Der Gedanke, ich könne in allen Belangen nicht mithalten und passe nicht wirklich dazu, begleitet mich ja schon immer. Das wird auch so bleiben. Etwas neuer ist das Wissen, dass es so nicht stimmt. Ich schiebe dieses Grundrauschen ein wenig zur Seite und lasse Raum für Experimente. Was passiert, wenn ich die Idee zulasse, dass es völlig egal ist, ob ich mithalten kann? Was passiert, wenn ich mich mental in eine andere Dimension hochschraube und mich darauf einstelle, dass ich ein Mensch bin unter vielen? Einfach nur sein mit meiner ganzen Figur, dem Denken und der Seele?

Ich probiere das jetzt sofort aus. Voller Lust in den Spiegel schauen wäre ja schon ein Anfang. Und dann das Vertrauen stärken. Das ist wichtig.

Das Leben ist wie ein Straßenverkehr: Ich entscheide mich für ein bestimmtes Auto, verlasse den Status der Beifahrenden und nehme das Steuer selbst in die Hand. Endlich mit einem guten Gefühl! Ich achte darauf, die Regeln einzuhalten und vertraue darauf, dass die anderen das auch tun. Natürlich kann das nicht immer gelingen und auch ich werde ab und zu unaufmerksam sein. Andere wollen sich nicht an die Regeln halten und machen ihre eigenen. Ich kann ihnen manchmal nicht ausweichen, sobald sie mir die Vorfahrt nehmen. Was dann passiert, kann ich nicht voraussehen. Ich fahre mein Leben so, wie es mir richtig erscheint im Vertrauen darauf, dass es gelingen wird, ich gut ankomme und einen Parkplatz finde (😉). Es kann zu Unfällen kommen, aber ich habe nicht immer einen Einfluss darauf und auf die Folgen und Konsequenzen auch nicht. Manche fahren schneller und überholen mich. Manche fahren langsamer. Das dürfen sie auch. Am liebsten mag ich entspannt in der Kolonne fahren. Die gibt es nicht immer. Manchmal bin ich völlig allein und kann im Nebel nicht erkennen, was direkt vor mir liegt. Ab und zu geht es über einen Berg. Hin und wieder muss ich umkehren. Manchmal kenne ich meinen Weg genau und manchmal bin ich unsicher. Wenn ich mich nicht entscheiden kann, welche Richtung ich nehmen will, dann suche ich mir einen Parkplatz zum Überlegen. Wenn ich das nicht tue, wenn ich unterwegs rechts blinke und links abbiege, wird es gefährlich. Im Kreisverkehr ist das anders. Ich kann so lange herumfahren und die Alternativen studieren, bis ich weiß, wohin ich will. Es sei denn, mir geht der Sprit vorher aus. Das ist dann blöd……

Und nun fehlt mir der Zusammenhang zum ersten Absatz. Aber das ist nicht schlimm. Ich nenne es einfach Alltagsphilosophie.

15 Gedanken zu “Das Leben fahren

    1. Ja, das wollte ich immer: Mich passend machen. Das ist nicht gelungen, tat weh und oft wusste ich nicht, wie. Jetzt im Alter passe ich mich an, wo es nötig oder praktisch ist. Ansonsten will ich mich frei gestalten. Ich merke, wie viel Spaß das macht. Ich bemühe mich dabei, keinen Schaden bei anderen anzurichten.

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      1. Wir finden es toll, uns an jede Situation anzupassen. Diese Vorstellung, dass wir nicht passen, ist aus unserer Sicht reaktionär und erschreckend starr.

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  1. Einfach nur sein, in der Gewissheit, dass man als eine unnachahmliche Figur in einem grossen Stück mitspielt, die irgendwann irgendwo irgendwem etwas Wichtiges zu sagen oder zu bedeuten hat – ob man das nun selbst merkt, oder nicht. Das passt auf jeden Fall genau richtig.

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    1. Ich denke das auch so, fühle es oft aber anders. Es gibt Menschen, die andere ausgrenzen und es gibt Menschen, die sich ausgegrenzt fühlen, ohne es unbedingt tatsächlich zu sein.
      Ich denke außerdem, dass wir in unserer Gesellschaft nicht alle zusammenpassen. Ich gehöre z. B. einer bestimmten Schicht und Generation an. Die anderen bleiben mir meist fremd. Zu manchen Gruppen möchte ich auch gar nicht passen. Ach, das ist ein weites Feld und ich denke Dir für Deinen Denkanstoß! Liebe Grüße! Regine

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  2. Das hast du sehr schön geschrieben, liebe Regine. Am besten gefällt mir: „Wenn ich mich nicht entscheiden kann, welche Richtung ich nehmen will, dann suche ich mir einen Parkplatz zum Überlegen.“ Wie liebevoll mit sich selbst!

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