Gestern fanden die Hobby-Philosophen nach einer langen Pause in der Volkshochschule wieder zusammen. Lustigerweise begannen wir mit der Frage: Was ist der Mensch? Das passt ja nun ganz wunderbar zu meinen Proseminaren I, in denen ich der Frage nachging, wer ich bin. Und weil ich ja ein Mensch bin, ähneln sich die Themen schon sehr.
Ja klar, gestern ging es viel gehaltvoller und wissenschaftlicher zu und uns rauchten die Köpfe. Ich habe aber festgestellt, dass ich in meinen nicht so ernst gemeinten Texten doch nicht ganz falsch lag. Ich überlege sogar, ob ich sie das nächste Mal zur Einstimmung vorlesen will. Als kleines Gegengewicht zur Ernsthaftigkeit sozusagen. Ob ich mich traue, weiß ich heute noch nicht. Ob es passen würde, erst recht nicht.
Ja, was ist der Mensch? Ist er tatsächlich nur das, was er zeigt? Steckt hinter der Fassade nichts? Diese These wird vertreten. Und kann der Mensch sich nur erkennen, wenn er durch andere gespiegelt wird? Ist es sinnvoll, mich hinzusetzen und darüber nachzudenken, wer ich bin? Käme ich zu brauchbaren Ergebnissen? Könnte ich mich selbst reflektieren, wenn ich ganz alleine auf einer Insel leben würde? Oder geht das besser im Zusammensein mit intimen Partnern oder Freunden?
Ich stelle fest, dass ich immer wieder eine andere bin. Bei den einen bin und fühle ich mich so und bei anderen bin und fühle ich mich anders. Bei einigen bin ich verunsichert, bei anderen nicht. Welche ist als also die wahre Regine und gibt es die überhaupt?
Ich lebe alleine und denke, ich habe zu mir selbst gefunden und weiß jetzt ziemlich genau, wer oder was ich bin. Das ist vielleicht ein Trugschluss. Ich fand heraus, was ich gerne tue und mit welchen Menschen ich mich umgeben möchte. Ich sortierte Erinnerungen und habe meinen Besitz auf meine Bedürfnisse zugeschnitten. Ich kenne meine negativen Seiten und meinen guten beginne ich zu vertrauen. Aber alle stehen irgendwie mit anderen Menschen im Zusammenhang. Ich habe ein Selbstbild und strebe danach, mir Menschen zu suchen, die sich ein ähnliches Bild von mir machen. Mit den anderen komme ich nicht gut zurecht.
Wie sähe es aus, wenn ich ganz alleine auf der Welt wäre? Könnte ich dann die Frage tatsächlich beantworten, wer ich wirklich bin? Und würde ich es jemals herausfinden? Und wenn ja, wie lange? Muss ich nicht lebenslang dieser Frage nachgehen, weil ich mich pausenlos verändere?
Ach wie schön, dass wir Philosophen wieder zusammengefunden haben. Wir werden keine allgemeingültigen Antworten finden, uns werden aber immer neue Fragen einfallen. Ich bin gespannt!
Sehr schöne Denkanregungen, danke!
LikeGefällt 1 Person
Gerne! 💐
LikeGefällt 1 Person
Du bist liebenswert.
Punkt 🙂
Sei herzlich gegrüßt!
LikeGefällt 3 Personen
Ich danke Dir und freue mich über die kürzeste Antwort aller Zeiten, die ich zu philosophischen Fragen je erhalten habe! Prima!
LikeGefällt 4 Personen
Du hast so recht: „alle (meine Eigenschaften) stehen irgendwie mit anderen Menschen im Zusammenhang“. So ist es.
„Wie sähe es aus, wenn ich ganz alleine auf der Welt wäre?“ ist eine dieser Pseudofragen. Was wäre,wenn ich ein Fahrrad wäre…. Wir SIND nicht alleine auf der Welt. Der Mensch ist ein zoon politikon, stellte schon Aristoteles fest. Alles was ein Mensch tut und ist, hat für ihn nur Sinn innerhalb eines Gemeinwesens. Das beginnt mit der Geburt, da das Kind im Rahmen einer Gemeinschaft aufwächst.. Ohne diese wächst es nicht auf, sondern stirbt. Ein anderes ist das Kind mit der Mutter, ein anderes mit dem Vater, dem Großvater, der Nachbarin, der Krankenschwester, dem Doktor., dem Geschwister…und ein anderes jeden Tag, jede Stunde, denn Stimmungen wechseln wie das Wetter. Ein anderes ist es mit fünf, ein anderes nach Schuleintritt, ein anderes nach dem ersten Kuss, ein anderes, wenn es im Hochspringen die beste war, ein anderes, wenn man eine schwere Krankheit diagnostiziert hat, ein anderes, wenn es in einer Lektüre versinkt.
