Was für ein Buch!

Was für ein Buch!

Yuval Noah Harari, Eine kurze Geschichte der Menschheit. München, 2013

Ich weiß nicht, ob mein Hirn gewachsen ist. Ich weiß aber, dass ich nicht aufhören kann zu lesen. Das Buch hat auf mich eine unglaubliche Sogwirkung. Ich sitze im Garten unter meinem Flieder und tauche ein in Welten und Zeiten und lache laut, wenn mal wieder so witzige Beispiele  kommen. Die kognitive Revolution, die landwirtschaftliche Revolution, die Vereinigung der Menschheit und die wissenschaftliche Revolution ziehen an mir vorbei und 10 000 Jahre sind irgendwie ein Katzensprung der Geschichte. Meine kleine Lebensspanne ist lächerlich kurz und das Große und Ganze geht seinen Weg, den es gehen muss. Ich überlege, mit welchen Mythen und ausgedachten Geschichten ich aufgewachsen bin und nichts ist mehr selbstverständlich. Vielleicht sogar auch gar nicht so wichtig. Also für das Große und Ganze. Für mich und meine Zeit natürlich schon. Und dabei bin ich erst auf Seite 269, das ist etwas mehr als die Hälfte des Buches. Schnell beende ich jetzt hier meine  Schreiberei und gehe unter meinen Fliederbaum und versinke wieder in die Universalgeschichte, die mir bisher eigentlich nicht so wichtig schien. Jetzt bin ich entzückt davon und gewinne auch geistig neue Perspektiven. Dazu muss ich noch nicht einmal meine Lesestuhl in den Garten schieben….

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Neue Perspektiven

Man muss nur seinen Liegestuhl von der Terrasse in den Garten schieben und schon sieht die Welt ganz anders aus!

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Zuerst sah ich zwei drollige  Stieglitze , die ich noch nie hier sah. Wie süß! Leider kein Fotoapparat dabei. Die beiden haben mich auch noch nie gesehen und erschraken ganz schrecklich, als sie mich entdeckten. Flogen weg und kamen nicht wieder.

Dann guckte ich nach oben…..

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….und noch mal…..

Tatsächlich! Meine ersten Störche in diesem Jahr. Ich hatte sie schon so vermisst. Ob das unsere Lüchower Kirchdachstörche sind? Das wird Misi nicht freuen, aber mich um so mehr.

Ich guckte mich weiter um und liebte das Gebrumm und den Vogelsang.

Das nenne ich Garten-Frühling vom Feinsten und schön, dass ich mal den Standpunkt gewechselt habe.

Sonntag

Sonntag

hand in hand spazieren gehen

gemeinsam in die zuknunft sehen

sich knuddeln und herzen

sich teilen die schmerzen

kinder und enkel gemeinsam genießen

und abends das gartentor zusammen schließen

morgens den kaffee zusammen trinken

und sich die zeitung teilen.

 

Ja, das wäre ganz wunderbar

manchmal sehne ich mich nach dem du und wir

das ist vorbei.

 

Ich

meistens ist es gut

ich bleibe beim ich

und erkenne mich

und freue mich

meine kinder und ich sind wir

sie leben mit ihren liebsten

und ich wünsche ihnen so viel glück

und ich bleibe ihre mutter.

 

Mein lebensmensch ist fort

ich ließ los nach so vielen jahren

aber nachts in meinen träumen

ist er manchmal da

letzte nacht wollte er mit mir zum „KÖNIG DER LÖWEN“

was mich glücklich machte

ich wachte auf und musste lachen

das ist der unterschied zwischen traum und wirklichkeit!

 

Jetzt gehe ich zum schwimmen

und schüttel meine träume ab

da waren noch vier junge männer in bunten hosen

die tanzten und lachten im gleichklang

meine güte, war das wieder eine nacht

aber jetzt bin ich aufgewacht

und genieße den tag.

 

Was er wohl bringen mag?

