Gestern hatte mein ältester Sohn Geburtstag. Und weil er sein Geburtsgewicht wissen wollte und ich nur die Größe wusste, studierte ich das entsprechende Fotoalbum. Ist ja schließlich schon 36 Jahre her, dieses Ereignis, welches alles andere vorher Erlebte in den Schatten stellte. Ich bin sehr dankbar, dass ich Schwangerschaften und Geburten erleben durfte, gleich zweimal sogar!
Ich guckte mir noch eine Weile und sehr gerührt die Fotos an. Mein Baby war natürlich das süßeste Menschlein überhaupt, das es je gegeben hat. Auch beim zweiten Kind hatte ich diesen Gedanken und floss über vor Glück.
Gestern las ich noch einmal die standesamtlichen Nachrichten, die ich damals aus der Zeitung ausgeschnitten habe und ins Album klebte. Hier wurden Geburten, Hochzeiten und Todesfälle veröffentlicht, soweit die Betroffenen einverstanden waren. Unser Sohn und ich als Mutter wurden namentlich genannt. Nicht aber, wie bei den anderen, der Vater.
Meine Güte, ja, wir waren nicht verheiratet! Damals war das noch erwähnenswert und gar nicht gerne gesehen. Ein uneheliches Kind, nicht auszudenken! Was für ein Aufstand das gegeben hat, obwohl mein Mann (er war sowieso mein Mann, egal, ob offiziell oder nicht, darum nenne ich ihn auch so) die Vaterschaft schon sehr früh anerkannte und diverse Papiere unterschrieb. Ich weiß das alles nicht mehr so genau, aber ich kann mich erinnern, das mich eine Jugendamtsmitarbeiterin ein paar Tage nach der Geburt anrief und mich einlud oder vorlud, ziemlich streng jedenfalls, bald im Jugendamt zu erscheinen, um die Vaterschaft zu klären. Ich sollte unbedingt alleine kommen. Was war das für ein unangenehmes Gespräch! Es war der Frau im Jugendamt wichtig, dass ich frei und ohne Angst vor dem Kindsvater seine Vaterschaft angab, ohne dass er dabei war. Das wurde erwähnt und ich war empört.
Ich kann heute nicht sagen, warum ich das Prozedere über mich ergehen ließ. Ich fand es seltsam, aber es störte mich wohl auch nicht weiter, dass der Vater in den Standesamtlichen Nachrichten nicht auftauchte. Heute hätte ich auf seine Namensnennung bestanden, aber ich kann mich noch nicht einmal daran erinnern, dass ich gefragt wurde, ob ich mit der Veröffentlichung einverstanden sei.
Ich weiß nicht, wie das heute gehandhabt wird. Weil ja sowieso Eheleute unterschiedliche Namen haben können, kann man daraus nicht mehr schließen, ob sie verheiratet sind. Ich finde ja auch, das geht keinen etwas an.
Mir selbst war die Eheschließung damals nicht so wichtig, aber meinem Mann schon. Kurz vor der Geburt des zweiten Kindes gingen wir mit unserem ersten Sohn, also dem, der gestern Geburtstag hatte, „hareiten“ und der kleine Kerl (3) fand es erwähnenswert, dass er einen neuen Nachnamen bekam. Nun war mein Mann offiziell mein Mann und er war froh, sicher zu sein, dass unsere Kinder bei ihm bleiben könnten, wenn mir etwas zustoßen sollte. Auch das war vor über dreißig Jahren noch nicht selbstverständlich. Zum Glück ist das heute anders! Hoffe ich jedenfalls.
Übrigens stört mich immer noch sehr, dass ich so oft ankreuzen muss, ob ich ledig, verheiratet, verwitwet oder geschieden bin. Ist das überhaupt wichtig und noch zeitgemäß?
Bei der Taufe unserer Tochter vor 35 Jahren waren wir nur standesamtlich und nicht kirchlich verheiratet. Deswegen durfte der Kindesvater (mein Ehemann) die Taufkerze nicht halten. Gott sei dank gibt es sowas heute nicht mehr. Liebe Grüße M.M.
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Das allerdings finde ich empörend, nicht menschlich und erst recht nicht christlich, sogar nicht einmal rechtmäßig.
Aber was geht uns das letztlich an. „Gottes Wege sind nicht unsere Wege“, und Er wird das Kind und Seinen Vater lieb haben🌹🌈….Und alle, die Gutes denken.💛💕✋
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Gisela ich danke dir für deine Worte.
JA! Genau so ist es. Es ist halt nur traurig, wenn man mit jungen Familien so umgeht, noch dazu wenn der Pfarrer weiß, dass man gläubig ist.
Ich habe im Laufe meines Lebens unzählige unmeschlich-unchristliche Erlebnisse in der röm. kath Kirche hinnehmen müssen.