Die Frage ist, wie das ICH dennoch im Bewusstsein eine Kontinuität herzustellen vermag, wie es sich abgrenzt und sich verbindet und sich zugleich gegen und in die Welt stellt und als etwas Eigenes empfindet, auch wenn sich allles andere ständig verändert.
Herziche Grüße und Dank für den morgendlichen Denk-Anstoß!
LikeGefällt 2 Personen
Ich stimme Dir zu und finde ein Nachdenken darüber, wie mein Leben aussehen könnte, wenn ich ein Fahrrad wäre, trotzdem ganz erbaulich. Liebe Grüße aus dem Wendland! Regine
LikeGefällt 2 Personen
Was mich fasziniert, sind Geschichten aus Film oder Literatur, wo Menschen ihr Gedächtnis verlieren. Das möchte kein Mensch, es ist aber erstaunlich, was dann vom bisherigen Menschen übrig bleibt (typische Eigenarten) und was verschwindet und problemlos durch andere Dinge ersetzt werden kann. Mit anderen Worten: wieviel reden wir uns in unserem Leben ein, durch Erfahrungen gemachte Erlebnisse, Erkenntnisse, die dann plötzlich nicht mehr existent sind und es möglich machen, ein ganz anderer Mensch zu sein. Da frage ich mich dann auch: wer sind wir eigentlich? Die Summe unserer Erfahrungen und unseres Umfeldes, das uns bestimmte Dinge und Normen vermittelt??? – Ich bin reichlich unfilosofisch und werde das jetzt nicht ergründen. Ich baue da ganz auf dich 🙂
LikeLike
Ich finde deinen Beitrag sehr ansprechend. Menschen haben die Angewohnheit alles in Frage zu stellen und ganz besonders die eigene Person. Dabei ist es ganz einfach was der Mensch ist aber die Antwort ist ihnen zu banal. Das kann es nicht sein. Du hast das genau beschrieben. Ich bin bei jedem Menschen zumindest ein wenig anders. Daher bin ich genau das, was ich in dieser Sekunde bin und in der nächsten und in der nächsten. Ich bin immer das was ich gerade bin. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen aber das ist einfach zu banal um Wahr zu sein. Da müssen tiefere Wahrheiten her. Aber man kann noch so viel nachdenken, noch so viel über die eigen Person heraus finden, am Schluss bin ich das was ich gerade jetzt bin. Wir sind nicht das was wir gerne wären und nicht das was wir nicht sein wollen aber diese Gedanken bestimmen unsere Suche nach uns selbst. Daher können wir das ganze Leben suchen um dann fest zustellen, daß wir das sind, was wir gerade sind.
LikeGefällt 1 Person
Deine Erkenntnisse kommen mir sehr entgegen. Mal sehen, vielleicht kürze ich unsere philosophischen Überlegungen zur Frage „Was ist der Mensch“ heute Abend ab und dann können wir uns einem anderen Thema zuwenden. Mal sehen, was die anderen Hobby-Philosophen dazu sagen. 😂
LikeGefällt 1 Person
Die werden begeistert sein und sofort weiter über das Thema Mensch sein philosophieren. Man so eine schwierige Frage, nicht mit so einer banalen Weisheit beantworten. Daher noch ein paar provokante Ansichten. Wenn man die Welt und den Menschen erklären will, muss man in die Vergangenheit gehen und ins kleinste, einfache Detail. Je schlichter der Gedanke um so näher an der Wahrheit.
LikeGefällt 1 Person
Schlicht? Du meine Güte, damit werde ich keine Begeisterungsstürme ernten😂. Wobei ich das Thema „Wahrheit“ noch viel interessanter finde, als „Wer bin ich“!
LikeGefällt 1 Person
Sprich bloß dieses Thema an. Daran scheiden sich dermaßen die Geister. Die Wahrheit Vor allem die Wahrheit an sich. Gibt es die überhaupt ? Kann es die geben?
LikeGefällt 1 Person
Nein.
LikeLike
So sehe ich das auch. Es gibt keine allgemeingültige Wahrheiten.
LikeGefällt 1 Person
Nur eine Wahrheit gibt es: es gibt keine allgemeingültige Wahrheit. Oder lehne ich mich damit zu weit aus dem Fenster?
LikeGefällt 1 Person
Ja eindeutig, da es ja Menschen gibt, die glauben das es diese Wahrheit gibt. Somit ist auch diese Wahrheit nicht allgemein gültig.
LikeGefällt 1 Person
😳
LikeGefällt 1 Person