Ihr kennt das ja von mir: Neue Geräte und Stecker machen mir Angst. Geht etwas kaputt, wenn ich es schief ansehe? Rächt sich das Altgerät, wenn es nicht mehr für mich arbeiten darf? Werden die anderen sich mit ihm solidarisch erklären und nicht mehr funktionieren? Fällt die Steckdose aus der Wand, sobald ich einen Stecker ziehe? Und wie werden diese schrecklichen neuen Leuchtmittel eigentlich ausgetauscht?
Ich besaß bis vor kurzem ein gefühlt hundert Jahre altes Festnetztelefon (Mobilteil). Ich nahm es mit, als ich vor über zehn Jahren von zu Hause auszog und in eine eigene Wohnung einzog. Und damals war es auch schon alt. Aus Sentimentalität nahm ich natürlich außerdem auch meine gewohnte Telefonnummer mit, die ich seit vierzig Jahren mit mir herumschleppe. So hatte ich im Neuen ein wenig Sicherheit mit dem Alten. Das Telefon funktionierte allerdings nicht mehr so zuverlässig, wie erwünscht. Und weil es vor langer Zeit mit der Pandemie los ging und den geschlossenen Läden, Ihr erinnert Euch, kaufte ich mir vorsichtshalber ein nigelnagelneues Telefon (Mobilteil) und legte es erst einmal beiseite. Das alte funktionierte ja noch (meistens) und ich wollte mich von ihm nicht trennen.
Als mein Weitwegsohn mich letzte Woche besuchte, nahm ich ziemlich mutig die günstige Gelegenheit wahr, mein neues Telefon mit seiner Hilfe einzurichten. Klar, ich hätte es auch alleine geschafft, zwei Stecker zu stecken und einen Klingelton auszusuchen. Aber so kam ich schneller über meinen alten Schinken hinweg und freute mich ehrlich über das neue Teil. Und es freute sich, endlich in Betrieb zu gehen. Das alte ist beleidigt, aber vorsichtshalber noch nicht entsorgt.
Später hatte ich die Gelegenheit, meinen beiden Söhnen dabei zuzusehen, wie sie einen Computer zusammenbauten. Sie taten und machten, sie putzen und schraubten, sie probierten und vertieften sich in dicke Bedienungsanleitungen. Ganz ehrfürchtig wurde ich beim Anblick der vielen Kabel und Stecker. Meine Söhne steckten und steckten um, so als ob gar nichts dabei wäre und ich dachte etwas beschämt an mein Theater mit dem Telefon. Wie verschraubt muss ich den beiden wohl vorkommen, auch wenn ich denke, ich bin doch meisten eine ziemlich taffe Alte.
Am Sonntag war ich wieder alleine zu Hause, studierte mein neues Telefon und seine Bedienungsanleitung. Meine Kontakte wurden eingespeichert, was sich gar nicht als so schwierig erwies, wie erwartet. Und dann ging auch schon der erste Telefonanruf ein. Spannend war´s und ich sehr aufgeregt! Leider wurde auf dem Display nur die Telefonnummer angezeigt, nicht der Name der Anruferin. Das ist wohl bis heute so, ich werde sehen, wenn mal wieder jemand anruft, vielleicht kann es nicht anders. In der Anrufliste erscheint allerdings der Name und das ist ja wichtig zu sehen, wer angerufen hat. Ich erzählte sofort nach der Begrüßung vom neuen Telefon, denn meine Gesprächspartnerin konnte ja nicht wissen, welche Rolle sie dabei spielte. Dass sie die erste war, zum Beispiel, die ich am neuen Gerät zu hören bekam. Von der Mailbox mal ganz abgesehen, die erstaunlicherweise auch im Neuen funktioniert😉. Meine Freundin war sehr interessiert und als ich sie fragte, wieso wir uns eigentlich so etwas erzählen, lachte sie und sagte: „Das ist in unserer Generation so!“ Fand ich gut, die Antwort.
Jetzt habe ich den Eindruck, dass ich mein neues Telefon gezähmt habe. Ich kenne die wichtigsten Funktionen und Tasten. Ich höre es noch immer nicht, wenn ich fernsehe, weil es im Nebenzimmer steht, aber ich kann das Mobilteil ja mit in die gute Stube nehmen, denn der Akku hält ewig. Nicht so, wie beim alten, der nach einer halben Stunde Liegezeit zum Aufladen schnell wieder in seine Station gestellt werden musste. Nein, nein, die Zeiten sind vorbei und mein Weitwegsohn sagte, ich kann es gerne den ganzen Tag auf dem Wohnzimmertisch herumliegen lassen, denn dafür sei es ja schließlich gemacht. Ich fragte zaghaft nach der Strahlung und er lachte mich nur an. Nicht aus! Das muss an dieser Stelle betont werden.