 

 

 

Glückskind

Glückskind

Ich bin ein richtiges Glückskind, weil:

  • ….ich meinen neuen Rasenmäher ganz alleine montiert habe. Es hat lange gedauert, bis ich die vier Schrauben fest hatte und der Rasenmäher so aussah, wie Rasenmäher aussehen sollen. Aber trotzdem….
  • ….. mein Nachbar, mit dem ich eigentlich kaum etwas zu tun habe, hörte, wie ich mich mit den Schrauben abmühte und er dann fragte, ob ich Hilfe brauche. Das war ein schönes Gefühl. Wenn ich es nicht schaffen sollte, könnte ich ihn um Hilfe bitten. War aber nicht nötig, weil ich es doch alleine konnte. Dies teilte ich fröhlich über den Gartenzaun mit und Nachbars freuten sich mit mir.
  • …. mein neuer Rasenmäher so gut funktioniert!
  • ….mich mein Vermieter, der auch mein Übernachbar ist, mit der Nebenkostenabrechnung beim Rasen mähen unterbrach. Er macht immer so gute Abrechnungen mit allen Schikanen. Im letzten Jahr hätte ich ihm 18 Euro zahlen müssen. Die wollte er nicht haben. In diesem Jahr habe  ich 18,26 Euro zuviel bezahlt. Mein Vermieter drückte mir 20 Euro in die Hand und sagte, er und seine ganze Familie seien so froh, dass sie mich als Mieterin haben.
  • ….es so warm ist und ich nicht arbeiten muss. Ich habe Urlaubsgefühle und genieße den Sommer im April. Dabei weiß ich, dass das eigentlich kein gutes Zeichen ist, wenn wir jetzt schon 29 Grad haben……
  • ….ich zwei so schöne Telefongespräche hatte, die mein Herz erwärmten (puh, noch mehr Hitze!).
  • ….. ein neuer Drogeriemarkt eröffnet hat. Das ist mir egal, aber morgen stiftet er der Musikschule viel Geld, wenn sich 100 Menschen zusammenfinden, die fünf Lieder singen. Das wird lustig!
  • …..ich mir eine kleine Sprühflasche gekauft habe. Damit kann ich mir Wasser ins Gesicht sprühen, wenn die innere Hitze ausgerechnet dort raus will. Der Wassernebel kühlt ganz wunderbar! Guter Trick!
  • …..ich plötzlich ohne Lesebrille lesen kann. Das habe ich seit drei Jahrzehnten nicht erlebt. Ohne Brille lesen! Ich habe erst gar nicht gemerkt, dass ich keine Brille auf hatte. Macht sich die Augen-OP also bezahlt!
  • …..ich drei Kilo abgenommen habe und mich jung und schlank fühle. Erst ein Blick in den Spiegel belehrt mich: ich bin nicht jung und schlank noch lange nicht! Trotzdem…..
  • ……weil ich eben so schön mit dem Rad unterwegs war und Euch ein paar Fotos vom Garten und meiner kleinen Tour zeigen kann.
  • …..weil Ihr da seid und dies hier lest!

 

 

Neue Arbeitsplatzbeschreibung

Neue Arbeitsplatzbeschreibung

Hallo Leute, fast hätte ich meinen Arbeitsplatz als Gartenhänger verloren! Nur dicke Froschtränen und eine hervorragende Froschschläue retteten mich vor dem Ruin. Die Frau vom Gartentor hat sich ein neues Gartentor zugelegt und da passte ich einfach nicht mehr ran. Sie wollte mich entlassen und mir alles Gute wünschen. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass ich der beste Gartenhänger von allen bin und das überzeugte sie! Meine Arbeitsplatzbeschreibung wurde blitzschnell überarbeitet und ich war wieder in Lohn und Fliege.

Nun darf ich am Zaun hängen und zu Frau Holle rüber gucken. Mein Aufgabenfeld hat sich dramatisch verändert. Jetzt verabschiede ich Frau Holle mit einem fröhlichen Tschüß oder Kommbaldwieder , wenn sie ihr Territorium verlässt und ich begrüße sie mit lautem Hallo und Schöndassduwiederdabist, wenn sie heimkehrt. Dann frage ich, was sie erlebt hat, die Gute, denn das tut ja sonst keiner. Frau Holle findet das seltsam, dass eine Gartendeko wissen will, was sie getan hat. Ich weiß nicht, was sie meint.

