Yuval Noah Harari, Eine kurze Geschichte der Menschheit. München, 2013
“ Krone der Schöpfung oder Schrecken des Ökosystem?
Wie haben wir, Homo sapiens, es geschafft, den Kampf der sechs menschlichen Spezies ums Überleben für uns zu entscheiden? Warum ließen unsere Vorfahren, die einst Jäger und Sammler waren, sich nieder und betrieben Ackerbau und gründeten Städte und Königreiche? Warum begannen wir, an Götter zu glauben, an Nationen, an Menschenrechte? Warum setzen wir Vertrauen in Geld, Bücher und Gesetze und unterwerfen uns der Bürokratie, Zeitplänen und dem Konsum? Und hat uns all dies im Lauf der Jahrtausende glücklicher gemacht? Yuval Noah Harari entwirft mit seinem international gefeierten Bestseller das große Panorama unserer eigenen Geschichte- und stellt die Frage, wohin wir von hier aus gehen wollen.
Vor 100 000 Jahren war Homo sapiens noch ein unbedeutendes Tier, das unauffällig in einem abgelegenen Winkel des afrikanischen Kontinents lebte. Unsere Vorfahren teilten sich den Planeten mit mindestens fünf weiteren menschlichen Spezies, und die Rolle, die sie im Ökosystem spielten, war nicht größer als die von Gorillas, Libellen und Quallen.
Vor 70 000 Jahren dann vollzog sich ein mysteriöser und rascher Wandel mit dem Homo sapiens, und es war vor allem die Beschaffenheit seines Gehirns, seine Sprache und seine einzigartige Fähigkeit zur Kooperation, die ihn zum Beherrscher und zur Bedrohung des Planeten werden ließen.
Bis heute hat sich diese Vorherrschaft stetig zugespitzt: Der Mensch hat die Fähigkeit zu schöpferischen und zerstörerischem Handeln wie kein anderes Lebewesen. Und die Menschheit steht jetzt an einem Punkt, an dem er entscheiden muss, welchen Weg sie von hier aus gehen will.
Gerade zu meisterhaft versteht es Harari, große historische Ereignisse mit der Macht von Ideen zu verknüpfen (NEUE ZÜRICHER ZEITUNG).
Spektakuläre Panoramen, plötzliche Sturzflüge in Details und unkonventionelle Interpretationen…..Der unwiderstehliche Reiz liegt in der Coolness des Universalhistorikers (DEUTSCHFUNK KULTUR).
Kenntnisreich und witzig erzählt (FOCUS).“
Yuval Noah Harari schreibt präzise, klug- und vor allem so, dass man gar nicht aufhören will zu lesen. Dieses Buch lässt Hirne wachsen (ZEIT WISSEN).
( Klappentext hinten und vorne)
Ich weiß nicht, ob mein Hirn gewachsen ist. Ich weiß aber, dass ich nicht aufhören kann zu lesen. Das Buch hat auf mich eine unglaubliche Sogwirkung. Ich sitze im Garten unter meinem Flieder und tauche ein in Welten und Zeiten und lache laut, wenn mal wieder so witzige Beispiele kommen. Die kognitive Revolution, die landwirtschaftliche Revolution, die Vereinigung der Menschheit und die wissenschaftliche Revolution ziehen an mir vorbei und 10 000 Jahre sind irgendwie ein Katzensprung der Geschichte. Meine kleine Lebensspanne ist lächerlich kurz und das Große und Ganze geht seinen Weg, den es gehen muss. Ich überlege, mit welchen Mythen und ausgedachten Geschichten ich aufgewachsen bin und nichts ist mehr selbstverständlich. Vielleicht sogar auch gar nicht so wichtig. Also für das Große und Ganze. Für mich und meine Zeit natürlich schon. Und dabei bin ich erst auf Seite 269, das ist etwas mehr als die Hälfte des Buches. Schnell beende ich jetzt hier meine Schreiberei und gehe unter meinen Fliederbaum und versinke wieder in die Universalgeschichte, die mir bisher eigentlich nicht so wichtig schien. Jetzt bin ich entzückt davon und gewinne auch geistig neue Perspektiven. Dazu muss ich noch nicht einmal meine Lesestuhl in den Garten schieben….
Mit einem Zitat möchte ich Euch Lust auf dieses Buch machen. Wirklich, es ist eine Lust, es zu lesen. Wenn man Lust zum Lesen hat jedenfalls.
„Eines der ehernen Gesetze der Geschichte lautet, dass ein Luxus schnell zur Notwendigkeit wird und neue Zwänge schafft. Sobald wir uns an einen Luxus gewöhnt haben, verkommt er zur Selbstverständlichkeit. Erst wollen wir nicht ohne ihn leben, und irgendwann können wir nicht mehr. Nehmen wir ein Beispiel, das Ihnen bekannt vorkommen könnte. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zahllose Maschinen erfunden, die uns das Leben erleichtern sollen: Waschmaschinen, Staubsauger, Geschirrspülmaschinen, Telefone, Mobiltelefone, Computer, E-Mail. Früher hat es viel Zeit gekostet, einen Brief zu schreiben, einen Umschlag zu kaufen, ihn zur Post zu bringen und abzuschicken. Die Antwort ließ Tage und Wochen auf sich warten. Heute können wir innerhalb einer halben Minute eine E-Mail schreiben und sofort eine Antwort bekommen. Haben wir jetzt mehr Zeit für uns selbst?
Im Gegenteil. In Zeiten der Schneckenpost haben wir nur Briefe geschrieben, wenn wir wirklich etwas mitzuteilen hatten………wir haben sorgfältig über den Inhalt nachgedacht und an Formulierungen gefeilt. Als Antwort haben wir einen genauso durchdachten Brief erwartet. Pro Monat haben wir eine Handvoll Briefe geschrieben…..Heute bekommen wir pro Tag Dutzende Mails, die alle umgehend beantwortet werden wollen. Mit dem Versuch, Zeit zu sparen, haben wir lediglich die Schlagzahl erhöht und unser Leben noch hektischer gemacht…….
Aus der Geschichte der Luxusfallen können wir eine wichtige Lektion lernen. Bei dem Versuch, winzige Fortschritte zu erringen, setzen wir immense Energien frei und bewirken Veränderungen, die niemand vorhersehen konnte und die auch niemand in dieser Form wollte. Niemand konnte die landwirtschaftliche Revolution vorhersehen und niemand wollte sie. Eine Abfolge winziger Entscheidungen, mit denen sich die Menschen den Magen füllen und ein bisschen Sicherheit gewinnen wollten, summierten sich so lange, bis die alten Wildbeuter unter sengender Sonne Wassereimer schleppten.“ (S. 114/115, Die Luxusfalle)