Aufrüstung

„Unser Ziel, auch mein Ziel, ist, dass wir im Laufe dieses Jahrzehnts eine der handlungsfähigsten, schlagkräftigsten Armeen in Europa bekommen. Eine der am besten ausgerüsteten Armeen in Europa, weil das der Bedeutung Deutschlands, unserer Verantwortung in Europa entspricht“, sagte der FDP-Chef am Montag im ARD-„Morgenmagazin.“

https://www.rnd.de/politik/lindner-bundeswehr-soll-eine-der-schlagkraeftigsten-armeen-in-europa-werden-BVVS2WIBE5OMEY72S72RR6TUAA.html

Das hörte ich eben im Radio.😳 Mein erster Gedanke war: „Weiß ich gar nicht, ob ich das will.“ Müssen wir schon wieder die Besten sein? Reicht es nicht….. Aber was weiß ich denn schon? Naiv ist ja meine Einstellung, die ich bisher hatte: Frieden schaffen ohne Waffen, Ihr wisst schon. Trotzdem, mir lief es eiskalt über den Rücken, als ich Lindner zuhörte. Das Aufrüsten jetzt ist doch auch gruselig, oder? Ratlos sortiere ich meine Werte und Einstellungen neu. Das wird noch eine Weile dauern.

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Durchhalten

Durchhalten

Der Saal ist gut gefüllt mit allem, was das Herz begehrt. Zahlreiche Menschen feiern und ich fühle mich wohl. Als das Fest zu Ende geht, packe ich meinen Koffer ins Auto und will nach Hause fahren. Mir fällt ein, dass ich für das Aufräumen zuständig bin und die Verantwortung für eine saubere Übergabe trage. Also beginne ich zu räumen und bitte um Hilfe. Aber niemand hört mich, ich räume und räume, doch die Müllberge werden immer größer. Ich komme nicht dagegen an. Und ich will doch schnell nach Hause! Ich weiß nicht, wohin mit all dem Zeugs. Als ich es schaffe, wenigstens einen Tisch zu säubern, bin ich froh. Es scheint vorwärts zu gehen. Ich bin müde, aber es muss ja noch bis morgen fertig werden und ich bin verantwortlich. Also putze und räume ich weiter, obwohl ich mich völlig ausgelaugt und kraftlos fühle.

Erschöpft wache ich auf. Ja, solche Träume kenne ich schon. Sie tauchen immer dann auf, wenn sich die Welt verändert und mein Inneres in Unordnung gerät, weil es nicht so schnell hinterherkommt. Sie bedeuten, dass ich meine Strategie, wie ich am besten durch die Zeiten komme, überdenken muss, damit ich nicht am Boden bleibe und mich weiterhin bewegen kann.

Ich will jetzt gar nicht darauf eingehen, dass einige Leute in meiner nächsten Umgebung meinen, dass unsere „Lügenpresse“ die Wahrheit auch zum Thema Krieg und Putin schon wieder verdreht und einseitig berichtet. Nein, damit setze ich mich nicht auseinander, denn ich erlebe das ganz anders. Auch in den Öffentlich-rechtlichen Medien werden unterschiedliche Sichtweisen diskutiert und ich kann mir selbst eine Meinung bilden und diese auch äußern. Ich habe hier keine Lust zum Meinungsaustausch, ob Putin nun recht hat oder nicht. Jeder kann denken, was er will und jede auch.

Ich möchte aber erzählen, wie es mir geht. Ich bin furchtbar traurig und wütend über die Berichte aus der Ukraine. Das Leid macht mich fassungslos. Natürlich gab es schon immer Kriege und Not, aber dieses hier hat für mich eine andere Qualität, weil ich mich persönlich bedroht fühle. Ich mache mir große Sorgen und fürchte, dass sich der Krieg ausweitet. Noch nie habe ich gehört, dass so deutlich mit einem Nuklearkrieg gedroht wird, wie vorgestern. Ich nehme das ernst und denke: „Das kann passieren.“

