Aus lauter Sorge, etwas zu vergessen oder Fehler zu machen, plane ich und plane und plane und denke und denke. Fehlt nur noch, dass ich mir einen kompletten Wochenplan mit Lern- und Ergebniszielen aufstelle. Kleinschrittig, motivierend und verständlich formuliert. Nein, soweit bin ich noch nicht, aber manchmal gebe ich mir schon ein „Ziel erreicht“, wenn ich erfolgreich bin, oder ein „Mangelhaft“, wenn etwas nicht gelingt.
Hin und wieder denke ich so Knoten und dann kommt etwas völlig Verrücktes heraus, das ich mir und anderen kaum erklären kann. Manchmal denke ich auch nur ohne zu handeln. Dann merkt keiner, was für einen Quatsch mein Hirn produziert. Kommt das vom Alter? Kommt das davon, dass ich alleine lebe? Oder war das schon immer so und ich habe es nur nicht bemerkt, weil ich so beschäftigt war?
Freitag ist der Notar dran und dann werden wir unser Haus verkaufen, wenn nichts dazwischenkommt. Es war doch einmal auch mein Haus und jetzt nehme ich pausenlos innerlich Abschied und bin traurig, obwohl auch froh, die Verantwortung dafür los zu sein. Aber jetzt habe ich eben kein Haus mehr. Was schade ist, denn es gab mir immer eine gewisse Sicherheit. Na, egal, was weg ist, ist weg und selbst bewohnen oder vermieten kam ja für uns alle nicht in Frage.
Es fehlt noch ein wichtiges Dokument und das muss gefunden und nachgereicht werden. Daran muss ich unbedingt heute noch denken.
Außerdem denke ich mir aus, wie ich die Zeit am Freitag mit meinen Söhnen verbringen kann. Ich will ein kleines Ritual für uns finden, um gemeinsam einen wichtigen Lebensabschnitt zu beenden. Vielleicht den Ruheforst besuchen? Und hinterher schön Kaffee und Kuchen an der Elbe, bevor ich die beiden wieder zur Bahn bringe.
Ich habe ein kleines Geschenk und eine hübsche Karte für die Käufer besorgt und weiß noch nicht, ob ich es einfach ins Haus legen oder am Freitag übergeben soll. Da habe ich viel zu denken, das könnt Ihr glauben!
Gedanklich spiele ich so nebenbei auch schon Kofferpacken. Nächste Woche Donnerstag muss er fertig sein. Da habe ich noch viel Zeit, darüber nachzudenken, was unbedingt eingepackt werden muss. Ich weiß gar nicht so recht, was ich in der Klinik brauchen werde. Habt Ihr Ideen dazu?
Vorsorglich habe ich mich für ein Einzelzimmer eintragen lassen, was teuer ist. Ich kann mir das jetzt leisten und leiste es mir, was mich selbst verblüfft. Nie zuvor wäre ich auf eine solch elitäre Idee gekommen, aber gestern schon. Was für ein Gedanke!
Alles andere ist geregelt. Mein Blut habe ich abgegeben und morgen bin ich für ein erstes Narkosegespräch mit meinem Hausarzt verabredet. Ein Taxi für die lange Fahrt nach Hamburg am Donnerstag ist bestellt und ich werde hoffentlich nicht nicht abgeholt. Was mache ich wenn? Blöder Gedanke. Den brauche ich jetzt noch nicht zu denken!
Liebe Freundinnen werden am Sonntag einen Ausflug mit mir machen zwecks Ablenkung. Ich freue mich so, dass sie daran gedacht haben. Sie kamen mir mit ihrem Vorschlag zuvor, denn auch das hatte ich schon für mein Vorhaben, am Wochenende gut für mich zu sorgen, angedacht.
Ich denke auch jede Menge Pläne für die Nachklinikzeit. Die Termine für die Krankengymnastik stehen fest. Ich weiß nur noch nicht, wie beweglich und mobil ich sein werde. Darum schaffe ich auch schon Vorräte an, damit ich in den ersten Tagen hier nicht hungern muss. Außerdem gibt es schon gedankliche Putzpläne für die nächste Woche, denn ich will eine saubere Wohnung, wenn ich wiederkomme.
Natürlich haben mir ein paar liebe Menschen Hilfe angeboten und ich werde sie annehmen, sobald ich sie benötige. Ich werde so schnell wie möglich zum Qi Gong, zur Schreibwerkstatt und Philosophie gehen. Nein, nicht gehen, sondern krücken und jemand muss mich abholen, bis ich wieder Autofahren kann. Und im Mai will ich nach Dänemark, mit meiner Mädelsgruppe, Ihr wisst schon. Ich darf jetzt also nicht krank werden, damit sich die OP nicht nach hinten verschiebt. Daran denke ich die ganze Zeit und das macht mich richtig krank!
Also, es gibt die ganze Zeit etwas zu denken und ich denke noch viel mehr. Und immer, wenn ich fertig bin mit einem Plan, kommt eine neue Herausforderung auf mich zu. Wie zum Beispiel die Frage, was ich mir heute kochen soll. Wenn ich daran denke, bin ich schon wieder fix und fertig!