Jesus sagt: „Lasset die Kinder zu mir kommen!“ Und SO wie du schreibst ist es: Gott liebt mein Kind und seine Eltern bzw. Vater!
Ich danke aus tiefstem, innigen Herzen für meine geliebte Tochter!
Segen ist mit uns allen!
Liebe Grüße zu dir! M.M.
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Ja, das kann ich nachempfinden. Wenn ein Pfarrer (der ja auch „Gottesmann“genannt wird), dem wir „Glauben schenkten“, so mit seinen „Gläubigen“ umgeht, bekommt unser „Glaube“ einen Riß.
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Unvorstellbar, aus meiner Sicht. Ich bin eher „weltlich“ veranlagt und habe mit den Kirchen nichts zu tun. Insofern habe ich diese Probleme zum Glück nicht gehabt.
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Ich habe mich von der Kirche nicht ein bisschen, sondern total entfernt. Für meinen Glauben brauche ich diese Institution nicht (mehr). aAber in jungen Jahren wusste ich aufgrund der Angstmachereligion (Drohbotschaften) nicht. LG M.M.
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„Gott ist die Liebe…“sagte JESUS und lebte sie uns vor.
Wer aus dem „GOTTESWORT“ eine „Angstbotschaft“ machte, um Leute einzuschüchtern , sollte lieber kein Pfarrer werden.
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Liebe Gisela, ja so ist es. Die Frohbotschaft wird oft zur Drohbotschaft. Herzl.Nachmittagsgrü0e.
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Danke. 🙏💛💕
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Vielleicht aber wäre es besser für uns, in dem Pfarrer auch nur einen Menschen zu sehen.
Er hat halt – wie jeder Mensch – nicht nur edle Charaktereigenschaften.
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Genauso empörend finde ich, dass man auf vielen Formularen nach seiner Religion gefragt wird. Geht das irgendjemanden was an ….
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Ja,das auch. Das ist ja eigentlich nur für die entsprechenden Kirchen usw. interessant…
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Eben, eben …
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Oh das kenn ich. Da rief mich jemand an und sagte die Vormundschaft sei bestellt. Ich sagte, was? Wir leben zusammen! Ich musste Widerspruch einlegen gegen die Amtsvormundschaft. Das fand ich auch entsetzlich damals.
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Das habe ich total vergessen! Stimmt, diese Amtsvormundschaft drohte uns auch. Mit einem Neugeborenen hatte man eigentlich anderes zu tun……Ja, das war es, was mich so aufregte!
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Das eben der „Amtsschimmel“. Wollen wir ganz darauf verzichten und nicht mehr registriert werden? Das muß man alles nicht persönlich nehmen. Letztlich geht es immer um das jeweilige „System“, dss gerade herrscht.
Allerdings handeln die Amtspersonen menschlich unterschiedlich.Das haben sie – vor dem Schöpfer – dann selbst zu verantworten, – wie wir ja auch.
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Hallo Regine, im ersten Moment dachte ich , dass du drei Kinder hast, weil du vom „ältesten“ Sohn sprachst. – Rein gesetzlich war die DDR ja bei solchen Sachen großzügiger, aber eine katholische Tante hatte damit Probleme, dass unsere Tochter auch „unehelich“ = kirchlich noch nicht verheiratet gezeugt wurde. Wir hatten im Oktober 67 standesamtlich geheiratet und erst im April 68 kirchlich, weil er in der Zeit bei der Armee eingezogen war. Die Tante bat darum, dass sie das Datum der standesamtlichen Hochzeit in das Familienbuch schreiben dürfe. – Damals dachte ich nur, dass ich auch nur solche Probleme haben wollte.
Und tschüss!
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Ich kann das alles nicht so nachvollziehen, aber mir fehlt da auch der christliche Hintergrund.
Ich weiß noch, wie sich meine Oma aufregte, weil ich mit meinem Freund „in Sünde“ zusammenlebte. Nach ihrem Tod kam heraus, dass ihr Freund Herr S. gar nicht Herr S. hieß, schwer verheiratet war und bei seiner Frau lebte. Das hat sie uns jahrelang verheimlicht. War ja gut, dass sie sich über ihre Enkelin so ärgern konnte….
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Es sind also nicht nur die „Geistlichen“ „schuld“.
Oft sind es Familienangehörige, wie man hier liest, die aus ihrem Denkmuster ein für alle gültig-sein-müssendes „Recht“ machen.
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Oh ja. Das glaubt heute keiner mehr, das das damals so war. Und mich nervt es auch, das ich immer ledig, geschieden, verwitwet oder sowas ankreuzen soll. Ich finde das auch nicht mehr zeitgemäß.
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Mir fiel das auf, als ich in Sterbeurkunde meines (geschiedenen) Mannes „geschieden“ las. Das traf mich so sehr und ich bin traurig, dass es auch bei mir später so stehen wird. Geschieden für immer und ewig. Gestorben reicht ja eigentlich, oder?
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