Die letzten zwei Tage hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr kann. Aber Aufgeben ist jetzt keine Option und ich will mich aus der inneren Erstarrung wieder herausarbeiten. Und so begann ich in meinen Träumen mit dem Aufräumen. Bisher fand ich für mich immer eine Strategie, weiterzumachen und mein Leben auszukosten. Zur Zeit weiß ich noch nicht, wie das gehen soll. Ich weiß aber, dass ich nichts tun, nichts ändern kann. Ich bin so machtlos, wie ich mich fühle. Ja, es gibt die Möglichkeit für die Flüchtenden zu spenden. Das werde ich auch tun, aber groß ändern kann ich auch damit nichts. Also werde ich die Zeit, in der ich mich mit dem Krieg beschäftige, einschränken. Ich werde mir Auszeiten nehmen, mich beschäftigen und an ganz andere Dinge denken. Ich will wahrnehmen, was es in meiner Nähe Schönes gibt. Dabei helfen mir Fahrrad, Fotoapparat, Frühling und Sonne. Ich werde mich gleich durch den Tag treiben lassen. Diese Strategie hat bisher immer geholfen. Und es gibt ja auch noch die Hoffnung, dass es für uns hier nicht zum Schlimmsten kommen muss. Ja, die will ich nicht vergessen.

Schwarzer Tag

Ich denk‘, ich schreib‘ euch besser schon beizeiten
Und sag‘ euch heute schon endgültig ab
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten
Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab‘!

Ich lieb‘ die beiden, das will ich euch sagen
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht
Und die, die werden keine Waffen tragen!
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!

Ich habe sie die Achtung vor dem Leben
Vor jeder Kreatur als höchsten Wert
Ich habe sie Erbarmen und Vergeben
Und wo immer es ging, lieben gelehrt!

………(https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=text+meine+s%C3%B6hne+gebe+ich+nicht)

Wer ich bin

Wer ich bin

kann ich nicht wissen

wer ich sein soll

schon eher

und es macht Spaß

herauszufinden

wer ich sein will

und damit

komme ich

meiner Seele

immer näher.

Nachtrag, 14.15 Uhr: Bis eben habe ich heute noch keine Nachrichten gehört und hatte Lust dazu, vor mich hin zu philosophieren. Das hat sich schlagartig geändert und im Moment fühle ich mich wie gelähmt…..😢

Sonne und Licht

„So ein Quatsch“, denke ich und will meinen inneren Kippschalter jetzt gar nicht mehr suchen. Nur weil etwas in der Zeitung steht, nur weil so viele Menschen Urlaube planen oder schon hinter sich haben, nur weil ich denke, ich muss sofort unter Leute, brauche ich mich doch jetzt nicht unter Druck zu setzen. Wo kommt das denn bloß immer her? Ich schicke den inneren Antreiber in den Garten und die Seele atmet befreit auf. Ich muss gar nichts. Ich will alles in Ruhe auf mich zukommen lassen. Ich bin zuversichtlich, dass ich schon noch alles bekomme, was ich brauche. Und ein Ferienhaus in Dänemark erwartet mich und meine Söhne nebst Freundinnen ja im Sommer sowieso. Also, immer mit der Ruhe.

Die Grunderschöpfung ist nicht eingebildet. Ich muss mich nicht zusammenreißen. Im Gegenteil.

Diese schlauen Gedanken dachte ich, als ich Stück für Stück im Garten aufräumte und meine Terrasse schick machte. Die Spatzen nahmen es übel und schimpften mich ordentlich aus. Sie fanden es unerhört, dass ich mich draußen aufhielt und mich auch noch hin und her bewegte.

Mit Geduld, Gelassenheit, Sonne und Licht und freien Gedanken sieht die Welt doch schon wieder ganz anders aus. Und alles, was mir jetzt nicht gut tut, lasse ich nicht an mich heran.

Ach ja, ich habe gestern einen sehr berührenden Film über Angela Merkel gesehen, den ich gerne weiter empfehle, auch für „Nicht-Merkel-Fans“: https://www.arte.tv/de/videos/058922-000-F/angela-merkel-im-lauf-der-zeit/

Antrieb

Antrieb

In der Zeitung steht

dass im März die Pandemie

hier im Landkreis

endlich und wahrhaftig

tatsächlich bald zu Ende geht

doch leider finde ich

den eigenen Kippschalter

gerade nicht

der mich wieder auf Touren bringt.

😳

Und bei all der Verwirrung

übersah ich fast das Datum:

🥳22.02.2022

So wie ich schon den 20.02.2022 nicht würdigte.

