Es wurde lange angekündigt, nun ist es passiert. Gestern Punkt 24 Uhr war es weg, mein WhatsApp.
Ich bereitete mich wochenlang darauf vor und installierte einen anderen Messenger Dienst. Ich informierte Freunde und Familie. Kurzzeitig überlegte ich, ob ich WhatsApp auf mein Tablet installieren will. Aber das schien mir doch zu kompliziert. Ich hoffte, dass die Ankündigung nicht wahr werden möge.
Wurde sie aber.
Womit ich nicht rechnete: Alle Chatverläufe sind nun verloren. Alles weg. Es hingen eine Erinnerungen daran. Ich musste doch schlucken und denken, dass ich Abschiede hasse.
Das wiederum finde ich bemerkenswert. Ich war nicht sehr aktiv, aber einige Gruppen machten Spaß und eine lose Verbindung zu Leuten wurde gehalten. Nun habe ich das Gefühl, abgehängt worden zu sein. Ich konnte es nicht verhindern. Doch, natürlich gab es eine Möglichkeit. Ich hätte mir nur ein neues Smartphone kaufen müssen. Genau: müssen. Aber das sehe ich auch nicht ein, denn meines ist noch völlig in Ordnung. Nur jetzt eben ohne WhatsApp.
Meine Kinder, eine Freundin, mein Bruder und meine Friseurin sind mir auf den neuen Messenger gefolgt. Sagt man das so? Mal sehen, ob andere sich auch dazu entscheiden. Wenn nicht, wird uns wieder einfallen, dass wir ja auch telefonieren können. Uns schreiben: E-Mails, SMS oder Briefe. Ich halte ja sowieso nichts davon, Kontakte ausschließlich über WhatsApp laufen zu lassen. Offensichtlich bin ich aber doch mental abhängiger gewesen, als ich dachte.
Ähnliches erlebe ich jetzt auch mit meinem neuen PC. Die Rechtschreibprüfung hängte mich vor ein paar Tagen ab, indem sie alle Wörter unterkringelt. Hier bei WordPress kann ich die Funktion überhaupt nicht mehr finden. Diese Probleme löste ich vor einiger Zeit auf meinem Laptop mit viel Ausdauer und Nervenkraft. Hier kann ich es nicht, trotz Ausdauer und Nervenkraft. Ich scheitere an einem Ordner, der geöffnet ist und das nicht sein darf. Ich kriege nicht heraus, wo sich dieser geöffnete Ordner versteckt. Meine Gedanken denken immerzu und ärgern sich. Dabei ist dieses Problem doch gar keins und mein Leben wird dadurch nicht eingeschränkt. Oder doch, nämlich, wenn ich zu viel Zeit damit verbringe, digitale Probleme lösen zu wollen, ohne es zu können. Wahrscheinlich gibt es innerlich erst wieder Ruhe, wenn ich das Geheimnis lüften kann.
Auch wenn es sich so anfühlt, werde ich im wirklichen Leben natürlich nicht abgehängt. Die Samtgemeine zum Beispiel weigert sich, dies zu tun. Sie will, dass ich Steuern für ein Haus zahle, welches mir schon lange nicht mehr gehört. Also beantragte ich offiziell, mich doch endlich als Hausbesitzerin zu vergessen. Mal sehen, ob die mich nun endlich abhängen wollen und können.
Die Zeitung veröffentlichte heute ein Foto von mir (Blatt mit Tropfen). Die Sonne scheint, der Wind weht und es liegt Frühling in der Luft. Ich muss den Inhalt meine Bio-Kiste verarbeiten und mir überlegen, was ich mit dem Kohl mache. Fotografieren lässt er sich nicht so gut, weil es leider kein Rotkohl ist. Nachher ist Reha-Sport angesagt und ich sollte unbedingt meine Fenster putzen. Sonst werde ich auch noch von meinen guten Aussichten abgehängt!