Ungewohnt

Gestern ging ich ins Hallenbad zum Schwimmen. Mit leichten Zahnschmerzen und sowieso etwas dünnhäutig. Das Wasser tat mir gut und die Bewegung auch. Ich entspannte mich bis eine Großfamilie das Schwimmbad kaperte.

Die Frauen und Mädchen waren angezogen und setzten sich mit ihren Babys auf die Bänke.  Eine von ihnen, ziemlich schwanger und wunderschön, machte eine halbe Stunde lang (vielleicht auch länger, ich ging dann nach Hause), Selfies mit ihrem Stick, so was habt Ihr noch nicht gesehen. Wie ein Model stellte sie sich mal hier hin, mal dahin, warf ihre langen Haare in alle Richtungen und zog freundliche Grimassen. Obwohl das Fotografieren im Schwimmbad nicht so gerne gesehen wird, machten es die anderen Frauen und Mädchen nach. Pausenlos! Sie waren also beschäftigt.

Die Männer gockelten in Badehosen herum, unterhielten sich lautstark und sprangen ab und zu gekonnt ins Wasser. Meist saßen sie aber am Beckenrand und sahen uns beim Schwimmen zu.

Die Jungen tobten im Nichtschwimmer herum und amüsierten sich.

So, und ich hatte nichts anderes zu tun, als darüber nachzudenken, warum die Mädchen und Frauen nicht ins Wasser gingen. Warum das nur die Männer und Jungen durften und außerdem störte mich die ganze Situation, warum auch immer. Im Freibad wäre mir das gar nicht aufgefallen, aber im Hallenbad schon.

War das meine allgemeine zahnmäßig gestörte Befindlichkeit oder werde ich mit den Jahren immer intoleranter? Vielleicht brauche ich mein Unwohlsein gar nicht zu hinterfragen. Es war einfach da. Es muss nicht immer begründet oder abgschafft werden.

 

 

6 Gedanken zu “Ungewohnt

    1. Ich mag es nicht, wenn Mädchen und Frauen nicht die gleichen Rechte haben wie die Männer. Ich mag es erst recht nicht, wenn dies öffentlich zur Schau gestellt wird. Aber bleibt jetzt meine vermeintliche Toleranz auf der Strecke? Das frage ich mich heute, denn das Unwohlsein spüre ich immer noch.

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      1. Dazu fällt mir ein „Keine Toleranz für die Intoleranten“ Es ist absurd, wenn man aus lauter Toleranz Verhaltensweisen akzeptiert, die extrem intolerant, undemokratisch und frauenfeindlich sind. Man ist nicht Rassist, wenn man den Rassismus anderer nicht duldet.

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      2. Ja!!!! Es ist so typisch für mich, dass ich mir Gedanken darüber mache, ob ich tolerant genug bin. Natürlich hat meine Toleranz Grenzen und das ist auch gut so. Ich bin am Sonntag also einfach an meine Grenzen der Toleranz gestoßen!😊

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  1. Wärst du auch angezogen gewesen, dann hättest du vermutlich keine Probleme gehabt. Oder wenn es nur Frauen gewesen wären. Aber so hast du dich vielleicht einfach entblößt gefühlt, und das ist ein unwohles Gefühl. Egal welchen Glauben die anderen Personen haben.

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    1. Ohne ihre Männer wären diese Frauen ja nicht ins Hallenbad gekommen, um dort nicht zu schwimmen. Na ja, vielleicht doch, um ihre Söhne schwimmen zu lassen. Dann hätte ich mich darüber geärgert, dass die Mädchen nicht baden dürfen. Aber es hätte mich nicht so betroffen. Und ja, ich fühlte mich vor allen Dingen unwohl, weil die Männer nicht schwammen, sondern uns meistens vom Beckenrand aus beim Schwimmen zusahen. Im Freibad wäre mir das gar nicht aufgefallen. Es hat also auch mit der Situation Hallenbad etwas zu tun.
      Ich will es gar nicht tolerieren, dass Mädchen und Frauen nicht schwimmen dürfen oder aus religiösen Gründen auch selbst nicht wollen. Und wenn sie alle das so öffentlich vorführen, mag ich mir das nicht ansehen und räume lieber das Feld. Ich dachte immer, ich stehe darüber und lasse jeden so sein, wie er/sie ist. Das war ein Trugschluss.

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