Oh je.

Nach dem Sturm

„Zum Glück ist alles wie immer“, dachte ich, als ich am Tag danach aus dem Fenster blickte. Doch als ich durch den Garten schlenderte, wunderte ich mich und konnte es im ersten Moment gar nicht verstehen, was ich da sah. Wieso hängt jetzt das Vogelhäuschen meiner Nachbarin plötzlich auf meiner Seite?

Ich begutachtete die Situation genauer und fand, dass ihr alter Flieder sich irgendwie gesenkt und gedreht haben muss. Er steht nicht mehr so richtig, sondern liegt schon fast. Und ein Ast mitsamt Häuschen hat sich meinen Garten ausgesucht.

Mein Frosch aus Gusseisen, den ich beim Einsammeln der Gartendeko vergaß, hat sich auch gedreht.

Das alles ist nicht schlimm und kann behoben werden. Mein Nahdransohn berichtet vom Verlust eines Apfelbaumes, der aber „günstig fiel“ und keinen Schaden weiter anrichtete. Zum Glück ist bei meinen Lieben fast nichts passiert. Hätte aber. Ist ja auch. Ein junger Mann ist hier in der Nähe vorgestern gestorben, weil ein Baum auf sein Auto stürzte.

Es war eine unheimliche Nacht voller Ungewissheit. Meine Freundinnen waren am nächsten Tag ähnlich erschöpft wie ich und berichteten von kleineren Sturmschäden.

Gleichzeitig schickt mir eine andere gute Freundin, die sich gerade auf einem Kreuzfahrtschiff am Polarkreis befindet, wunderbare Fotos und schwärmt vom herrlichen Polarlicht und Sonnenaufgängen. So ist es in der Welt und meine bitterbösen Gedanken dazu behalte ich lieber für mich……

PS: Heute Nacht ist der nächste Sturm angesagt. Der Frosch wird vorsichtshalber in Sicherheit gebracht und was aus dem alten Flieder wird, kann ich noch nicht wissen.

Telefon gezähmt!

Telefon gezähmt!

Ihr kennt das ja von mir: Neue Geräte und Stecker machen mir Angst. Geht etwas kaputt, wenn ich es schief ansehe? Rächt sich das Altgerät, wenn es nicht mehr für mich arbeiten darf? Werden die anderen sich mit ihm solidarisch erklären und nicht mehr funktionieren? Fällt die Steckdose aus der Wand, sobald ich einen Stecker ziehe? Und wie werden diese schrecklichen neuen Leuchtmittel eigentlich ausgetauscht?

Ich besaß bis vor kurzem ein gefühlt hundert Jahre altes Festnetztelefon (Mobilteil). Ich nahm es mit, als ich vor über zehn Jahren von zu Hause auszog und in eine eigene Wohnung einzog. Und damals war es auch schon alt. Aus Sentimentalität nahm ich natürlich außerdem auch meine gewohnte Telefonnummer mit, die ich seit vierzig Jahren mit mir herumschleppe. So hatte ich im Neuen ein wenig Sicherheit mit dem Alten. Das Telefon funktionierte allerdings nicht mehr so zuverlässig, wie erwünscht. Und weil es vor langer Zeit mit der Pandemie los ging und den geschlossenen Läden, Ihr erinnert Euch, kaufte ich mir vorsichtshalber ein nigelnagelneues Telefon (Mobilteil) und legte es erst einmal beiseite. Das alte funktionierte ja noch (meistens) und ich wollte mich von ihm nicht trennen.

Als mein Weitwegsohn mich letzte Woche besuchte, nahm ich ziemlich mutig die günstige Gelegenheit wahr, mein neues Telefon mit seiner Hilfe einzurichten. Klar, ich hätte es auch alleine geschafft, zwei Stecker zu stecken und einen Klingelton auszusuchen. Aber so kam ich schneller über meinen alten Schinken hinweg und freute mich ehrlich über das neue Teil. Und es freute sich, endlich in Betrieb zu gehen. Das alte ist beleidigt, aber vorsichtshalber noch nicht entsorgt.

