Wie Ihr wisst, ist mein geschiedener Mann vor vier Monaten gestorben. Bis vorgestern haben meine Söhne und ich gebraucht, seinen Nachlass zu ordnen. Jetzt sind wir fertig und ich fühle mich seltsam. Seltsam ist natürlich kein Gefühl, ich weiß, aber ich kann dieses ungute Rumoren in mir gar nicht so recht beschreiben.

Jetzt beginnt die Zeit, in der ich mit einem wichtigen Kapitel abschließen will. Das ist viel schwerer, als ich dachte und ich verstehe es nicht so richtig. Ich wohne doch schon seit sieben Jahren nicht mehr in unserem Haus und es sollte sowieso verkauft werden.

Und nun ist es geräumt und ich bin nicht erleichtert. Meine Gefühle untergraben jegliche Vernunft, wenn ich durch das Haus und den Garten gehe. Ist es tatsächlich die Leere, die ich äußerlich sehe und innerlich spüre? Ist jetzt alles aus unserer gemeinsamen Zeit verschwunden? Nein, natürlich nicht. Mein Mann hat das Haus und den Garten gestaltet, das ist noch da. Aber es tut weh, alles so nackt zu sehen, ohne Möbel und Hausrat, ohne unsere Bücher und seine kleinen Sammlungen.

Innerlich spüre ich natürlich auch nicht die Leere. Ein Gefühlsmischmasch lähmt mich. Es ist sicher kein Zufall, dass sich meine Nasennebenhöhlen zuziehen und mich zur Ruhe zwingen. Die Ruhe, die ich brauche, um mich wieder auf die Reihe zu bringen, damit das Abschließen und Trauern jetzt beginnen kann.

Das Haus wird im Februar neue Besitzer bekommen. Ich kenne sie noch nicht, aber ich denke, es sind genau die Richtigen und ich werde es gerne an sie weitergeben.

Und ich? Ich wende mich jetzt wieder verstärkt meinen eigenen Angelegenheiten zu. Ich wünsche mir, dass ich den Platz, den ich mit Erinnerungen an meinen Mann und dem Scheitern unserer Ehe in den letzten Monaten gefüllt habe, wieder für andere Gedanken frei machen kann. Die Vergangenheit kann nicht verändert werden und es macht keinen Sinn, die schlimmen Dinge noch einmal durchzufühlen. Sie nahmen so viel Raum ein, dass sich die schönen Erinnerungen erschrocken zurückzogen. Ich werde demnächst die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, an was ich noch denken möchte und an was nicht.

Als ich das letzte Mal im Ruheforst eine Weile an „seinem“ Baum stand, dachte ich: „Es ist alles gut so, wie es ist.“ Das schien nicht mein eigener Gedanke zu sein, denn ich finde es ganz und gar nicht in Ordnung und gut. Aber wenn ich diesen Gedanken hier an diesem Ort denken konnte, ist er vielleicht wahr.

 

 

 

14 Gedanken zu “Es ist gut so

  1. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du nun zur Ruhe kommen kannst und gerne an die schöne gemeinsame Zeit zurück denkst. Immerhin habt ihr zwei prächtige Söhne miteinander. Da steht Dir auch eine ordentliche Portion Trauer zu.

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    1. Danke, liebe Hedwig. Ich denke, wenn das Haus im Februar tatsächlich verkauft ist, wird es ruhiger werden und andere Themen bekommen wieder den Platz, der ihnen zusteht. Auch die Trauer. Liebe Grüße aus dem sonnigen und kalten Wendland! Regine

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  2. Lass dir Zeit! Du bist in einer Phase, wo sich alle Gefühle wild vermischen. Aber das ist auch ganz normal. Alles stürzt auf dich ein: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
    Mit der Zeit löst sich der Wirrwarr.
    Alles Liebe zu dir
    Gabi

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    1. Ja, Gabi, genau das wollte ich ausdrücken! Ich weiß, dass die Zeit ein wesentlicher Faktor für die Verarbeitung ist. Ich freue mich schon darauf, den Wirrwarr loszuwerden! Vielleicht hast Du ähnliche Erfahrungen schon selbst gemacht, oder? Liebe Grüße! Regine

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      1. Genau, Verluste gehören zum Leben! Den Umgang damit muss jeder selbst herausfinden, insofern ist das Erleben auch wieder für jeden einzigartig.

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  3. Weißt du, ich habe für mich beschlossen, dass das Zusammenleben okay war, aber die Trennung eben auch. Ich halte es für normal und gesund, dass man nicht sein halbes Leben im Nachhinein negieren kann…

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    1. Soweit war ich auch schon mal, dachte ich. Jetzt habe ich jedoch gemerkt, dass ich mit der Trennung eben doch noch nicht ganz im Reinen war. Nun ist sie endgültig und ich mache mich auf in die „zweite Runde“ mit dem Ziel, mit beidem einverstanden zu sein: mit unserem Zusammenleben und unserer Trennung. Ich danke Dir für diesen Denkanstoß!

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    1. Danke, Anna-Lena, das mache ich. Im September werde ich an einer Jahresgruppe „Familienaufstellungen“ teilnehmen, dann wird sich noch einiges klären. Bis dahin nehme ich mich so, wie ich bin. Und im Moment bin ich etwas angekränkelt und werde es mir Zuhause gemütlich machen und keinen Stress zulassen. Ich muss ja in zwei Wochen fit sein für meine Knie-OP! Liebe Grüße! Regine

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  4. Ja, dieser Gedanke ist WAHR. Und Du hast auch richtig gespürt, dass er nicht von Dir kam, sondern von dem Schöpfer, dessen Plan alles ist.
    Du darfst also voll darauf vertrauen, dass alles GUT UND RICHTIG ist, was geschieht und geschah in Deinem Leben.
    ganz liebe Grüsse aus Wien
    Babsie

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