Wie von selbst, weil Rückenwind, bewältigte ich die 10 km nach Ringkøbing (https://esmark.de/ringkobing/) mit dem Rad. Die Strecke gefiel mir nicht, denn sie führte an der Hauptstraße entlang und der Strom der Autos brach auf beiden Spuren niemals ab. So ein Lärm und Gestank! Tourismus macht viel kaputt, dachte ich und war doch selbst eine waschechte Touristin. Widersprüche müssen ausgehalten werden, dachte ich und und nahm mir vor, nicht mehr so viel nachzudenken.
In der Stadt angekommen, wollte ich sofort umkehren. Zu laut und viel zu viele Menschen auf eine Haufen. Aber ich guckte mich trotzdem um, denn wozu sonst war ich denn eigentlich hergekommen?
Spaß hat es mir nicht gemacht, hochsensibel, wie ich bin, fühle ich mich in der Natur und in ruhigen Orten viel wohler. Egal, ich blieb eine Weile, machte ein paar schnelle Fotos und suchte Nebenstraßen auf.














Interessant fand ich die Skulptur am Hafen, ohne zu wissen, was sie bedeutet. Zuerst dachte ich, sie zeigt, wie Männer von Frauen ausgebeutet werden und ich musste über meinen Einfall selbst lachen. Ich schaute genauer hin und spürte, was wohl gemeint war. Der Gegensatz der Kunst zum Touristentrubel könnte größer nicht sein.
Und ich war doch selbst so eine, die weiß und trotzdem anders macht.
Später lernte ich:
„Den fede dame“ wurde von den Künstlern Lars Calmar und Jens Galschiøt entworfen und zeigt einen kleinen Jungen, der eine korpulente Frau auf den Schultern trägt. Während der kleine Junge ein Symbol für die Dritte Welt sein soll, steht die Frau für den Wohlstand der westlichen Welt. Nicht zuletzt wird die 3,5 Meter hohe Bronze-Skulptur auch als „Survival of the Fattest“ (Überleben der Dicksten) bezeichnet. „Den fede dame“ erlangte internationale Anerkennung, als sie nach ihrer Enthüllung im Jahr 2009 neben der Kleinen Meerjungfrau in Kopenhagen stand. (https://esmark.de/ringkobing/)

Der Rückweg zum Ferienhaus war beschwerlich und zum Gegenwind kam noch Regen hinzu. Das erste Mal im Leben fand ich, dass ein E-Bike doch ganz praktisch wäre. Ich verzichtete darauf, die Nebenstrecke am Fjord entlang zu benutzen, weil ich schnell sein wollte, und radelte wieder an der Hauptstraße entlang. Unterwegs sah ich meinen Sohn und seine Verlobte auf einer Bank sitzen und ich dachte mir nichts dabei, dass sie plötzlich Fahrräder hatten, wo sie sonst doch nur mit dem Auto da waren. Als ich direkt und breit grinsend vor ihnen stand, blickte ich in erstaunte fremde Gesichter. Ich entschuldigte ich mich, wir lachten und ich schwang mich schnell wieder auf mein Rad. Was war das denn? Ein Grund, sich Sorgen zu machen oder einfach nur ein Irrtum, der passieren kann? Ich entschied mich für Letzteres, denn Sorgen wollte ich im Urlaub nicht.
Andere Radausflüge liefen entspannter ab. Meist wählte ich Wege durch die wunderbare Natur, aber natürlich guckte ich mich auch in Søndervig (https://sondervig.dk/de/erlebnisse/) um. Nein, gefiel mir nicht so besonders, was mich nicht überraschte. Auch wenn es fliegende Kinder zu sehen und lustigen Jazz zu hören gab, war ich schnell wieder weg. Vielleicht liegt es daran, dass ich lange auf Föhr lebte und weiß, was so ein Massentourismus für die ständigen Bewohner bedeutet. Natürlich verdienen die meisten daran, aber das Leben in so einem Ort ist gewöhnungsbedürftig. Finde ich. Gut, dass unser Ferienhaus ein paar Kilometer vom Gewühle entfernt mitten in den Dünen lag. Dort hatten wir genug Ruhe und Landschaft.














Noch eine (vermutlich) Fortsetzung folgt.
Schöne und weniger schöne Eindrücke.
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Den unangenehmen Kontrast von Natur und Stadtrummel kann ich gut nachfühlen …. aber nach Dänemark und in seine hübschen kleinen Orte (mit den Stockrosen) möchte ich doch gern mal wieder 😉
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Ja, ich auch. Dänemark ist wirklich schön. Wir mussten zur Hochsaison fahren, weil ein Sohn anders keinen Urlaub bekommt. Das nächste Mal bin ich länger unterwegs und dann im Mai oder so. Und ich suche mir nicht gerade eine Touristenhochburg aus. 💝
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Eine anschauliche Bildermischung, die ebenso deutlich von den Schwierigkeiten mit dem Schönfinden erzählt, wie deine Worte.
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Ich komme immer schwerer mit meinen inneren und den äußeren Widersprüchen aus. Aber Dänemark hat wirklich wunderbare Ecken…..
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