Später hatte ich die Gelegenheit, meinen beiden Söhnen dabei zuzusehen, wie sie einen Computer zusammenbauten. Sie taten und machten, sie putzen und schraubten, sie probierten und vertieften sich in dicke Bedienungsanleitungen. Ganz ehrfürchtig wurde ich beim Anblick der vielen Kabel und Stecker. Meine Söhne steckten und steckten um, so als ob gar nichts dabei wäre und ich dachte etwas beschämt an mein Theater mit dem Telefon. Wie verschraubt muss ich den beiden wohl vorkommen, auch wenn ich denke, ich bin doch meisten eine ziemlich taffe Alte.

Am Sonntag war ich wieder alleine zu Hause, studierte mein neues Telefon und seine Bedienungsanleitung. Meine Kontakte wurden eingespeichert, was sich gar nicht als so schwierig erwies, wie erwartet. Und dann ging auch schon der erste Telefonanruf ein. Spannend war´s und ich sehr aufgeregt! Leider wurde auf dem Display nur die Telefonnummer angezeigt, nicht der Name der Anruferin. Das ist wohl bis heute so, ich werde sehen, wenn mal wieder jemand anruft, vielleicht kann es nicht anders. In der Anrufliste erscheint allerdings der Name und das ist ja wichtig zu sehen, wer angerufen hat. Ich erzählte sofort nach der Begrüßung vom neuen Telefon, denn meine Gesprächspartnerin konnte ja nicht wissen, welche Rolle sie dabei spielte. Dass sie die erste war, zum Beispiel, die ich am neuen Gerät zu hören bekam. Von der Mailbox mal ganz abgesehen, die erstaunlicherweise auch im Neuen funktioniert😉. Meine Freundin war sehr interessiert und als ich sie fragte, wieso wir uns eigentlich so etwas erzählen, lachte sie und sagte: „Das ist in unserer Generation so!“ Fand ich gut, die Antwort.

Jetzt habe ich den Eindruck, dass ich mein neues Telefon gezähmt habe. Ich kenne die wichtigsten Funktionen und Tasten. Ich höre es noch immer nicht, wenn ich fernsehe, weil es im Nebenzimmer steht, aber ich kann das Mobilteil ja mit in die gute Stube nehmen, denn der Akku hält ewig. Nicht so, wie beim alten, der nach einer halben Stunde Liegezeit zum Aufladen schnell wieder in seine Station gestellt werden musste. Nein, nein, die Zeiten sind vorbei und mein Weitwegsohn sagte, ich kann es gerne den ganzen Tag auf dem Wohnzimmertisch herumliegen lassen, denn dafür sei es ja schließlich gemacht. Ich fragte zaghaft nach der Strahlung und er lachte mich nur an. Nicht aus! Das muss an dieser Stelle betont werden.

Große Schwester

Mein Vater war ein leidenschaftlicher Hobbyfotograf. An verregneten Sonntagen baute er ab und zu die Leinwand auf und zeigte seine Dias. Wir Kinder waren begeistert und die Vorträge wurden uns nie langweilig.

Nachdem meine Eltern gestorben waren, sortierte ich die große Diasammlung aus und ließ die Familienbilder digitalisieren. Ich schaue sie mir auf dem PC an und freue mich, dass es so viele Fotos von uns gibt. Das ist nicht so selbstverständlich, wie ich immer dachte. Mein Mann zum Beispiel besaß nur ein einziges Kinderbild von sich.

Am liebsten würde ich Euch auf eine Zeitreise mitnehmen, aber ich kann meine Eltern nicht mehr fragen, ob sie einverstanden sind. Aber ein Lieblingsbild kann ich doch zeigen, denn darauf bleiben wir anonym. Und trotzdem ist so viel zu sehen……..

Ich war fast zwölf Jahre alt, mein Bruder acht und die Kleine noch richtig klein! Ich mag dieses Bild. Es zeigt eine Verbundenheit, die heute leider überhaupt nicht mehr besteht.
Im Herzen 💖aber bleibe ich „Große Schwester!“

Um mir noch einmal zu vergegenwärtigen, in was für einer Zeit ich (Jahrgang 1952) groß geworden bin, lese ich gerade das großartige Buch „Wolfszeit, Deutschland und die Deutschen 1945-1955“ von Harald Jähner. https://www.deutschlandfunk.de/harald-jaehner-wolfszeit-100.html