Gestern sah ich eine berührende Reportage über einen außergewöhnlichen Mann. Von der Hitze angeschlagen hing ich schlaff im Sessel vor dem Fernseher und staunte, was der menschliche Körper leisten kann. Mich beeindruckten die Bilder zutiefst und ich freute mich, dass es Menschen gibt, die so sehr im Einklang mit der Natur leben und sich für deren Erhalt einsetzen. Na gut, nicht jeder kann Kühe im Gebirge hüten, aber dass ein Brice Delsouiller überhaupt existiert, ist doch interessant und schön anzusehen.
Arte schreibt: Brice Delsouiller ist Kuhhirt in den Pyrenäen und verbringt mit seinen Tieren sechs Monate auf den Sommerweiden auf 3.000 Meter Höhe. Hier hat er für sich die Freiheit des Laufens entdeckt, es gibt für ihn kein anderes Glück als die grenzenlose Weite der Berge: Er kann nur leben, wenn er beim Skyrunning, einer Art Extrem-Berglauf, das Letzte von seinem Körper abverlangt.
Der 36-jährige Brice Delsouiller ist ein ungewöhnlicher Mann – sechs Monate im Jahr verbringt er auf den 3.000 Meter hoch gelegenen Sommerweiden in den Pyrenäen, um Kühe zu hüten. Der Enge des Alltags seines Heimatortes versuchte er sich seit jeher zu entziehen – und fand so nicht nur sein Glück in der Einsamkeit der Berge, sondern entdeckte eine weitere Leidenschaft: die des Skyrunnings, des Extrem-Berglaufs. Wer ihn beobachtet, traut seinen Augen nicht: Wie eine Gämse springt er von Bergkuppe zu Bergkuppe, stundenlang rennt er durch Täler und über Berghänge, durch unwegsame, steinige Landschaft. Brice Delsouiller hütet hier im Sommer etwa 400 Kühe, eine Mammutaufgabe, denn das Gelände ist unwegsam und Brice treibt seine Tiere immer höher, dorthin, wo das Gras am saftigsten, die Freiheit am größten ist. In seiner kleinen Berghütte lebt er ohne warmes Wasser, ohne Strom, ohne moderne Kommunikation. Nur mit seinen beiden Hunden und seinen Büchern. Seit 14 Jahren führt er dieses Leben als Hirte, erst vor vier Jahren hat er angefangen zu laufen. Zunächst, um seinen Hunden beim Hüten zu helfen, versprengte Tiere zu suchen oder um unten im Tal einzukaufen. Daraus wurde eine Sucht, eine Besessenheit, die ihn ständig an die eigenen Grenzen führt: „Ich weiß nicht, warum ich renne. Es ist eine Selbstverständlichkeit. Mein Körper wollte immer rennen. Ich fühle mich leicht, mächtig. Seit 14 Jahren lebt mein Körper in den Bergen, ist durch die Höhenunterschiede und den Mangel an Luft geformt und geschmiedet. Mein Körper hat sich komplett an die Bergwelt angepasst.“ Die Wettrennen in Katalonien und Andorra werden ihm zeigen, wo er steht, denn hier laufen die Besten.
https://www.arte.tv/de/videos/064565-024-A/geo-reportage/
Diese Geschichte machte Mut und inspirierte mich zum Weiterdenken. Ich fragte mich, welchen Sinn meine Lust am Alleinsein hat. Bisher dachte ich, dass ich vielleicht zu faul sei, mich regelmäßig um Gesellschaft und Unternehmungen zu kümmern. Ich erlaube mir ja immer längere Phasen, in denen ich alleine sein und alleine machen möchte. Ich bleibe meist in der näheren Umgebung und fühle mich dabei so friedlich und ruhig, wie ich es früher nicht kannte. Zuhause höre ich Musik, gucke Filme und lese. Ich tauche oft dabei richtig ab. Das Gefühl, im Einklang mit dem Leben zu sein, spüre ich so intensiv nur in dieser „Einsamkeit“. Ich mag es so gerne, Gedanken zu Ende zu denken und zu spüren, was in mir vorgeht.
Allerdings mag ich nicht ständig alleine sein, sondern ich will auch Teil einer Gemeinschaft bleiben. Darum kümmere ich mich immer dann, wenn ich weiß, jetzt ist es gut und richtig, etwas Trubel in mein Leben zu bringen. Manchmal denke ich, dass ich regelmäßiger unter Menschen sein möchte und eine vertraute Zweisamkeit vermisse ich auch. Dann frage ich mich, ob ich mir das Alleinsein nicht nur schönrede, weil ich das andere eben nicht haben kann. Aber das wäre ja auch egal, weil mir die stillen Phasen so guttun. Nur die Gedanken daran, dass ich eigentlich mehr erleben, mehr Menschen um mich haben sollte, dass ich wahrscheinlich dabei bin, zu vereinsamen, stören mich in meiner Ruhe und ich weiß nicht, ob sie wahr sind oder ob das nur mein innerer Antreiber ist, der da spricht.
Während ich gestern die Reportage sah, wurde ich immer zufriedener mit mir. Ist irgendwie lustig, denn Brice und ich haben überhaupt keine Gemeinsamkeiten. Doch, eine klitzekleine fällt mir ein: ich bin fast täglich bei meiner kleinen Lieblingskuhherde und schaue ihnen eine Weile beim Grasen zu.
Mir gefiel so gut, was er sagte und einige seiner Gedanken werde ich weiter denken. Und während ich das tue, gehe ich in den Garten und gucke, was meine Blumen so treiben.
Für mich klingt das völlig perfekt und wieder sind das sehr schöne Fotos . Liebe Grüße
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Ich danke Dir ganz, ganz herzlich!
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Hm, ich verstehe dich sehr gut. Alleinsein würde ich auch ab und zu sehr gerne mal. Ist jedoch jetzt einfach nicht möglich. Doch mein Ehemann und ich haben beide schöne Rückzugorte im Haus und da können wir auch alleine sein.
Ich sehe mir auch immer die Lebenslinien von anderen an, auch weil ich finde dass man daraus lernen kann. Eine Kopie möchte ich nicht sein, aber man kann über andere Lebenslinien nachdenken. Um dann im Endeffekt zu erkennen: Meine Güte, wie gut geht es mir!
Liebe Grüße, Brigitte
P.S.: Entschuldige bitte die xen, aber da ich keinen Blog mehr unterhalte komme ich anders nicht mehr zu WordPress um zu kommentieren.
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Viele X e sind gar kein Problem für mich!!! Liebe Grüße! Regine
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