Ich muss außerdem zusehen, dass Frau Holle sich benimmt. Ich darf ihr gute Laune schenken, wenn sie fleißig ist und böse Blicke zuwerfen, wenn sie faul auf der Terrasse sitzt und liest. Was sie ja meistens tut. Und das gehört sich nicht. Die Frau vom Gartentor…..äh…Gartenzaun sagt auch, dass es für sie keine Freude ist, nur zu sitzen. Das ist nicht befriedigend. Aber Frau Holle sagt, das ist so schön einfach nur zu sitzen und den Vögeln zuzuhören und den Brombeeren beim Wachsen zuzusehen. Ich weiß nicht, wer recht hat. Ich jedenfalls hänge mit Arbeitseifer rum und erledige meine Aufgaben und nehme meine Pflichten ernst.

Frau Holle sagt, sie ist Rentnerin und hat keine Pflichten mehr.

Der Frühling ist schon wieder verschwunden und es scheint so, als ob der Sommer das Zepter übernommen hat. Es ist so warm, dass ich meine Haut ständig anfeuchten muss, um nicht auszutrocknen. Ich will Samstag zur Froschparty an den Teich und mir eine Liebste suchen. Das macht frosch eigentlich im Frühling, aber der ist ja nun weg. Ob das auch im Sommer geht? Frau Holle nickt und sagt, das geht IMMER, ZU JEDER ZEIT. Sie ist ein Mensch und hat keine Ahnung!

Also gut, Leute, ich muss jetzt los und rumhängen. Frau Holle macht sich fertig zum Ausgang und will vernünftig verabschiedet werden! Macht es gut und bis bald!

Euer Misi (zum Glück noch Gartenhänger)

Altes Land

Altes Land

Heute lese ich nur mit den nötigsten Unterbrechungen:

Dörte Hansen, Altes Land, 2015

Dieses Buch lese ich immer wieder gerne. Ich tauche ein und erst wieder auf, wenn die letzte Seite gelesen ist. Schade. Ich könnte noch 1000 Seiten mehr davon gebrauchen. Der Roman spielt im Alten Land und in Hamburg. Als geborene Hamburgerin fühle mich sofort Zuhause. Nicht zuletzt, weil sich die Geschichte auch genauso auf Föhr (letzte Wahlheimat) und erst recht im Wendland (jetzige Heimat) abspielen könnte. Hier sind wir Menschen tatsächlich so, wie sie im „Alten Land“ liebevoll und manchmal lustig, aber immer treffend, beschrieben werden.

Der Roman hat 286 Seiten, die es alle in sich haben! Dörte Hansen versteht es meisterhaft, kurz und knapp so viele Informationen über ihre Figuren preiszugeben, dass ich mir deren Vergangenheit und Gegenwart leicht ausmalen kann. Landschaften und das menschliche Miteinander kann ich förmlich vor mir sehen und spüren. Es ist fast, als wäre ich Teil der Handlung. Ernste Themen und witzige Situationen stehen nebeneinander und berühren mich fast auf jeder Seite. Entweder ich muss schmunzeln oder erst einmal aus dem Fenster schauen und meinen Gefühlen nachspüren, bis ich weiter lese. Gestern Abend zum Beispiel, als ich vom Osterfeuer las, bekam ich großes Heimweh nach meinem alten Leben mit meiner Familie auf dem Land. So hatte ich das damals auch beim ersten Osterfeuer im Dorf erlebt, als wir gerade mit unseren kleinen Kindern hingezogen waren. Mein Mann und ich bekamen Gläser in die Hand gedrückt, weil wir selbst keine mitgebracht hatten, und uns wurde etwas eingeschenkt und angestoßen und Namen wurden ausgetauscht und dann kamen schon die nächsten mit einem Drink. Unsere Kinder waren mit den anderen Kindern und dem Feuer beschäftigt und ich verlor ein wenig die Übersicht. Das Eierverstecken im Garten am nächsten Tag war schwierig und die Vögel zwitscherten viel zu laut….. Manchmal möchte ich…..aber egal, es ist wie es ist und die Vergangenheit bleibt Erinnerung. Schön, wenn man sie sich bewahrt und dabei dürfen gerne ein paar Tränchen verdrückt werden. So ergeht es mir beim Lesen, ich komme mit meinen Gedanken immer wieder auf mein eigenes Leben und auf das meiner Eltern und Großeltern zurück.

Ein wunderbares Buch! Alle Dorf-und Stadtbewohner bekommen ihr Fett weg: die Eingeborenen und die Zugezogenen, die ehrgeizigen Vollwerteltern, die wortkargen Landwirte und erst recht die Biobauern. Die Mütter, Väter, Söhne und Töchter. Alle eben, so wie sie zusammen leben, mit ihren unterschiedlichen Schicksalen und Charakteren.

