch genug zu tun.“

Und dann guckt sie erst einmal Fotos, das macht mehr Spaß als putzen. Vor ein paar Tagen buken die Engel Brot und der Mond blinzelte durch das Fenster. Frau Holle liebt das: Vom Sofa aus dem Mond zuwinken! „Und manchmal blinzelt er zurück,“ sagt sie. Das glaube ich sofort, schließlich bin ich Engel.

Frau Holle fragt, wie wir Weihnachtsbegleiter*innen Weihnachten finden. Na wunderbarherrlichzauberhaft natürlich, wenn auch manchmal etwas anstrengend. Unsere Schützlinge sind ja nicht immer ganz einfach zu handhaben. Frau Holle zum Beispiel will sich häufig nicht so recht einlassen und der Glauben an Frieden auf Erden ist ihr gänzlich abhanden gekommen. „Ich bin schon froh, wenn ich Frieden in mir selbst finde“, sagt sie und ich sage: „Das ist ja auch schon mehr als genug. Alles andere können wir auch nicht leisten.“ Das lernte ich nämlich in der Supervision: Ansprüche herunterschrauben, trotzdem die alten Lieder singen und Geschichten hören oder sehen. Sie sind nicht realistisch, aber das ist nicht schlimm. Sie tragen zur Stimmung bei. Und besinnlich muss es auch nicht immer zugehen. Es kann ruhig ab und zu fröhlich und knallbunt werden, märchenhaft und zauberglitzernd, denn das ist dann ja auch ein gutes Gegengewicht zu dem da draußen und dem Wetter sowieso.

Frau Holle findet, ich mache meine Arbeit gut. Und dann wackelt sie los und das große Weihnachtsputzen beginnt.

20. Tag mit Harper

„Ist die Zwanzig erst erreicht, ist Heiligabend nicht mehr weit“, singen wir unser selbst ausgedachtes Lied und bringen Frau Holle damit ein Ständchen, das sich gewaschen hat. Rudolf sieht sein Ziel schon sehr genau. Ihr nicht, denn Frau Holle hat zu schnell fotografiert, weil sie es so eilig hat. Aber ich zeige Euch schon mal, was neben der 24 auf uns wartet:

Eigentlich darf man das ja nicht, ich weiß, das soll ja eine Überraschung sein. Aber wir sind ja schon groß und ich übertrete einfach heute die Grenzen der altehrwürdigen Traditionen. Und das Honigkuchenpferd hat sowieso darauf bestanden.

Frau Holle will gleich los und raus, weil sie noch so viel erledigen muss. Die letzte Weihnachtspost einwerfen, Rezept abgeben, ein paar leckere Einkäufe tätigen und GANZ WICHTIG: Geld holen. Sie kann sich nicht an das bargeldlose Bezahlen gewöhnen und braucht immer Geld und jetzt besonders, denn Weihnachten ist nicht nur schön, sondern auch teuer. Findet sie, weil sie sich andauernd selbst was kauft.

Sie will also schnell los, bevor es wieder anfängt zu regnen. Ich gucke aus dem Fenster und erschauere. So windig und ungemütlich, ich würde mich nie freiwillig dem aussetzen. „Was muss, das muss“, sagt Frau Holle und verschwindet.

Gut, dass sie den Regentag gestern mit Räumen und Packen ganz prima genutzt hat. Die Geschenke sind fertig und jetzt kommt auch nichts mehr dazu. VORBILDLICH! Ich werde sie nachher dafür loben.

Und Ihr so?

Seid Ihr auch so froh?⭐

19. Tag mit Harper

Zum Abendbrot im Abendrot war ich zurück und leistete Frau Holle Gesellschaft. Sie erzählte vom Abenteuer im Krankenhaus, wo sie die Praxis ihrer Orthopädin stunden-, ja tagelang suchte und herumirrte und dabei fast verhungerte und verdurstete. Am Informationsschalter bekam sie die Auskunft, sie müsse mit dem Fahrstuhl in den zweiten Stock und sie wollte lieber nicht fahren sondern Treppe steigen und dann stand sie irgendwo im Nirgendwo und die Treppe hörte auf und sie dachte, sie müsse in den dritten Stock und musste Fahrstuhl fahren und dort gab es keinen Knopf für den dritten und sie dachte sie wäre schon im zweiten und dabei war sie im ersten und das alles verwirrte sie. Frau Holle lachte Tränen und ich verstand nicht so ganz, außer, dass sie ihre Erlebnisse doch sehr dramatisierte. Natürlich ist sie nicht stundenlang herumgeirrt und letztendlich fand sie die Praxis dann doch noch rechtzeitig. Aber das mit der Treppe stimmt, der zweite Stock ist nur mit dem Fahrstuhl zu erreichen. Seltsam, oder?

„Und dann kam ich kaum zu Wort und die Ärztin und ich redeten gleichzeitig und sie hörte gar nicht richtig zu und sagte dann vielleicht und vermutlich das Richtige“, sagte Frau Holle. Gegen ihre seronegative chronische Polyartritis kann man wohl nichts ausrichten, aber Einlagen soll sie noch einmal versuchen und für die Daumengelenke, die von Arthrose befallen sind, gibt es geeignete Operationsmethoden. Aha, noch eine Baustelle. Im Februar wird geröntgt und weiter verhandelt.

Frau Holle schüttelt noch heute den Kopf über sich. „Wie ist diese Desorientierung im Krankenhaus bloß möglich“, fragt sie und dann verzeiht sie sich. „Alles eine Frage der Synapsen“, sagt sie und meint, sie wäre wohl nicht die einzige, der es manchmal so ergeht. „Und ein großes Schild an der Tür der Praxis wäre auch hilfreich gewesen“, sagt sie und das nächste Mal setzt sie sich dann doch eine Lesebrille auf, um die kleinen Hinweisschilder entziffern zu können. „Ja“, sage ich und dann klingelt das Telefon.

Frau Holle jubelt und tanzt mit mir durch das Wohnzimmer. Ihr Weitwegsohn wird Heiligabend kommen und bis zum zweiten Weihnachtstag bleiben. Der Nahdransohn scheint sich auch rechtzeitig vom Corona zu erholen und sie werden zusammen feiern. „Das ist die schönste Weihnachtsüberraschung, die ich mir vorstellen kann“, sagt Frau Holle. „Auch wenn dann alles doch noch anders kommt, diese Vorfreude habe ich zumindest gehabt!“, sagt Frau Holle und vergisst augenblicklich das blöde Krankenhaus.

Jetzt fängt der Stress endlich an! Jetzt muss Essen herbeigeschafft, die Wohnung geputzt, das Gästebett hergerichtet werden. Und für ihr Silvesterseminar muss sie ja auch noch packen. „Die ruhige Zeit ist ab sofort vorbei, liebes Harper!“, sagt sie und ich gucke.

Und außerdem hat sich gestern hier ein Fehler eingeschlichen. War natürlich nicht der 17. Tag, sondern der 18. und heute ist der 19. und die Zeit rennt uns einfach davon. Wir kommen nicht hinterher. Aber das ist eine andere Geschichte und zum Glück können manche Fehler korrigiert werden.