Hallo Leute, Frau Holle fragt mich, wie ich sie wahrnehme und ob überhaupt. Ich verstehe die Frage nicht. Was soll wahrnehmen bedeuten? Frau Holle sagt: „Ich sehe, höre, rieche Dich. Ich bemerke, wie du dich verhältst. Ich lese, was du schreibst. Ich höre, was du mir sagst. Ich weiß, wer und was du bist.“ Oh je, das fehlt mir noch. Philosophie am Samstag. Dabei steht der Frühling vor der Tür. Ich will mir eine Frau suchen und wieder im Garten rumhängen. Ich bin Gartenhänger und Frosch. Das reicht doch völlig. Und was soll ich zu Frau Holle sagen? Sie ist kein Frosch und hängt ab und zu trotzdem im Garten rum, auch wenn sie keine Gartenhängerin ist. Das reicht doch, oder?

Frau Holle weint in ihr Taschentuch. Sie findet es doof, dass ich so lange mit ihr lebe und nur wahrnehme, dass sie kein Frosch ist und ab und zu im Garten sitzt. Sie hängt ja nicht wirklich. „Da bemühe ich mich ich zu sein und ganz bei mir zu bleiben und du siehst nur das!“, schnäuzt sie und schaut mich trotzig an. Ich sage: „Was willst du, Frau?“ und sie meint: „Siehst du, du nimmst wahr, dass ich eine Frau bin. Das ist doch schon mal ein Anfang. Und weiter?“ Ich überlege. Was will sie? Frau darf ich sagen. Aber alt und dick nicht. Dann ist sie wieder sauer, auch wenn ich das wahrnehme.

Frau Holle holt ihren Staubsauger und saugt sich durch die Wohnung. Ihre Kinder kommen und die sollen wahrnehmen, wie gut sie ihren Haushalt im Griff hat. Sie malt sich ihre Augen an, also nicht die Augen, aber das, was sich darum herum befindet, Wimpern und so. Sie zieht sich um und putzt ihre Schuhe. Ihre Brut soll wahrnehmen, wie hübsch sie ist, sogar mit 60+.

Ich bin froh, dass es mir völlig egal ist, wie andere mich wahrnehmen. Kann ich sowieso nicht ändern. Der Storch sieht in mir eine Mahlzeit und für die Fliege bin ich ein fliegenfressendes Monster. Frau Holle sieht in mir den kleinen Frosch und meine Frau sieht in mir den Ex. Für meine Kinder bin ich Luft und für die Frau vom Gartenzaun bin ich Angestellter.

„Ach liebste Frau Holle, sorge dich nicht! Lebe!!!“, sage ich und gebe ihr ein Küsschen auf die Nase. Sie zieht sich ihre Jacke an und fährt zum Bahnhof.

Ich hänge mich probehalber schon mal über den Zaun. Frau Holle ist doch zu putzig mit ihrer Grübelei. Die Menschen denken doch sowieso über sie, was und wie sie wollen. Wie sie wahrgenommen wird, liegt nicht in ihrer Macht, oder?

Hui, hui, wo kommt denn dieser schlaue Gedanke her? Den muss ich mir merken. Es wird Frau Holle freuen, dass alles so einfach ist! Oder?

Schönes Wochenende Euch allen und liebe Grüße! Euer Misi (Gartenhänger ab bald!)

 

 

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3 Gedanken zu “Wahrnehmung wird überschätzt

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