Ich wünschte, ich könnte meine Familie, Freunde, Nachbarschaft und mich auch so liebevoll skizzieren, dann sähe ich uns vielleicht plötzlich mit anderen Augen!

Vergeblich 2

Vergeblich 2

😀  War das nicht toll?🎶🎇

😡   Na ja.

😁  Habe ich das nicht gut gemacht?🎉🎉🎉

😡  Na ja.

😅  Eingeparkt wie ´ne Eins!🎈🎇🎂

😡 Keine Kunst bei drei nebeneinanderliegenden freien Parkplätzen einen zu treffen.

😊  Du bist aber auch ein Miesepeter heute!

😬  ……

😁  Und dann im Krankenhaus! Alles richtig gemacht und ich brauchte überhaupt nicht zu warten.🕑🥂

😡  Das war ja nun wirklich nicht dein Verdienst…

😅  Und dann das lange Stillliegen mit Notrufknopf in der Hand. Ich habe überhaupt nicht mit den Zehen gewackelt!🥁👍👍👍

😠  Na ja….

😊  Und dann war alles schnell vorbei und ich bin überhaupt nicht umgefallen vor Schreck. 🍀🍾🥁🎶💃

😡 …..⚡

😊 Und dann bin ich wie eine Eins wieder nach Hause gefahren!🚂 ach ne….🚗

😡………🌩🌩🌩

🤔 Bist du sauer?

😡  Jaaa! Du machst immer so ein Theater vorher.

😨  Immer?

😢  Ja, fast. Ich habe die Schnauze voll davon.

😲 ……

Vergeblich

Vergeblich

 😳  Oweh, gleich muss ich zum MRT.

😀  Gaaanz ruhig, ist nicht schlimm.

 😳  Oweh, gleich muss ich zum MRT und wenn ich nun keinen Parkplatz finde?

😂   ?????

  😳  Oweh…

😀  Jetzt ist aber mal Schluss. Freue dich doch lieber auf das Kino heute Abend. Three Billboards Outside Ebbing, Missouri soll doch ganz großartig sein.

 😳  Oweh, gleich….

😀  Und denk doch mal an gestern. Diese tolle Diskussion um das Haben oder Sein oder umgekehrt.

 😳  Ja, tolle Weltuntergangsstimmung gestern! Die Atomkriegsuhr steht 2 Minuten vor Zwölf und überhaupt kam so gar nichts positives. Oweh.

😀   Ja, stimmt. Aber denk doch an Samstag.

😳 ?

😀  Na, das Seminar zum Thema Selbstliebe!

 😳 Ja, hoffentlich kommt dann der Durchbruch.

🤔Mensch, du bist aber auch mies drauf! Dann denk doch an deinen neuen Rasenmäher.

 😳  Och nö.

😀  Dann denk doch, was du diese Woche schon alles geschafft hast: Schuppen aufgeräumt, Boden aufgeräumt, Keller aufgeräumt und geputzt. Auto durch die Waschanlage. Terrasse gestaltet. Bücher gelesen….

 😳  Na prima, und heute tun mir meine Fingergelenke so weh und überhaupt sieht das ja keiner und Bücher lese ich doch immer.

😀  Dann denk doch an die Reise, die du bald machst und an Pfingsten mit viel Besuch und an das Wochenendseminar im Juni und an den Sommer!

 😳  Oweh, aber erst muss ich zum MRT!

😡  Na, dann jammer doch rum……. Jetzt habe ich auch schlechte Laune! Mist.

Um den See

Gestern wollte ich unbedingt etwas unternehmen. Den Frühling in der Natur genießen. Ich war lange nicht mehr am See. Also nichts wie hin. Meine Arthrose wollte ich einfach mal ignorieren. Schmerzen bei jedem Schritt und trotzdem: Auf geht´s. Meine Güte, ich war überhaupt nicht mehr im Training.  Diese Strecke spazierte ich früher so ganz nebenbei. Gestern fiel sie mir schwer. Ich war ganz schön tapfer und der See mal wieder wunderschön.

Mist, den Fotoapparat hatte ich vergessen. Also, keine Fotos heute. Oder? Warum musste ich andauernd an mein Handy denken? Für den Notfall hatte ich es in der Tasche. Immer wieder dachte ich: Handy! Handy! Ach ja, damit kann man ja auch Fotos machen. Machte ich.

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Blindfotos sozusagen. Aber einige sind doch ganz schön geworden!

Alle Anstrengung vergaß ich am Ende meiner Tour, als ich auf einer Bank saß, die Wasservögel beobachtete, die Geräusche, die Sonne und ein kühles Lüftchen genoss und zufrieden mit meiner Leistung war.

Wie lange noch schaffe ich die vier Kilometer um den See? Ich beginne mich so allmählich nach künstlichen Kniegelenken zu sehnen. Einmal machen lassen und dann wieder durchstarten. Ach ja, wenn das man so einfach wäre!

Glücklich?

 

Endlich treffen sich die Philosophen wieder in der Volkshochschule. Nach einem Jahr Pause arbeiten wir ein ganzes Semester mit dem Buch: Haben oder Sein. Die seelischen Grundlagen einer neuen Gesellschaft von Erich Fromm. Der Klassenraum ist gut gefüllt. So viele waren wir noch nie. Eine gute Mischung von „alten Hasen“ und Neuhinzukommern, von Männern und Frauen, die meisten im Rentenalter.

Ich sitze mittendrin und fühle mich wohl. Es macht so viel Spaß Ansichten, Einsichten und Lebenserfahrung auszutauschen. Unser Konsumverhalten ist das erste Thema und wir geben ehrlich zu, dass wir alle konsumieren und unsere Schwächen haben. Bei mir sind es die Bücher. Ich kaufe mir mehr, als ich mir eigentlich erlauben kann. Ich leihe sie nicht aus, ich lese sie nicht elektrisch, sondern ich möchte sie haben und aufheben. Nun gut, es gibt schlimmere Laster.  Ich habe mir das Buch von Erich Fromm gekauft, aber leider nicht mit. Als einzige nicht. Du meine Güte. Mein Sitznachbar lässt mich in seinem Buch mitlesen. Zum Glück kommen wir sowieso nicht weit. Wir studieren gerade mal das erste Kapitel der Einführung, das sind zwei und eine halbe Seite. Über das „Ende einer Illusion“ diskutieren wir, bis unsere Zeit um ist. Alle sind sich einig, dass Menschen im „Sein“ glücklicher sind als im „Haben“. Außerdem stellt die Mehrheit fest, dass Trump nicht glücklich ist. Ich weiß nicht, wie man das wissen kann. Nur er selbst weiß, ob er glücklich ist. Aber eigentlich interessiert mich das überhaupt nicht….

Die Frage, ob wir glücklich wären, wenn wir uns jeden Wunsch sofort erfüllen könnten, wurde verneint. Mein Vorschlag, mich für einen Versuch zur Verfügung zu stellen, meine Kontonummer anzugeben und in einem halben Jahr zu berichten, ob diese Situation wirklich unglücklich macht, wird mit einem Lachen abgetan. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle mal ein Crowdfunding starten. Forschen wir gemeinsam, Ihr finanziert und ich berichte Euch……

Fröhlich verabschieden wir uns und ich freue mich auf Dienstag, dann nehme ich mein eigenes Buch mit. Außerdem werden wir einen Termin für ein Wochenende verabreden. Haben oder Sein in der Lernscheune mit viel Zeit. Herrlich.

Es trägt zum Glücklichsein bei, sich auf etwas zu freuen. Ich plane immer ein paar Highlights auf das Jahr verteilt ein.  Aktuell sind es heute ein Spielenachmittag (Monopoly(!) in einer neu zusammengestellten kleinen Gruppe), eine Reise nach Föhr, ein Familientreffen, eine Reise nach Dänemark und vieleicht die erste Knie-OP. Das ist wohl alles mehr im „Sein“ angesiedelt, obwohl ohne ein gewisses „Haben“ ja auch nicht möglich. Oder?

Ist Freude gleich Glück? Ich weiß es nicht. Ich fühle beides eher verhalten, nicht so wie früher, wo die Freude stürmisch um die Ecke bog und für heftiges Bauchkribbeln und Herzflattern sorgte. Heutzutage genieße ich es ruhiger und gelassener. Ich übe mich darin, alles so zu nehmen, wie es kommt und damit zufrieden zu sein, so wie es ist. Das gelingt immer besser. Ist das schon Glück?

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